Göttlicher Genuss
Ihre Grundsteine wurden meist schon im Mittelalter gelegt, während sie im Barock oder Rokoko häufig umgestaltet wurden. Das Ergebnis kann sich bis heute sehen lassen: Jedes einzelne Stift und jedes einzelne Kloster sind Juwele der Baukunst, oftmals ausgestattet mit beeindruckenden Bibliotheken, mit herrlichen Marmorsälen oder Museen. Aber nicht nur das. Die meisten Bauten befinden sich in privilegierter Lage, umgeben von schönster Natur. An so einen Ort begibt man sich gerne – das gilt nicht nur für Gläubige. Einige Klöster sind mittlerweile beliebte Ausflugsziele, dienen als Veranstaltungsort oder Kurhaus, bieten Seminare an oder gar Zimmer zum Übernachten für alle, die Ruhe suchen. Und manche locken eben mit kulinarischen Köstlichkeiten wie Wein, Bier, Likör, Käse und vielem mehr.
Mühlviertler Juwel.
Am Fuße des Böhmerwaldes, im wildromantischen Mühlviertel, leben und wirken seit mehr als 800 Jahren Angehörige des Prämonstratenserordens. Hier erwarten den Gast Tradition und Aufgeschlossenheit, seelsorgliches Engagement und geistliches Ambiente. Und mehr noch: Seit über 400 Jahren wird im Stift Schlägl auch Bier gebraut. Naturbelassenes Wasser, gewonnen aus dem Urgestein des Böhmerwaldes, Malz aus österreichischen Mälzereien, Schlägler Bioroggen und feinster Mühlviertler Hopfen verschmelzen zu vielseitigen BierSpezialitäten, die auch schon mit zahlreichen internationalen Prämierungen belohnt wurden.
Zur Freude des Menschen.
Das Benediktinerstift Kremsmünster wurde im Jahre 777 von Tassilo III. gestiftet – der Legende nach genau an dem Ort, an dem sein Sohn Gunther bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Es zählt zu den größten, bedeutendsten und ältesten Klosteranlagen Österreichs. Schon seit seiner Gründung ist das Stift Kremsmünster eng mit dem Weinbau verbunden. Die ersten Weingärten wurden dem Stift schon bei seiner Gründung 777 mitgegeben. Heute umfassen die Weingärten eine imposante Größe von rund 50 Hektar – gut 20 Hektar bei Krems an der Donau und weitere 30 Hektar in Deutschkreutz im Mittelburgenland. Die Weingärten sind an Weinbauern verpachtet, die einen Teil der Ernte als Pachtwein abliefern. Das Sortiment reicht von Weiß- über Rotwein bis hin zu Süß- und Schaumweinen.
Einzigartig.
Das Stift Engelszell ist das einzige Trappistenkloster Österreichs. Es wurde 1293 gegründet und blickt auf eine turbulente Geschichte zurück. 1786 wurde es im Zuge der Reformen von Kaiser Joseph II. aufgehoben. Seinen neuen Besitzern diente das Klostergebäude als Fabrik und repräsentativer Wohnsitz. Erst 1931 wurde es schließlich zur Abtei erhoben. Die Zisterzienser von der strengeren Observanz – volkstümlich Trappisten – sind weithin als gute Bierbrauer bekannt. In acht Brauereien in den Niederlanden, in Belgien und seit 2012 auch in Österreich brauen sie ihre Starkbiere. Und die haben es wirklich in sich. Die Trappistenbiere protzen mit einem Alkoholgehalt zwischen sechs und zwölf Prozent. Geschmacklich sind sie sehr eigenständig und werden nur in kleinen Mengen hergestellt. Das Stift Engelszell ist allerdings nicht nur für sein Bier, sondern auch für seine Klosterliköre bekannt. Wohl bekomm’s!
Mit Freude leben.
1084 von Wernher von Reichersberg gegründet, befindet sich das Stift Reichersberg im Besitz der Augustiner Chorherren. Nach einem Großbrand im 17. Jahrhundert mussten die Stiftsgebäude neu errichtet werden und erhielten ihre beeindruckende barocke Gestalt. Der etwas unerwartete Leitspruch des Stiftes lautet: „Mit Freude leben!“ Und tatsächlich: Das kulturelle und kulinarische Angebot macht Freude. Der „Reichersberger Sommer“ lockt mit seinem Kulturprogramm Jahr für Jahr zahlreiche Gäste an. Auch der Klosterladen ist voller köstlicher Überraschungen und bietet unter anderem Weine, Liköre und Edelbrände aus eigener Erzeugung. In der Stiftsvinothek findet man rund 60 Weine aus Stiften und Klöstern!
Köstlicher Käse.
Das Stift Schlierbach ist ein Zisterzienserstift und beheimatet einen der prachtvollsten Kirchenräume Österreichs. Die Schüler des Gymnasiums, Handwerker und Künstler, ebenso wie die vielen Besucher halten das Haus lebendig. Stift Schlierbach unterhält außerdem die größte Klosterkäserei Europas. Gegründet 1924, hat sich die Klosterkäserei mittlerweile auf die Herstellung von Weich- und Schnittkäse spezialisiert, mit einem besonderen Fokus auf Weichkäse mit Rotkultur. Seit 2008 wird neben Kuhmilch auch Schaf- und Ziegenmilch zur Herstellung der Köstlichkeiten verwendet. Und seit 2012 werden ausschließlich Bio-Käse-Spezialitäten hergestellt – mittlerweile sind es über 20 verschiedene Sorten. Das traditionelle Herstellungsverfahren und die Reifung im Klosterkeller bringen den ganz besonderen Geschmack des Schlierbacher Käses hervor. Zusammengearbeitet wird mit Bio-Bauern aus der Region. Wer es genauer wissen möchte, kann die Schaukäserei – die erste Österreichs! – besuchen.
Trauben und Äpfel.
Im Stift Klosterneuburg heißt es: Willkommen im ältesten Weingut Österreichs! Das Herzstück des Weinguts bilden die legendären Weingärten. Sie befinden sich in den besten Lagen von Klosterneuburg, Wien, Gumpoldskirchen und Tattendorf. Ihnen kommt natürlich auch eine ganz besonders sorgfältige Pflege zu, im Einklang mit der Natur. Gedüngt wird mit dem eigenen Kompost, und bei der Bearbeitung der Gärten wird dem Menschen der Vorzug gegenüber der Maschine gegeben. Der Aufwand lohnt sich, immerhin werden die Weine des Stiftes jedes Jahr von den Weinkritikern mit hohen Punktezahlen ausgezeichnet. Dabei ist Klosterneuburg nicht nur ein Wein-, sondern auch ein Obstgut! Seit 1114 wird neben Wein auch Obst angebaut, mit nicht weniger Erfolg. Der Saft aus den Klosterneuburger Äpfeln soll der beste Österreichs sein.
Spitzenweine.
Stift Göttweig, das mitten in der Wachau am Südufer der Donau thront, wurde 1083 vom Bischof von Passau gegründet und 1094 den Benediktinern übergeben. Von Beginn an bildeten Forst und Weinbau die wirtschaftliche Basis des Stiftes. Nach einer langen, durchaus turbulenten Geschichte entschloss sich das Stift Göttweig im Jahre 1987 aus wirtschaftlichen Gründen zur Verpachtung des Weingutes. Heute wird es unter dem Namen „Weingut Stift Göttweig“ von Winzer Fritz Miesbauer geleitet, mit beachtlichem Erfolg. Vor allem seine Weißweine werden von den Weinexperten gerne mit weit mehr als 90 Punkten belohnt.