Test: VW California Beach Edition - Der Dauercamper
Der Boom
Wohnmobile verkaufen sich derzeit fast so schnell wie die Preise steigen. Zehn Jahre alte Wohnmobile, die gut erhalten sind, zu einem Preis unter 40.000 Euro, sind so etwas wie ein Lotto Sechser. Seit einigen Jahren gibt es einen echten Camper-Boom. Dass der „VW-Bus“ hier eine große Rolle spielt ist keine Überraschung. Warum aber sind Modelle wie ein California oder eben ausgebaute T-Modelle so beliebt? Immerhin kostet der hier getestete VW California Beach Edition in überkompletter Ausstattung 105.000 Euro. Wobei die Beach-Variante schon bei 78.630,- startet. Mit Küchenzeile wird es noch teurer. Wer eine solche haben will muss den California Ocean nehmen, der ab 97.000 Euro startet. Die Beliebtheit des California hat mehrerlei Gründe. Zum einen ist der Wiederverkaufswert ein extrem hoher und einen VW-Campingbus wird man jederzeit um gutes Geld wieder los. Ein weiterer Vorteil ist die relativ kompakte Größe. Man kann noch einigermaßen normal parken und sogar in Tiefgaragen darf man sich wagen. Ausgestattet mit einem Hochdach, kann man sogar zu viert mit der Familie auf Urlaub fahren und im Camper ohne Probleme schlafen. Und: Ein VW California hat durchaus auch als Alltagsfahrzeug seine Berechtigung. Viele verzichten auf einen zusätzlichen PKW und fahren mit dem Camper in die Arbeit und zum Einkaufen. Man spart sich demnach ein zusätzliches Fahrzeug. Dazu kommen ein dichtes Werkstattnetz in ganz Europa, Ersatzteile gibt es an jeder Ecke und generell gelten die Bullys als langlebig.
Features
Auf den ersten Blick sieht es im Innenraum gar nicht so sehr nach Wohnmobil aus. Eher wie in einem Multivan. Das hängt damit zusammen, dass im Test-VW keine Küchenzeile verbaut ist. Auf den zweiten Blick gibt es aber eine Menge cooler Campingfeatures. Da hat sich VW einiges einfallen lassen. So versteckt sich in der Schiebetüre ein wirklich solider Campingtisch. In der Heckklappe sind zwei Klappstühle versteckt. Die Rückbank verwandelt sich mit einigen Handgriffen in ein Bett, in dem auch großgewachsenen Zeitgenossen Platz finden. Die Matratzenauflage liegen schon im Kofferraum. Zusatzbatterie, 220 Volt Steckdosen sind vorhanden und in den Seitenscheiben sind getönte Schiebefenster verbaut, die noch dazu mit Rollos verdunkelt werden können. Leselampen und andere Leuchten sind natürlich auch an Bord. Und dann wäre noch das Hubdach…
Hochdach bzw. Hubdach
Wer in seinem Leben irgendwann mit einem Wohnmobil ohne ordentliche „Stehhöhe“ unterwegs war, wird wissen, wie wichtig es ist, nicht immer auf den Knien herumzurutschen. Für alle Nichtcamper – hier die Vor- und Nachteile eines Hochdachs. Wie schon im Text angedeutet, können vier Personen im California Beach schlafen. Das funktioniert nur deshalb, weil zwei Personen im ersten Stock die Nacht verbringen. Dieser entsteht nach Anheben des Daches. Im Hubdach befindet sich eine große Liegefläche, die tagsüber in die Höhe geklappt werden kann. So kann man darunter gut stehen. Logischerweise ist des Nächtens ein aufrechtes Stehen im Erdgeschoß nicht möglich. Der Zugang zum Hubbett ist von der Fahrerkabine aus möglich. Der Aufbau ist relativ einfach. Links und rechts entriegeln, kräftig nach oben drücken und fertig. Da das Dach großteils aus Stoff gefertigt ist, kann es bei niedrigen Temperaturen durchaus etwas kühl werden. Besonders gefallen hat uns deshalb die eingebaute Standheizung, die auch bei Minusgraden ein Campen erlaubt.
Im Alltag
Der Zweiliter Diesel mit 150 PS ist sicher keine Rakete, passt aber gut, um stressfrei eine lange Reise anzutreten. Eine kleine Anfahrschwäche muss sich der Test-VW allerdings schon nachsagen lassen. Handling, Fahrwerk, Lenkung sind so wie bei allen T-Modellen angelegt – da passt alles. Beim Verbrauch spricht der Hersteller von 8 bis 9,5 Liter. Im Test schafften wir bei braver Fahrweise neun Liter. Im Stadtverkehr geht’s in der Regel über 10 Liter. Dabei darf man nicht vergessen, dass ein Allradantrieb im Hintergrund werkt. Der Arbeitsplatz wirkt zusammengeräumt – das Display im Bereich der Mittelkonsole lässt sich gut bedienen. Und ganz wichtig! Ein California schafft bis zu 640 Kilo Zuladung. Das ist verglichen mit anderen Campern bis 3,5 Tonnen ein guter Wert. Fazit: Der getestete California Beach Edition ist nicht nur optisch ein echter Hingucker. Er ist absolut alltagstauglich und keinesfalls als Camper zu sehen, denn man im Juni auswintert, um dann auf Urlaub zu fahren. Nein, das Ding will ganzjährig genutzt werden – weil es ja auch tatsächlich möglich ist. Ein Dauercamper also! Noch ein Tipp: Eine Küchenzeile wie im Ocean bringt schon deutlich mehr Camperfeeling. Daran sollte man denken.
Eckdaten:
150 PS
1.968 ccm
Diesel Vierzylinder
7-Gang-DSG
Spitze: 182 km/h