Andreas Hanger: Alle scheinheilig, nur nicht die ÖVP
Der ÖVP-Politiker musste bekanntlich die Position des Klubchefs räumen - den besetzt nun Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Hanger, für die Geschäftsführung und den Fraktionsvorsitz im bereits beendeten Ibiza-U-Ausschuss zuständig, machte sich heute einmal mehr vor der Presse Luft und prangerte vor allem die herrschende "Doppelmoral" an.
Verteidigungsstrategie
Die erste Attacke gilt der SPÖ, die in Sachen Inseratenpolitik die gleichen Methoden anwende, die der ÖVP vorgeworfen werden. Vor allem das rote Wien nimmt Hanger unter Beschuss: Während die Bundesregierung 5,30 Euro pro Kopf für Inserate ausgebe, liege in Wien der Betrag bei 19 Euro.
Nach einem Exkurs über den Umgang mit Inseratengeldern von Ex-Kanzler Werner Faymann, SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried und Kärntens LH Peter Kaiser wechselt Hanger das Thema und wendet sich den von der ÖVP (möglicherweise) frisierten Umfragen zu. Zentrale Aussage: "Ich kann bis heute nicht erkennen, warum Sebastian Kurz Umfragen hätte beschönigen müssen."
Hanger - Wien 2:0
Mit anderen Worten: Zum angelasteten Verbrechen fehlt quasi das Motiv. Im Gegenzug unterstellt er der SPÖ, Umfragen zur Wien-Wahl 2015 manipuliert zu haben.
"Ja, vermutlich hat die SPÖ hier Umfragen publizieren lassen, die nicht der Realität entsprechen. Ich halte diese Umfragen für hundertprozentig nicht glaubwürdig."
Überraschung in der anschließender Fragerunde: Die Journalistin Petja Mladenova, stellvertretende APA Innenpolitik-Chefin, reichte ihre Frage quasi weiter - an den Chefredakteur des "Falter" Florian Klenk.
„Ich schenke meine Frage dem Kollegen Klenk.“
— Franz Schnabl (@SchnablFranz) October 21, 2021
Herrlicher Move einer Journalistin. #hanger #wksta #OEVPkrise #oevpua
Die Retourkutsche der SPÖ auf Hangers Aussagen folgte prompt. Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch spricht in einer Aussendung von einem "erbärmlichen Ablenkungsmanöver" und beklagt "absurde Verschwörungstheorien" der ÖVP.