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Tradition
Bratwürstelsonntag
Bratwürstelsonntag
Tatiana Volgutova / iStock / Getty Images Plus

Der pure Genuss

27.11.2024 um 00:00, Andreas Hamedinger
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Tradition. Am ersten Adventsonntag kommen Genießer ins Schwärmen. Kein Wunder, stehen doch wieder Bratwürstel und Sauerkraut auf dem Speiseplan.

Draußen ist es kalt, Regen und Nebel trüben die Stimmung. Kaum betritt man aber die eigene Wohnung, ist alles anders. Der Ofen verströmt wohlige Wärme, im Radio läuft „Last Christmas“ und der Tisch ist festlich gedeckt. Darauf steht eine Schüssel mit Sauerkraut, daneben Erdäpfel und ein gut gekühltes Bier. In der Mitte der Tafel der kulinarische Höhepunkt des Tages, wenn nicht sogar der Woche. In Reih und Glied warten knusprig gebratene Bratwürste darauf, der Familie geschmackliche Freuden zu bereiten. Doch halt, warum begeistern uns die kleinen Schweinereien auch in einer Zeit, in der das gastronomische Angebot weit mehr als Pizza, Burger und Co bereithält? Um das zu verstehen, empfiehlt sich eine Zeit-reise. Nein, nicht nur in unsere Kindheit, in der das Würstel für viele mit Abstand das beliebteste Gericht war. Nein, wir reisen noch weiter zurück. In die Zeiten, als Fleisch – und damit auch die Wurst – nichts Alltägliches war. Genau genommen nach Nürnberg in das Jahr 1313. Dort wurde das erste Rezept für die Nürnberger Bratwurst festgelegt, die wohl als bekannteste Vertreterin der kulinarischen Verführung gilt. Den Gründervätern der „Nürnberger“ war Qualität das Wichtigste – so wie heute den handwerklichen Wursterzeugern Oberösterreichs. Bestes Schweinefleisch, Salz, Pfeffer und Majoran machen die Nürnberger Rostbratwurst – die eine Länge von sieben bis neun Zentimeter aufweist – zu einer Delikatesse, die internationale Reputation besitzt. Aber wer hat nun die Bratwurst wirklich erfunden? Das erste überlieferte Bratwurst-Rezept stammt vom römischen Feinschmecker Apicius, der nicht nur mit Honig zubereitete Enten oder exotische Delikatessen wie Flamingo-Zungen schätzte, sondern auch am Bodenständigen Gefallen fand. Den Römern ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass sich die Bratwurst in ganz Europa breitmachte. Detail am Rande: Würste wurden von einem Großteil der Menschen im Mittelalter und auch noch lange Zeit danach nicht gebraten, sondern gekocht. Warum? Ganz einfach: Gebratenes Fleisch war dem Adel und dem hohen Klerus vorbehalten. Aber warum isst man heute in Oberösterreich gerade am ersten Sonntag im Advent mit Vorliebe Bratwürstel? Seit über 200 Jahren wird der Bratwürstelsonntag hierzulande gefeiert. Eine der Theorien zur Entstehung dieses Tages basiert auf der Tatsache, dass es früher nicht möglich war, Tiere – sprich Schweine – den ganzen Winter über zu füttern. Zu Winterbeginn erfolgten daher notwendige Schlachtungen und die Verarbeitung des Fleisches unter anderem zu Würsten. Da im Advent zudem gefastet wurde, bot sich der Bratwürstelsonntag ideal für eine letzte Schlemmerei an. Eine andere These besagt, dass die Linzer Fleischhauer ihren besten Kunden als Dankeschön für ihre Treue Bratwürstel schenkten. Und aus dieser Werbeaktion sei schließlich der Bratwürstelsonntag entstanden. 

Bratwürstel
Am ersten Adventsonntag ist es in vielen oberösterreichischen Haushalten Tradition, Bratwürstel zu essen.

 

Bratwürstel 2.0.

Doch wie soll man seine Bratwurst am besten genießen? Da wäre einmal die Fraktion der Traditionalisten. Diese ergänzen die kulinarische Raffinesse mit Sauerkraut und Erdäpfeln. Dazu gibt‘s ein Pils oder – wenn schon erhältlich – ein kräftiges Weihnachts-Bock. Und da wären diejenigen, die sich experimentierfreudiger dem Thema nähern. Curry und Ketchup? Warum nicht. Die Kombination verträgt sich einfach gut mit gebratenen Würsten – das beweisen Currywurst und Bosna schon lange. Oder die Würste in Blätterteig verpacken und damit Kindern und Junggebliebenen Freude bereiten. Und warum sich nicht einmal Ideen bei unseren deutschen Nachbarn holen? In Franken sind „Saure -Zipfel“ – in Essigsud gegarte Bratwürstel – höchst beliebt. Warum nicht einfach auch mal ausprobieren?  

 

Bier harmoniert bestens.

Es schmeckt, was gefällt. Das gilt natürlich auch für die Kombination von Bratwürsteln mit Getränken. Wer keine besonderen Vorlieben hat, der greift am Bratwürstelsonntag gerne zu einem Pils, einem Zwickl oder zu einer anderen Bier-Spezialität. Und das zu Recht. Die im Bier enthaltene Kohlensäure macht den Gaumen frei für den Genuss, und die Rauch- sowie Malz-Aromen in verschiedenen Bierstilen unterstützen den Geschmack von Würsteln und Kraut optimal.

Rot oder Weißwein?

Doch auch ein Glas Wein passt perfekt als korrespondierendes Getränk: Ein gekühlter Rotwein – ein Beaujolais nouveau oder ein nicht zu alkoholhaltiger St. Laurent aus Niederösterreich – oder ein Grüner Veltliner beziehungsweise ein Muskateller mit genügend Säure harmonieren perfekt mit der fleischigen Delikatesse. Und wer es besonders nobel liebt, der verfeinert das Sauerkraut mit einem Schluck Champagner oder Sekt. Und was mit dem Rest passiert, versteht sich fast von selbst. 

Vitamine und Mineralstoffe.

Auch bei der Bratwurst gilt der von Paracelsus geprägte Grundsatz: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Das heißt, Bratwürste finden durchaus Platz in einem ausgewogenen Ernährungsplan und sind eine gute Proteinquelle. Proteine unterstützen den Aufbau und die Reparatur von Körpergeweben sowie die Produktion von Enzymen und Hormonen. Zudem helfen sie dem Immunsystem bei seinem Kampf gegen Viren und Bakterien. Würste enthalten zudem eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralien: etwa Vitamin B12, das essenziell für die Nervenfunktion und die Bildung roter Blutkörperchen ist, sowie Zink, das das Immunsystem unterstützt, und Eisen, das zur Vorbeugung von Anämie beitragen kann.

Leckere Kombination
Bratwürste und Braterdäpfel – eine Kombination, die immer schmeckt.

Hunger wird gestillt.

Wegen ihres hohen Fettgehalts können Bratwürste auch ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl hervorrufen. Die mögliche positive Folge: In Summe wird – nach dem Konsum von Bratwürsteln – während des restlichen Tages weniger gegessen. 

Senf und Sauerkraut.

Stellt sich zuletzt noch die Frage, wie man dafür sorgt, dass der hohe Fettgehalt nicht zu einem Problem wird. Feinschmecker freut es, dass es eine schmackhafte Armee an Helfern gibt. Senf regt durch seine ätherischen Öle den Speichelfluss und die Produktion von Magensäure an. Damit erleichtert Senf die Verdauung von fettreichen Speisen. Sauerkraut ist wiederum reich an probiotischen Bakterien. Diese Mikroorganismen fördern den Abbau von Fett und sorgen für eine gute Verdauung. 

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