Großglockner: Aufstieg mit Rennrad
Großglockner, der höchste Berg Österreichs (3.798 m) – seit Jahren plane ich, diesen wunderbaren Berg mit dem Rennrad hochzufahren und im Oktober 2023 war es endlich so weit. Es war eines dieser „fetzblauer Himmel, purer Sonnenschein“-Wochenenden, wie gemacht für dieses, persönlich für mich sehr große, sportliche Ziel. Ich entschied mich für einen Samstag, an dem es herbstlich warm, lange hell und vor allem wolkenlos sowie windstill war, und man wusste, dass es schaffbar ist. Wir hatten ein Zeitfenster bis zum frühen Nachmittag, dann waren Regen und ein Wetterwechsel angesagt, es würde eine Kaltfront kommen. Wir waren fest dazu entschlossen, dieses Zeitfenster von ein paar Stunden zu unseren Gunsten zu nutzen, denn wer weiß schon genau, ob diese Fahrt sonst noch im Jahr 2023 hätte stattfinden können. Und noch ein Jahr hinausschieben, das wollte ich einfach nicht.
Vergnügen auf wunderbarer Höhe
Die Großglockner-Hochalpenstraße kann von zwei Orten befahren werden, entweder von Bruck an der Großglocknerstraße (Bezirk Zell am See, Salzburg) oder von Heiligenblut am Großglockner (Bezirk Spittal an der Drau, Kärnten). Da die öffentliche Anbindung nach Bruck an der Großglocknerstraße von Wien einfach zu bewältigen ist, entschieden wir uns von dort aus ins Abenteuer zu starten.
Bruck an der Großglocknerstraße liegt auf 750 Meter und das Tagesziel war das Fuscher Törl (Parkplatz Fuscher Törl II) auf 2.428 Metern – dies ergibt also einen Höhenunterschied von 1.678 Metern. Kilometertechnisch kommt man von Bruck bis zum Fuscher Törl auf circa 28 Kilometer, das heißt, die Gesamtstrecke hin und retour beträgt ungefähr 56 Kilometer.
Immer das Ziel vor Augen
Samstag um 8.30 Uhr hieß es dann let’s go, Großglockner-Hochalpenstraße wir kommen. An diesem Punkt darf ich noch eine kleine Empfehlung im Rahmen der persönlichen Ausstattung weitergeben – im Herbst sind zwei Paar Socken anzuziehen eine hervorragende Idee, denn morgens beim Wegfahren in Bruck hatte es 3 Grad, am Fuscher Törl dann 13 Grad. Erst beim Zurückfahren am Nachmittag wärmte die Sonne das Tal auf wunderbar wohlig warme 21 Grad. An der Mautstation in Ferleiten kann man im Notfall Socken jeglicher Art käuflich erwerben und sich nebenbei noch einen Espresso oder ein Frühstück gönnen.
Nachdem man von Bruck gestartet und in Ferleiten die Mautstation hinter sich gelassen hat, hat für mich persönlich der schönste Teil der Strecke begonnen: die unzähligen mit Namen versehenen Kehren. Die Aussicht auf die umliegende Bergwelt, das saftige Grün und die schon beschneiten, hohen Bergspitzen waren einfach unglaublich und traumhaft zugleich.
Von Kehre zu Kehre
Die Steigung hatte schon einige Male die zweistellige Marke erreicht, aber es fühlte sich beim Fahren trotz der Anstrengung angenehm an, da man in den Kurven kurz die umliegende Landschaft genießen durfte, bevor man sich der nächsten Steigung widmete. Das wertvoll Informative an den Kehrenbeschriftungen waren auch die Höhenmeter über dem Meeresspiegel, die bei jeder Kurve angeschrieben waren. So konnte man sich orientieren und ausrechnen, wie viel Höhenmeter man schon zurückgelegt hat und wie viel man noch vor sich hatte bis zum Fuscher Törl. Der stabile Anstieg im zweistelligen Bereich machte, auch aufgrund der angepassten Übersetzung beim Rennrad, wirklich Spaß. Die vorbeifahrenden Kraftfahrzeuge, welche wirklich aufpassten beim Überholvorgang, konnten an dieser Einstellung nichts ändern.
Kurve, um Kurve, Kehre, um Kehre – dieses Bergauffahren war nach der Zeit, sobald ich mit den zwei Paar Socken wieder langsam meine Zehen spüren konnte, richtig meditativ und beruhigend. Am Fuscher Törl angekommen, wurden wir mit einem atemberaubenden Rundumblick auf 2.428 Höhenmetern belohnt und freuten uns auch darüber, dass das Wetter nach wie vor stabil war.
Kampf mit dem Wetter
In einem weiteren Motivationsschub wollten wir nun noch mehr – wir wollten zum Hochtor (2.504 m) weiterfahren. Für dieses Vorhaben ging es nach dem Fuscher Törl kurz bergab zur Fuscher Lacke und weiter zum Mittertörltunnel. Mitten in diesem weiteren Vorhaben drehte aber das Wetter und der Wind begann von einem angenehmen Lüftchen zu einer starken Brise umzuschwenken. Die Windböen fühlten sich so an, als hätten sie jede Sekunde mein Rennrad kippen können.
An dieser Stelle wurde uns dann ganz schnell bewusst, dass es höchste Zeit war, umzudrehen und noch die Bergabfahrt nach dem Fuscher Törl Kehre für Kehre zu genießen, denn man konnte mittlerweile sehen, dass die Regenfront immer näher kam. Gesagt, getan. Desto weiter wir bergab fuhren, desto wärmer wurde es, sogar die Sonne ließ sich auch noch ein paar Mal kurz blicken, somit schafften wir es trocken und gut ausgepowert zurück in das Quartier nach Bruck an der Großglocknerstraße.
Vorläufiger Plan für 2024: Befahrung der Großglockner-Hochalpenstraße von Heiligenblut (Kärnten).
Zur Autorin
Wenn Carina Fanninger nicht gerade als Coachin im Einsatz ist, verbringt sie nach Möglichkeit jede freie Minute in der Natur und den Bergen. Als erfahrene Kennerin teilt sie ihre Leidenschaft und Tipps mit den Leserinnen und Lesern von www.weekend.at.