ZIB2: Wolf entsetzt Zuseher mit Frage an Doskozil
Rücktritt, Diskussionen, Kampfabstimmungen: Zum Abschluss eines turbulenten Tages nach der Mitgliederbefragung hat der Erstplatzierte, Hans Peter Doskozil, bei Armin Wolf Platz genommen. Im ZIB2-Studio bestätigt er die Darstellung, dass er kurz davor war sich zurückzuziehen. "Aber ich wurde überzeugt, von sechs, sieben Bundesländern", so Doskozil.
Wien gegen Doskozil
Sicher nicht dabei: die Bundeshauptstadt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Wiener SPÖ alles andere als glücklich mit Doskozils Führungsanspruch ist. Überraschend hatte sich die mächtige Landesorganisation gestern auch hinter Andi Bablers Wunsch nach einer erneuten Mitgliederbefragung gestellt. Zur Erinnerung: Gerade Michael Ludwigs Organisation war bis dato partout dagegen. Nach dem Ausscheiden von Wunschkandidatin Pamela Rendi-Wagner scheint sich der Wind aber gedreht zu haben. Auf Wolfs Nachfrage, ob das "noch einmal ein Versuch von Michael Ludwig" gewesen sei, Doskozil zu verhindern, reagiert der Angesprochene gelassen. Er wolle das nicht werten, erst recht nicht in dieser Schärfe. Und: "Es ist auch wichtig für die Partei, über solche persönlichen Befindlichkeiten und Verletzheiten, die es ja überall gibt und die es auch bei mir gibt, hinwegzusehen und darüber zu stehen."
Auch wenn herumgetwittert wird, dass ich feige bin: Das kann man mir nicht vorwerfen.
Die Frage nach der Stimme
Und dass die Verletzungen teils tief sitzen, steht wohl außer Frage. Prompt greift Wolf den Angriff auf Doskozils Stimme auf. Ludwig soll vor wenigen Wochen in einer Parteisitzung eine relativ untergriffige Bemerkung dazu gemacht haben. Tatsächlich wird Doskozils geschwächte Stimme von Gegnern häufig thematisiert. Wahlen gewinnen? "Wie soll das gehen, mit dieser lädierten Stimme?", zitiert Wolf Doskozils Kritiker. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sie auch in diesen Kreis einstimmen", so Doskozil. "Ich habe eine Wahl gewonnen mit dieser Stimme", verweist er auf seine absolute Mehrheit im Burgenland. Ob er einen Wahlkampf stemmen könne, diese Einschätzung obliege gänzlich ihm, auf Zurufe von außen könne er verzichten.
Wolfs Frage verärgert
Auch in den sozialen Netzwerken kam die Nachfrage von Wolf gar nicht gut an. "Unter der Gürtellinie" und "schwerer Untergriff" befinden manche Zuseher. Als grobschlächtig andere. "Sehr viele Menschen, die uns zuschauen, stellen sich die Frage natürlich und deswegen stelle ich sie Ihnen", rechtfertigt der Anchorman die Thematisierung noch in der Sendung. Zu bedenken: Doskozil hat auch in der Vergangenheit in diversen Interviews offen dazu Stellung genommen.
Duell mit Babler
"Ich hab mich mit dem Programm von Andi Babler nicht bis ins kleinste Detail auseinandergesetzt", so Doskozil zu den Unterschieden zwischen ihm und seinem Konkurrenten. "Das mache ich auch bei anderen Dingen nicht." Unterschiede gebe es aber bei den Themen Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung, Asyl- und Migrationspolitik.
Verletzungen vergessen
"Es ist eine Riesenherausforderung wieder aufeinander zuzugehen und Geschehnisse und Verletzungen zu vergessen", bekennt Doskozil zur Spaltung in der Partei. Von Bablers Erfolg zeigt er sich nicht nur überrascht, sondern beeindruckt. "Es wäre ja verrückt, wenn man nach dem Parteitag nicht aufeinander zugeht und das gesamte Potenzial ausschöpft." Über sein sonstiges Team hält sich Doskozil bedeckt. Namen will er erst nach dem 03. Juni nennen. "Das Wichtigste ist die Partei in den Vordergrund zu stellen. Nicht die Persönlichkeiten."
