ÖGK-Sparkurs: Das wird für Patienten jetzt richtig teuer
- Warum 900 Millionen Euro fehlen
- Interne Maßnahmen: Weniger Personal, weniger Raum
- Patienten zahlen mehr
- Noch offen: Vitamin D, Labortests und Patientensteuerung
- Ärzte im Visier: Honorare unter Deckelung
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) plant massive Einsparungen. Deutlich zu spüren bekommen werden das vor allem die Versicherten. Am Dienstag haben Verwaltungsrat und Hauptversammlung ein umfassendes Sparpaket beschlossen, das sowohl interne Maßnahmen als auch Leistungskürzungen für Patienten umfasst. Das erwartete Defizit soll bis 2026 auf eine „schwarze Null“ reduziert werden.
Warum 900 Millionen Euro fehlen
Aktuell fehlen rund 900 Millionen Euro im Budget. Die Ursachen für das hohe Defizit verortet ÖGK-Obmann Peter McDonald vor allem außerhalb des Einflussbereichs der Gesundheitskasse. Gründe für das massive Budgetloch seien vielmehr „medizinischer Fortschritt“, das Erreichen des Pensionsalters durch geburtenstarke Jahrgänge und der „Trend weg von den Spitälern in den stärker von den Kassen finanzierten Bereich“, erklärt er im Gespräch mit der APA. Hinzu komme die anhaltende Rezession, die sich negativ auf die Einnahmenseite auswirke.
Die ÖGK plant, das prognostizierte Minus heuer auf 250 Millionen Euro zu senken, um 2026 ausgeglichen zu bilanzieren. „Spitzenmedizin auf E-Card ohne allzu große zusätzliche Belastungen für die Versicherten sicherzustellen“ sei das erklärte Ziel, so McDonald.
Interne Maßnahmen: Weniger Personal, weniger Raum
Gespart wird zunächst im eigenen Haus. Jede zweite Pensionierung soll heuer nicht nachbesetzt werden. Laut ÖGK betrifft das 86 Vollzeitäquivalente. Seit der Kassenfusion seien damit insgesamt 200 Stellen eingespart worden. Zusätzlich soll die Zahl der Leasing-Arbeitskräfte gesenkt und zehn Prozent der Flächen von Verwaltungsgebäuden abgegeben werden. Auch Investitionen will man laut McDonald „dort zurückstellen, wo es möglich ist“. Ziel sei eine strukturelle Konsolidierung mit langfristiger Wirkung.
Patienten zahlen mehr
Aber auch bei den Patienten wird gespart. Teils bekommen sie das überaus deutlich zu spüren. Konkret hat man sich bereits auf drei Maßnahmen geeinigt.
Rettungstransporte
Weil die Zahl der Krankentransporte um zehn Prozent gestiegen ist, führt die ÖGK ab Juli Gebühren ein. Für einen Transport soll künftig die einfache Rezeptgebühr (7,55 Euro) fällig werden, bei Taxifahrten die doppelte. Damit wolle man sicherstellen, dass es in dem Bereich zu keinen „reinen Convenience-Verordnungen” komme, wie McDonald erklärt. Ausgenommen sind davon weiterhin Notfalltransporte.
MRT, CT und Physio
Magnetresonanz- und Computertomografie-Untersuchungen werden bis Jahresende wieder genehmigungspflichtig. Ein digitales Bewilligungssystem soll die Abwicklung erleichtern. Gleiches könnte demnächst auch für Physiotherapie auf Kasse gelten. Dieser Teil des Pakets ist innerhalb der ÖGK aber noch nicht final beschlossen. Ziel sei es, Überversorgungen zu korrigieren und die Wartezeiten zu verkürzen.
Orthopädische Schuhe
Fix beschlossen ist bereits die Erhöhung des Selbstbehalts bei orthopädischen Maßschuhen. Weitere Details zur Staffelung der Kosten sind noch nicht bekannt.
Noch offen: Vitamin D, Labortests und Patientensteuerung
Einige Punkte des Pakets werden derzeit noch mit Vertragspartnern und der Politik diskutiert. Dazu gehört etwa die Frage, ob die generelle Bestimmung des Vitamin-D-Werts ohne medizinische Indikation weiterhin übernommen werden soll. Auch eine Reduktion von Laboruntersuchungen steht zur Debatte. Zusätzlich könnte die Einführung eines Systems zur Patientensteuerung erfolgen.
Ärzte im Visier: Honorare unter Deckelung
Die ÖGK will zudem auch die Ärzteschaft stärker in die Verantwortung nehmen. „Die harten Jahre 2025 und 2026 erfordern, dass alle einen fairen Beitrag leisten“, so McDonald. Die Honorare von Kassenärzten sollen künftig nicht stärker steigen als die Beiträge – aktuell sind das vier Prozent, also mehr als die Inflation. Die Einigung soll über Verhandlungen mit den Ärztekammern erreicht werden. Parallel dazu laufen Gespräche mit den Bundesländern über eine gemeinsame Finanzierung von Spezialzentren, etwa im Bereich Diabetes und Schmerztherapie.