Aus Tradition wird Trend
Wie wird in Ihrer Firma Regionalität gelebt?
Für mich bedeutet hochwertiges Handwerk in Österreich Tradition und Zukunft zugleich. Gerade derzeit erleben wir alle zusammen, wie sehr wir uns von Märkten in Asien abhängig gemacht haben und wie sich das im Moment in Kombination mit politischen und wirtschaftlichen Faktoren auswirkt. Lieferengpässe und Teuerungen wurden zu einem großen Problem. Wir arbeiten seit mehr als 30 Jahren mit den gleichen Familienbetrieben in Ungarn zusammen. Alles wird von Hand genäht, entweder dort oder bei uns in Obernberg am Inn. Wir leben und lieben Handwerk und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Wie unterscheidet sich Ihre Mode von konventioneller Massenware?
Unsere Händler stellen sich ihr individuelles Sortiment aus unserer umfangreichen Kollektion nach Region und Bedürfnissen zusammen, und wir produzieren viele Sondermodelle speziell für unsere Kunden. Wir können mit der Massenware aus China oder Pakistan preislich und auch in den Stückzahlen nicht konkurrieren, aber wir bieten leistbare Tracht made in der EU aus europäischen Materialien.
Woran kann ich ein umweltfreundlich erzeugtes und ressourcenschonendes Trachtenprodukt erkennen?
Wir produzieren Dirndl, die quasi mitwachsen und das eine oder andere Extra- Kilo verzeihen. An den Nahtzugaben in der Seite und am Saum sieht man die hochwertigen Anbieter, die ein Produkt für Jahre und sogar Generationen schaffen. Ebenso kann man pauschal sagen, dass der Preis einen Hinweis auf den Ursprungsort liefert.
Billigware kommt leider auch in der Tracht aus Fernost und hat lange Transportwege, die die Umwelt belasten, und oftmals herrschen zweifelhafte Arbeitsbedingungen. Das Ursprungsland muss am Produkt angegeben werden, also ein Blick aufs Etikett lohnt sich.
Wo sehen Sie Trachtenmode in den kommenden Jahren?
Die Tracht steht für die schönen Momente im Leben und für Heimatgefühl. Ich denke, emotional wird sich hier nicht viel ändern, die Tracht gibt es schon ewig und es wird sie immer geben, aber vielleicht tragen wir irgendwann wieder weite Puffärmel wie in den 1980er Jahren. Wohin die Trends der kommenden Jahre gehen, ist natürlich schwer vorherzusagen. Momentan sind wir optimistisch und freuen uns nach zwei harten Jahren auf die Zukunft und darauf, wieder viele schöne Momente in Wenger-Dirndln feiern zu können.