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Billie Eilish bei der Vanity Fair Afterparty der Oscars 2024
Billie Eilish ist im Jahr 2024 schon mit einem zweiten Oscar ausgezeichnet worden.
Billie Eilish ist im Jahr 2024 schon mit einem zweiten Oscar ausgezeichnet worden.
MICHAEL TRAN / picturedesk.com

Mehr Spotify-Hörer: Diese Sängerin entthront Taylor Swift

14.09.2024 um 08:52, Julia Klein
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Eine junge Frau toppt gerade alle Charts. Aber es ist nicht Taylor Swift, die in den letzten Wochen omnipräsent in den Medien vertreten war …

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Erst 22 Jahre ist die seit 2015 musizierende Sängerin aus Los Angeles alt. Trotzdem bricht sie schon alle Rekorde. Sie ist sowohl die jüngste Musikerin, die bei den alljährlichen Grammy-Awards für das Album sowie die Platte des Jahres ausgezeichnet wurde, als auch die jüngste, die gleich zwei Oscars gewonnen hat (letzteres für "Not Time To Die", 2022 und "What Was I Made For" (Barbie-Soundtrack), 2024).

Nun geht die Erfolgsgeschichte weiter: Die junge Frau übertrumpft mit 105,8 Millionen monatlichen Spotify-Hörern (Stand: 21.8.2024) jeden anderen Musiker der Welt. Ein wahrer Meilenstein für die 22-Jährige und ihren älteren Bruder, mit dem sie von Anfang an ihre Musik weitgehend selbst produziert.

Billie Eilish und ihr Bruder Finneas

Wer es bis jetzt noch nicht erraten konnte, soll nicht länger auf die Folter gespannt werden: Es handelt sich bei der besprochenen Person um keine Geringere als die US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Billie Eilish. Der Song "Ocean Eyes", den ihr älterer Bruder Finneas für sie geschrieben hat und Ende 2015 veröffentlicht wurde, verhalf der jungen Frau erstmals zu weitreichendem Erfolg im Pop-Business. Finneas macht ebenfalls Musik – mit und für seine erfolgreiche Schwester, aber auch als Soloprojekt unter seinem eigenen Namen. Dunkle, melancholische Klänge, die stilistisch an Lana del Rey erinnern sind seitdem Gang und Gebe in ihrem musikalischen Repertoire.

US-Charts und Olympia

Vor Kurzem hat die "Bad Guy"-Sängerin jedoch mit ihrem neuen Album bewiesen, dass sie auch anders kann. Ein Song ihres aktuellen Albums "Hit Me Hard And Soft" – ihr aktuell beliebtester, der vielfach als Hintergrundmusik auf der Social Media-Plattform "TikTok" eingesetzt wird – unterstreicht diesen Umstand ganz besonders: Billie Eilishs auf der Musikplattform Spotify meistgestreamter Song, "Birds Of A Feather", den sie am 11. August 2024 bei der Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2024 performte. Mit diesem Song erreichte sie Platz 1 der „Billboard Global 100”– und der „Billboard Global Excl. US”-Charts (zu Deutsch: „ohne USA”); Stand 14. August 2024.

Teil des "brat summer"

Ebenso bekannt wie für ihre melancholischen Klänge ist Eilish dafür, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Das beweist sie immer wieder in ihren Liedtexten, in denen sie wiederholt ihre Probleme mit mentaler Gesundheit zum Thema macht. Für diese Authentizität kennen und lieben ihre Fans die Sängerin. Jüngst schreckt sie auch nicht (mehr) vor privaten Themen, wie ihrer Sexualität, zurück. Sie hat, nachdem sie vom US-amerikanischen Magazin "Variety" unfreiwillig als bisexuell geoutet wurde, u.a. durch den Song "Guess featuring Billie Eilish" – einer Kollaboration mit der britischen Musikerin Charli XCX – ihre Sexualität "zurückerobert". In dem Song macht die Sängerin mehrere sexuelle Anspielungen und flirtet wagemutig mit ihrer heterosexuellen Branchenkollegin.

Billie Eilish vs. Taylor Swift

Nun hat Billie Eilish, im Ranking um die meistgehörte Musikerin auf Spotify, mit Taylor Swift eine wahre Pop-Ikone "entthront". Dabei kann man es als unsinnig bezeichnen, die beiden überhaupt miteinander zu vergleichen. Billie Eilish und Taylor Swift charakterisieren zwei Frauen- und Weltbilder, die ferner voneinander nicht sein könnten. Taylor Swift romantisiert ihr Leben und ihre Liebesbeziehungen, obwohl sie ab und an auch nachtragende, "rachefreudige" Texte verfasst ("revenge" und ihr persönlicher Ruf, den sie stets zu verteidigen weiß – siehe Swifts Album "Reputation" – sind hier zentrale wiederkehrende Themen). Billie Eilish hingegen singt vielfach über Depressionen, ebenso mehrfach über Stalker, die ihr das Leben schwer machen (siehe "NDA" und THE DINER") und generelle Schattenseiten des Ruhms.

Leben mit Tourette

Was nur Wenige über die junge Musikerin wissen: Seit jungen Jahren lebt sie schon mit dem Tourette-Syndrom, einer angeborenen Erkrankung des Nervensystems, wegen der sie anstrengende Tics/unwillkürliche Zuckungen im Alltag begleiten. Darüber sei sie lange Zeit unglücklich gewesen, wie sie in der Show des Moderators David Letterman "My Next Guest Needs No Introduction" (zu Deutsch: "Mein Gast benötigt keine Vorstellung") zugibt. Nun habe sie sich jedoch mit dem Gedanken angefreundet, dass die Krankheit ein Teil von ihr sei.

Feminismus: Rebellion und Kontrolle

Wie die Zahlen zeigen, stoßen diese "düsteren" und "rebellischen" Inhalte bei der Gesellschaft aktuell auf Resonanz. Womöglich im Moment mehr als Taylor Swifts meist sanfte Femininität. Taylor Swift handelt höchst kontrolliert und verantwortungsvoll, was die Interaktion mit ihrem Publikum anbelangt. Billie Eilish und Charli XCX stehen für den genauen Gegenpol – die "Göre". Vielleicht ist es das, was Jugendliche aktuell brauchen. Einen Kontrast zur sogenannten "Cancel Culture", die teils um sich wütet. Dieser Anglizismus bezeichnet u.a. verbreitete, übermäßig korrekte Online-Gemeinden, von denen man bei jedem noch so kleinen Ausrutscher von der Bildfläche verschwindet. Und nichts vergessen, geschweige denn verziehen wird. Sowohl die "brats" als auch die Swifties porträtieren zwei ganz verschiedene Feminismen.

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