Doskozil: "Meine Herausforderung ist die Stimme"
Der burgenländische Landeshauptmann beschreibt seinen Führungsstil als pragmatisch, fair und von Hausverstand geprägt. Das Kommando in der Löwelstraße könnte ihm seine Law-and-Order-Linie einbringen. Seine Batterien für die Reise dorthin lädt der 52-jährige Ex-Polizeichef beim Radfahren auf, wie er gegenüber weekend verrät. Sein Lebensmotto?
Richtungsstreit in der SPÖ
weekend: Die Abstimmung über den Parteivorsitz wurde ursprünglich als Duell zwischen Ihnen und Pamela-Rendi-Wagner ausgerufen. Wie nehmen Sie es wahr, dass es plötzlich so viele Bewerber um den Vorsitz gab?
Hans Peter Doskozil: Das war abzusehen. Die Abwicklung der Mitgliederbefragung ist aus meiner Sicht schon im Vorfeld chaotisch abgelaufen. Aber es ist auch ein gutes Zeichen, dass sich so viele einbringen wollen. Wir haben viele neue Mitglieder gewonnen. Das zeigt, dass Interesse an Politik, an der Sozialdemokratie besteht, und wenn wir diesen Schwung jetzt nutzen, bin ich überzeugt davon, dass wir die Nummer eins werden.
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weekend: Die Gräben in der Partei gehen nach den monatelangen Gefechten tief. Was braucht es, um sie wieder zu kitten?
Hans Peter Doskozil: Dieser Neustart ist eine große Chance, wieder geeint in die Zukunft zu gehen. Ich bin froh, dass mit der Mitgliederbefragung ein Schlussstrich gezogen wird und wir die Partei wieder öffnen. Jetzt geht es um ein konkretes Programm der Sozialdemokratie für die nächsten Jahre. Unsere Mitglieder müssen ernst genommen werden, die Entscheidung, die bis zum 10. Mai getroffen wird, muss bindend sein und dann können wir gemeinsam und stark in die Zukunft gehen und endlich wieder Wahlen gewinnen.
weekend: Ist die Abstimmung über die Spitze auch eine Grundsatzabstimmung innerhalb der SPÖ?
Hans Peter Doskozil: Natürlich. Es geht hier nur bedingt um Personen, es geht vor allem um Inhalte. Die Basis kann nun mehrheitlich bestimmen, wohin sich die SPÖ künftig entwickeln soll und das ist gut und richtig so.
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Kann Doskozil Kanzler?
weekend: Soll der Sieger oder die Siegerin auch als Spitzenkandidat in die nächste Wahl gehen?
Hans Peter Doskozil: Ich gehe davon aus, dass es so sein wird.
weekend: Aus den Parteigremien ist durchgesickert, dass über Ihre Stimme gesprochen wurde. Halten Sie einen NR-Wahlkampf durch?
Hans Peter Doskozil: Natürlich! Es gibt keinen Grund das Gegenteil anzunehmen. Ich finde es ehrlich gesagt auch bezeichnend, wenn andere meine Gesundheit beurteilen wollen. Ich kenne das seit meiner ersten Kehlkopf-OP, aber ich habe mich davon nicht beirren lassen und das bleibt auch so. Es gibt viele Menschen, die mit unterschiedlichen Herausforderungen leben müssen. Meine Herausforderung ist die Stimme. Ich bin der festen Überzeugung, dass laut und leise in der Politik keine Kategorien sind. Es geht darum, Wahlen mit starken Inhalten zu gewinnen, und dabei ist meine Stimme kein Hindernis.
weekend: Warum wären Sie ein guter Kanzler für Österreich?
Hans Peter Doskozil: Mein Politikverständnis lautet: Strukturen hinterfragen, Lösungen aufzeigen und Inhalte pragmatisch umsetzen. So habe ich das auch im Burgenland gehandhabt und gezeigt, dass es funktioniert. Einen guten Kanzler macht aus, dass die Menschen im Mittelpunkt der politischen Arbeit stehen. Das war auch mein Credo als Landeshauptmann, das würde ich weiterhin so handhaben.
Doskozils Themen
weekend: Welche drei Themen sind dafür aktuell die wichtigsten?
Hans Peter Doskozil: Was den Österreicherinnen und Österreichern unter den Nägeln brennt, was die Menschen enorm belastet, ist die anhaltende Teuerungswelle. Hier braucht es endlich bundesweite, sozial treffsichere Entlastungspakete. Daneben gibt es Schlüsselthemen der Zukunft, um die wir uns jetzt auch kümmern müssen. Ich nenne drei: die Pflege, den Gesundheitsbereich und die Energiewende mit dem Ziel, energieunabhängig zu werden.
weekend: Und welche drei Anliegen sind für Sie nicht verhandelbar?
Hans Peter Doskozil: Die Sozialdemokratie muss wieder jenen zurückgeben werden, für die sie gegründet wurde – das ist für mich nicht verhandelbar. Ich gebe auch bestimmt nicht nach, was leistbaren Wohnraum betrifft. Wohnen ist ein Grundrecht. Und drittens: die Menschen in Österreich müssen von ihrer Arbeit gut und sicher leben können, daher ist ein Mindestlohn in Absprache mit den Gewerkschaften unumgänglich.
SPÖ und ihre Mitglieder
weekend: Braucht es dafür auch innerhalb der Partei mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten?
Hans Peter Doskozil: Unbedingt. Darum habe ich die Mitgliederbefragung gefordert. Die Partei gehört allen Mitgliedern, mir geht es auch um eine Demokratisierung der SPÖ. Die Direktwahl des Parteivorsitzes soll aus meiner Sicht auch im Statut der Partei fest verankert sein. Generell sollen die Mitglieder auch bei anderen wichtigen Themen und Entscheidungen eingebunden werden.
weekend: Ein Satz für die neuen Mitglieder?
Hans Peter Doskozil: Schön, dass ihr Teil unserer Bewegung seid! Tun wir gemeinsam das Richtige! Verhindern wir eine drohende schwarz-blaue Bundesregierung.
Doskozils Dreamteam
weekend: Wenn Sie den Parteivorsitz übernehmen würden: Würde es dann personelle Änderungen geben? Wie würde Ihr Dreamteam aussehen?
Hans Peter Doskozil: Natürlich müsste es dann personelle Änderungen geben, denn längst überholte Strukturen müssen aufgebrochen werden. Mein "Dreamteam" werde ich nach und nach bekannt geben, es soll ein breit aufgestelltes Team werden.
weekend: Ihr Führungsstil in drei Worten?
Hans Peter Doskozil: Ich kann sagen, wie ich es gerne handhabe: pragmatisch, fair und mit Hausverstand. Aber fragen Sie am besten meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Interview wurde schriftlich geführt.