House of Cards: Machtpoker in der Löwelstraße
Da waren es nur noch drei: Statt 72 plus Giraffe stehen jetzt nur noch drei Bewerber am Stimmzettel. Von 24. April bis 10. Mai können SPÖ-Mitglieder über ihren Favoriten bzw. ihre Favoritin abstimmen. Das Ergebnis soll dann am 22. Mai verkündet werden. Das Resultat der "Meinungsumfrage", wie Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch den Prozess non-chalant nennt, soll am Sonderparteitag am 3. Juni be- und verwertet werden. Das Ergebnis ist laut Partei-Statut nicht bindend. Die Karten sind verteilt, das finale Spiel beginnt.
Rendi-Wagner ist "all in"
In der Löwelstraße wird nicht erst seit gestern House of Cards gespielt. Seit Jahren dominieren Machtspielchen, Querschüsse und Intrigen die innerparteiliche Debatte. Mit der Mitgliederbefragung ist der Einsatz im Machtpoker vor allem für die aktuelle Vorsitzende massiv gestiegen. Pamela Rendi-Wagner ist “all in” gegangen. Schafft sie es nicht auf Platz eins, wird sie nicht nur ihren Sessel räumen, sondern der Politik gänzlich den Rücken kehren.
In Pams Ecke
In der Ecke der Titelverteidigung stehen prominente Genossen wie die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Auch die Wiener Michaels – einmal amtierender, einmal Ex-Bürgermeister – Ludwig und Häupl haben sich offen für die Amtsinhaberin ausgesprochen.
Doskozil will sehen
Seit Jahren treibt Herausforderer Hans Peter Doskozil den Einsatz mit geschickten Bluffs in die Höhe. Will er oder will er nicht? Jetzt hat er Farbe bekannt und alles auf eine Karte gesetzt. Die Quoten des burgenländischen Landeshauptmanns stehen gut, dass er sich verzockt, scheint relativ ausgeschlossen. Experten wie Weggefährten und Genossen rechnen ihm die höchsten Chancen aus, die Staffel von Rendi-Wagner zu übernehmen. Mit seinem Law-and-Order-Kurs könnte er schon bald das Kommando in der Löwelstraße führen.
Prominente Supporter für Ex-Polizeichef
Die Herzen prominenter Parteikollegen hat der ehemalige Polizei-Präsident damit bereits im Sturm erobert. Ex-Bundesgeschäftsführer und Nationalratsabgeordneter Max Lercher hat im Falle seiner Niederlage sogar den solidarischen Rückzug aus der Politik angekündigt. Während Altkanzler Christian Kern verhalten Zustimmung signalisiert hat, setzt Ex-Klubchef und SPÖ-Urgestein Josef Cap sein Vertrauen offen in Doskozils Leadership-Qualitäten.
Last Minute-Buy-in: Herzbube der Basis
Womit er jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass die SPÖ während der Partie die Spielregeln ändert. Noch vor Schluss der Wettannahme hat sie das Spiel für Buy-Ins geöffnet. Als Wild Card und Joker nimmt der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler am Tisch Platz. Der Herzbube der Basis ist der “Last Man Standing” aus über 70 weiteren Kandidaten. Als Underdog des Linken Flügels mischt seine Kandidatur die Karten nochmal neu.
Breite Basis
Nikolaus Kowall, Vorsitzender der Wiener Sektion 8 hat für Bablers Antritt die Waffen gestreckt und das Feld geräumt. Fahnenträger findet Babler vor allem an der Basis der Partei. Prominente Flankendeckung gibt es auch von Paul Stich, seines Zeichens Vorsitzender der Sozialistischen Jugend.