Back to black: Die schwarze Konterrevolution
Man braucht schon ein gerütteltes Maß an Leichtgläubigkeit bis hin zur intellektuellen Selbstaufgabe, um Sebastian Kurz den Grund für seinen Rücktritt abzukaufen. Vom Karrieristen zum Familienmenschen, naja. Egal: der Kanzler der Herzen ist politische Geschichte. Eine Geschichte, die der einstige Strahlemann Europas und Hoffnungsträger der konservativen Konservativen nicht nur gerne anders enden, sondern vor allem länger dauern hätte lassen. Der rasante Höhenflug wurde durch einen brutalen Absturz beendet. Schwarzer Freitag nix gegen Kurz-Sturz. Die Gründe dafür sind vielfältig, der von Kurz selbst genannte vernachlässigbar. Ausschlaggebend für das Scheitern sind wohl die Chat-Protokolle und die damit einhergehende Entfremdung von Parteigranden wie Johanna Mikl-Leitner, Hermann Schützenhöfer und Günther Platter. Es war den Ur-Schwarzen einfach zu viel geworden, zu viel Beliebigkeit, zu viel Kaltschnäuzigkeit, zu viel Rücksichtslosigkeit. Bei zu wenig Substanz.
Back to black
Sie, die Sebastian Kurz auch persönliche Wahlsiege zu verdanken haben, schaufelten dessen politisches Grab. Am deutlichsten brachte dies der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer auf den Punkt: „Ich denke, dass das jetzt notwendig war.“ Nicht, dass man Schützenhöfer und Co. für den Kurz-Sturz verantwortlich machen kann. Sie erkannten bloß lange vor ihm, dass das Spiel aus war. Game over. Man ließ ihn noch ein wenig gewähren, aus Dankbarkeit heraus, wusste aber, dass da nichts mehr zu retten war. Nun, mit dem Rücktritt von Kurz wird wohl über kurz oder lang auch die türkise Parteifarbe mit einem soliden schwarz übermalt werden. Gefährlich ist das allemal. Man sollte nämlich keinesfalls vergessen, wie die ÖVP vor Sebastian Kurz performt hat.