Brustkrebs - Gib ihm keine Chance
Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Der Oktober hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als „Brustkrebsmonat“ etabliert, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und Spenden für Forschung und Krebshilfe zu akquirieren. Und das ist gut so! Jährlich erkranken in Österreich etwa 5.500 Frauen und 55 Männer an Brustkrebs. Das heißt, dass jede achte Österreicherin im Laufe ihres Lebens mit dieser Diagnose konfrontiert sein wird. Das Risiko steigt ab dem 45. Lebensjahr deutlich an und erreicht zwischen dem 55. und 65. Lebensjahr den Höhepunkt. Wird Brustkrebs allerdings im Frühstadium rechtzeitig durch Vorsorge erkannt, ist er sehr gut therapierbar und die Heilungschancen sind vielversprechend. Umso wichtiger ist es daher, sich schon im Vorfeld damit zu beschäftigen und präventive Maßnahmen zu setzen. Mit der „Pink Ribbon“-Kampagne versucht die Krebshilfe, jährlich Aufmerksamkeit auf das Thema „Brustkrebs“ zu lenken. Das Pink Ribbon, eine Schleife in Rosa, ist das Zeichen der Solidarität mit an Brustkrebs erkrankten Menschen. Seit 21 Jahren wird diese Schleife an vielen öffentlichen Gebäuden in Österreich angebracht. Weltweit besteht Pink Ribbon bereits seit 31 Jahren. Die pinke Schleife hat sich mittlerweile als DAS Markenzeichen für Vorsorge und Hilfe etabliert. Sie soll an die Wichtigkeit der Brustkrebs-Früherkennung erinnern und gleichzeitig zur Solidarität mit den Betroffenen aufrufen.
Heilung dank Früherkennung. Gemeinsam ein Zeichen setzen und Frauen zur Vorsorge animieren, genau das steht im Vordergrund. Und es scheint auch zu wirken! Denn seit der Einführung des Bewusstseinsmonats – 2002 in Österreich – ist die Sterblichkeit bei Brustkrebs weltweit ungefähr um ein Drittel zurückgegangen. Das eigene Abtasten der Brust und die Inanspruchnahme der regelmäßigen Früherkennungsuntersuchung „Mammographie“ sind für die sinkende Sterberate hauptverantwortlich. Ärzte raten dazu, ab dem 40. Lebensjahr in zweijährigen Abständen zum Mammographie-Screening zu gehen. Damit jede Frau ein Gefühl für das normale Aussehen ihrer Brüste erhält, empfehlen Fachleute, dass sie einmal im Monat vor einem Spiegel ihre Brüste bewusst untersucht. So wird sie mit den normalen Veränderungen ihres Körpers vertraut und kann ungewöhnliche Mutationen feststellen. Dazu zählen unter anderem jede Veränderung an der Haut der Brüste oder den Brustwarzen, Schmerzen oder ein ungewöhnliches Spannungsgefühl. Der beste Zeitpunkt, um die Brüste selbst zu untersuchen, ist kurz vor oder nach der Regelblutung. Danach tastet man im Stehen und/oder Liegen mit der flachen Hand systematisch die Brust ab. Auch Schlüsselbein und Achselhöhle dürfen nicht vergessen werden! Kleine Knoten und Verhärtungen sind Anzeichen, dass eventuell etwas nicht in Ordnung ist. In diesem Fall sollte man das unbedingt weiter ärztlich abklären lassen. Tatsächlich entdecken nämlich viele Brustkrebs-Patientinnen den bösartigen Tumor auf diese Weise selbst – zum Glück, denn wie schon gesagt: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto schonender kann dieser meist behandelt werden und desto besser sind die Chancen auf Heilung.
Angst und Verzweiflung. Diagnose Brustkrebs. Warum gerade ich? Niemand ist auf diese Diagnose vorbereitet! Selbst wenn man es nach dem ersten Arztbesuch irgendwie innerlich schon geahnt hat. Bevor man es aber nicht schwarz auf weiß gesehen hat, will man es nicht wahrhaben. Wie geht es weiter? Was kann ich tun? Glücklicherweise ist diese Diagnose heutzutage kein Todesurteil mehr. Mit operativen Eigrifen und/oder Chemotherapie sagen Ärzte dem Tumor den Kampf an.
„Krise als Chance“
Teamwork. Das Wichtigste bei einer lebensbedrohlichen Krankheit ist, zu verstehen, dass dieser Schock enormen Stress bei beiden Partnern auslöst – auch beim gesunden. Krebs taucht wie ein Dritter in der Paarbeziehung auf, dem man sich gemeinsam stellen muss. Entscheidend dabei ist der Raum für Emotionen auf beiden Seiten, denn nur durch permanenten und ehrlichen Austausch entgeht man der Überforderung. Krankheit ist auch eine Chance für die Partnerschaft, durch die man zusammenwächst, sich gegenseitig stützt, ein echtes Team wird und endlich die Dinge in den Mittelpunkt stellt, die wirklich von Bedeutung sind. Psychologische Unterstützung kann hier der entscheidende Erfolgsfaktor sein.
Anna Thaler
Paarberatung & Beziehungscoachin
annathaler.at
Zuhören und begleiten. Auch für Angehörige bedeutet die Diagnose eine große Umstellung. Wie verhält man sich in so einer Situation? So tun, als wäre alles beim Alten? Am besten ist es, die Betroffenen einfach zu fragen, was sie brauchen und womit man sie am besten unterstützen kann. Wenn Redebedarf besteht, sich Zeit für sie zu nehmen und ihnen auch zuzuhören. Wenn wichtige Termine anstehen oder in der Familie jemand gebraucht wird, der sich um Angehörige oder Haustiere der Erkrankten in deren Abwesenheit kümmert, einspringen. Es hilft, wenn sich die Erkrankten in dieser Zeit voll auf die eigene Genesung konzentrieren können. Am wichtigsten ist es aber, einfach da zu sein und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Die körperliche Erkrankung führt sehr häufig auch zu einer großen psychischen Belastung wie Niedergeschlagenheit und starken Ängsten vor der Behandlung und ihren Nebenwirkungen, vor der veränderten Lebenssituation, vor der Zukunft, vor Nachuntersuchungen, vor dem Sterben. Die Angst vor einem Rückfall kann Betroffene auch bei guter Prognose sehr lange begleiten. Manchmal wächst einem einfach alles über den Kopf und auch Familie und Freundeskreis will man nicht zu sehr mit den eigenen Ängsten und Problemen belasten. Die Auseinandersetzung mit der Krebserfahrung ist ein Prozess, und in dieser belastenden Ausnahmesituation kann ein Gespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen unterstützen, entlasten und neue Wege aufzeigen.
Weitergehen. Ebenso kann sich ein gezieltes Bewegungstraining in der Nachsorge und Rehabilitation von Krebs sowohl körperlich als auch seelisch positiv auswirken. Ob Gymnastik, Yoga, Pilates oder doch lieber Tanzen ist ganz nebensächlich – wichtig sind das regelmäßige Training und dass man weder unter- noch überfordert wird.
Selbstwert. Die Frau ist zwar Krebspatientin, aber immer noch eine Frau. Brustkrebs bringt sehr oft auch sichtbare körperliche Veränderungen mit sich wie (vorübergehenden) Haarverlust durch Chemotherapie oder die operative teilweise oder vollständige Entfernung der ganzen Brust. Viele Frauen verspüren so etwas wie Trauer wegen des bevorstehenden oder bereits erfahrenen subjektiv empfundenen Verlusts ihrer Weiblichkeit und sexuellen Attraktivität. Oft geht das auch mit einem geminderten sexuellen Verlangen einher. Jede Patientin soll sich daher ausreichend Zeit geben, um ihr verändertes Körperbild zu akzeptieren und ihren Selbstwert neu zu definieren. Speziell den Partner miteinzubinden, über Ängste und Sorgen zu reden und sich über Wünsche und Bedürfnisse auszutauschen, hilft Betroffenen, mit den körperlichen Veränderungen besser umzugehen. Eines steht jedenfalls fest: Jeder Mensch ist schön … so, wie er ist.