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Ein richtig gutes Bauchgefühl
Die Darmgesundheit ist der Grundstein für alle Vorgänge im Körper.
Die Darmgesundheit ist der Grundstein für alle Vorgänge im Körper.
CHAINARONG PRASERTTHAI / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, PEOPLEIMAGES / E+ / GETTY IMAGES

Darmgesundheit

27.04.2021 um 08:46, Violeta Danicic
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Ein richtig gutes Bauchgefühl. Hätten Sie gedacht, dass Ihr Bauch „mitdenkt“ oder das „Glücklich sein“ auch von unserem Bauch mitbestimmt wird? Auch ein intaktes Abwehrsystem und Allergien haben viel mit dem Verdauungsorgan zu tun. Zum Glück gibt es viele Wege, wie Sie Ihren Darm wieder in Schwung bringen können.

Vielen von uns geht es zurzeit sehr ähnlich. Ein Jahr Corona-Pandemie hat deutlich seine Spuren hinterlassen – Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder auch psychische Probleme machen das Leben derzeit nicht gerade leicht. Das führt oftmals dazu, dass die Verdauung ein Spiegelbild unserer Gefühlslage ist und sich durch unterschiedliche Beschwerden bemerkbar macht. Aber auch das übermäßige Essen mit wenigen Pausen macht unserem Verdauungssystem regelmäßig zu schaffen.

Große Verantwortung

Der Darm und die Verdauung erfüllen ihre Pflichten im ständigen Wechselspiel, wobei vielen Menschen oft nicht bewusst ist, dass dieses fleißige Organ neben der Verdauung noch eine Reihe weiterer wichtiger Aufgaben übernimmt. Der Darm ist unter anderem ein wichtiges Immunorgan, denn hier sitzen etwa zwei Drittel unserer Abwehrzellen. Chronische oder wiederkehrende Infekte, Abwehrschwächen, Entzündungen und Allergien nehmen häufig hier ihren Anfang. Auch Verdauungsbeschwerden wie Durchfälle, Bauchkrämpfe, Blähungen oder Verstopfung sind weit verbreitet und zeigen, dass die Darmgesundheit vielfach zu wünschen übrig lässt. Neben den klassischen Beschwerden wie dem Reizdarm-Syndrom, mit Durchfällen oder Verstopfung und Bauchschmerzen, ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern und kostet jährlich vielen Menschen das Leben.

Die Darmgesundheit beginnt mit der Ernährung.
Ob wir einen gesunden Darm haben oder nicht, hängt maßgeblich von unserer Ernährung ab.

Kontakt zur Außenwelt

Der Darm stellt den Kontakt zur Außenwelt her. Denn mit dem Speisebrei werden nicht nur Nährstoffe in die Darmhöhle geflutet, sondern auch krankmachende Keime, allergieauslösende Nahrungsbestandteile und Gifte. Kein Wunder also, wenn hier auch Abwehr- und Entgiftungsprozesse stattfinden. Etwa 80 Prozent der Immunzellen sitzen im Darm, daher ist er unser größtes immunologisches Organ. Mit dabei sind sogenannte Abwehrzellen, die Fremdes auffressen und verdauen. Ebenso finden wir weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten, welche für die Beseitigung von fremden Eindringlingen Kampfstoffe wie die Immunglobuline herstellen. Eine priorisierende Rolle bei der Beseitigung von „Eindringlingen“ spielen zusätzlich die guten Darmbakterien, von denen ein gesunder Darm massenhaft zu seinem Eigen zählen darf. In etwa 100 Billionen Bakterien sind an unserer Verdauung beteiligt, das sind etwa zehn Mal so viel, wie unser Körper Zellen hat. Im Darm eines Erwachsenen leben etwa 500 verschiedene Bakterienarten, die sich auf 17 Familien verteilen, in friedlicher Koexistenz zusammen. Sie vertragen sich alle miteinander und unterstützen sich gegenseitig. Diese „Wohngemeinschaften“, unsere Darmflora, sind bis zum mittleren Alter normalerweise in ihrer Zusammensetzung stabil.

Goodbye Krankheitserreger

Die Darmflora bzw. die Darmbakterien leben auf unserer Darmschleimhaut. Ohne sie wäre unser Immunsystem lahmgelegt. Infektionen und Krankheitskeime wären die Folge, ein Überleben wäre schließlich nicht möglich. Man kann sich den Darm als Schutzpolizei für den Organismus vorstellen. Kommen Nahrungsmittel in dieses System, filtert der Darm die guten heraus und leitet sie in die Blutbahn weiter. Die schlechten Stoffe werden im Idealfall mit Schleim umschlossen, damit sie nicht durch die Darmwand in den Organismus kommen. Geraten nun zu viele schädliche Stoffe in den Darm, kann er dieser Funktion nicht mehr ausreichend nachkommen. Die Schadstoffe setzen sich an der Darmwand ab und verhärten dort. Andere geraten in den Organismus und führen zu einer Übersäuerung. Schädliche Bakterienstämme können sich besser und ungehindert ausbreiten und das Darmklima gerät ins Ungleichgewicht.

Freie Radikale

Aggressive freie Radikale machen einer gesunden Darmflora zu schaffen. Sie entstehen im Körper bei einer Reihe von Stoffwechselvorgängen. Das sind winzige Teilchen, die unsere Körperzellen angreifen und massiv schädigen können. Im Darm sind freie Radikale besonders häufig anzutreffen, da sie dort u. a. durch Nahrungsgifte (Pestizide, Schwermetalle) vermehrt entstehen. Die ermüdeten oder gar geschädigten guten Darmbakterien überlassen dann das Feld den krankmachenden Bakterienarten und ermöglichen so eine Fehlbesiedelung im Darm. Diese können weitreichende Folgen für die Verdauung, die körpereigene Abwehr und die Stoffwechselleistungen des Darmes haben. Ist eine solche Störung der Darmflora erst einmal längerfristig da, können sich Folgebeschwerden, wie z. B. Verstopfung, Infektionen mit Durchfall, Entzündungen, Allergien, Abwehrschwächen oder Pilzbefall, einstellen.

Darmbakterien
Im Darm eines Erwachsenen leben etwa 500 verschiedene Bakterienarten, die sich auf 17 Familien verteilen.

Wiederaufbau und Sanierung

Ist die Darmflora erst einmal aus dem Gleichgewicht geraten, helfen nur noch ein Wiederaufbau und eine Darmsanierung. Oftmals kommen Pro- bzw. Präbiotika ins Spiel. Sie sind in aller Munde und versprechen eine gesundheitsfördernde Wirkung. Probiotika oder probiotische Keime sind gute lebende Bakterien, die tatsächlich eine Reihe positiver Effekte hervorrufen und die Darmgesundheit auf vielfältige Weise unterstützen können. Voraussetzung dafür ist, dass diese Keime in ausreichend hoher Keimzahl aufgenommen werden, dabei das aggressive saure Magenreservoir und die in den oberen Darmabschnitten anflutende Gallensäure überstehen, und lebend im Darm ankommen. Die bekanntesten und am besten untersuchten Vertreter dieser hilfreichen Wesen sind solche aus dem Bereich der Milchsäurebakterien, wie z. B. Laktobazillen oder Bifidobakterien, die auch in gesäuerten Milchprodukten wie Sauermilch, Kefir oder bestimmten Joghurtkulturen, aber auch in gesäuertem Gemüse, wie Sauerkraut, vorkommen.

Futter für probiotische Keime

Um aus dem Vollen schöpfen zu können, müssen die zugeführten probiotischen Keime gefüttert werden. Hier kommen die sogenannten Präbiotika ins Spiel. Diese speziellen Kohlenhydrate sind unverdauliche Nahrungsmittelbestandteile (colonic food), die den Darmbewohnern, den guten Keimen, als Futter- und Energiequelle dienen. Damit können sich diese wunderbar vermehren und das Terrain im Darm für sich beanspruchen. Zu den präbiotischen wirksamen Kohlenhydraten zählen beispielsweise das Inulin, welches von Natur aus in Chicorée, Knoblauch, Topinambur und Lauchgewächsen vorkommt. Auch Kombinationspräparate aus probiotischen Keimen und präbiotisch wirksamen Substanzen, wie dem Inulin der Fructo- Oligosaccharide, sind Superkombinationen, von denen eine besondere Effizienz erwartet werden kann, da hier „Spieler und Ball“ sozusagen im Doppel zugeführt werden.

Zusätzliche Helfer im Alltag

Sportliche Aktivitäten regen die Verdauung an und sorgen dafür, dass der Speisebrei schneller nach unten bewegt wird. Damit können Gifte, die über die Nahrung aufgenommen werden, nicht so lange im Darm verweilen.

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