Skandalös: Diese provokanten Songs wurden verboten
Die Empörung fiel ungemein lautstark aus, als in den sozialen Netzwerken Videos auftauchten, die eine Horde betrunkener Partygäste auf Sylt zeigten, die den beliebten mit einem ausländerfeindlichen Text verunstalteten Gigi D’Agostino-Klassiker "L'amour toujours" grölten. Unter anderem wurde der Kulthit, der als Singleauskopplung fast eine Million Mal über den Ladentisch wanderte, aus den Fanzonen der Fußball-EM 2024 sowie vom Münchner Oktoberfest verbannt. Und auch zahlreiche Radiostationen entschlossen sich – zumindest zeitweise – dazu, ihn aus ihrem Programm zu entfernen. Der Meilenstein des Eurodance-Genres reiht sich somit in die Gruppe legendärer Werke der Popkultur ein, die mit einem Bannfluch belegt wurden und dadurch oftmals das jeweils vorherrschende gesellschaftspolitische Debattenklima widerspiegelten.
Jane Birkin & Serge Gainsbourg: Je T'aime… Moi Non Plus (1969)
In den sexuell weit weniger freizügigen Sechzigerjahren brachte etwa der französische Liedermacher Serge Gainsbourg mit dem Duett "Je t'aime … moi non plus" das Blut von Millionen von Radiohörern zum Kochen. Das für die legendäre Brigitte Bardot komponierte Liebeslied wird von einem lüsternen Stöhnen, leidenschaftlichen Seufzen und schweren Atmen begleitet. Verantwortlich für den imitierten Orgasmus war Gainsbourgs damalige Partnerin, die englische Schauspielerin Jane Birkin. In einer Handvoll Ländern wie etwa Großbritannien und Italien rief derart viel akustische Lustfreundlichkeit die Zensoren auf den Plan, die ein Verbot erwirkten. Der für die Veröffentlichung in Italien zuständige Vertriebsleiter, wurde in weiterer Folge sogar von dem Vatikan exkommuniziert.
Loretta Lynn: The Pill (1975)
Country-Star Loretta Lynn zog den Zorn ihrer traditionell streng religiös geprägten Szene auf sich, als sie 1975 in dem satirisch angelegten Song "The Pill" das Thema "Geburtenkontrolle" verhandelte und auf das diesbezügliche Selbstbestimmungsrecht der Frauen pochte. Die Nummer wurde zwar nicht verboten, ihr Boykott durch mehrere Radiostationen verhinderte jedoch, dass sie in die Top 3 der US-amerikanischen Singlecharts vordringen konnte.
Sex Pistols: God Save The Queen (1977)
Während weite Teile der britischen Öffentlichkeit 1977 das silberne Thronjubiläum von Königin Elisabeth II. frenetisch feierten, brachten die skandalträchtigen Punk-Ikonen der Sex Pistols mit der Single "God Save the Queen" ihre Verachtung für die Monarchie zum Ausdruck. In den dazugehörigen Textzeilen wird sie etwa als "faschistisches Regime" verunglimpft und ihr keine Zukunft beschieden. Die BBC weigerte sich daher, die Nummer im gesamten Vereinigten Königreich zu spielen, was sie allerdings nicht davon abhielt, die Spitze der Charts zu erklimmen.
Ian Dury & The Blockheads: Spasticus Autisticus (1981)
Der aufgrund einer durchlittenen Kinderlähmung gehbehinderte New Wave-Musiker Ian Dury nahm mit seinem Song "Spasticus Autisticus" die verlogene Anteilnahme ins Visier, die seiner Meinung nach Spendenkampagnen und Gedenkjahre für Randgruppen charakterisiert. Dass er zu diesem Rundumschlag ausgerechnet 1981, dem Jahr, das die UN zum "Internationalen Jahr der Menschen mit Behinderung" ausgerufen hatte, ausholte, nahmen ihm die BBC sowie diverse lokale Radiosender übel. Sie verbannten das Lied aus ihren Programmlisten, was Durys Karriere tatsächlich einen temporären Dämpfer verpasste. Leider blieb den im Jahr 2000 verstorbenen Musiker die Genugtuung verwehrt, mitzuerleben, wie seine Komposition im Zuge der Eröffnungszeremonie der Paralympics in London (2012) von der Graeae Theatre Company interpretiert wurde.
Falco: Jeanny (1985)
Falco gilt – insbesondere aufgrund seiner drei Wochen an der Spitze der US-amerikanischen Single-Charts – nach wie vor als der international erfolgreichste österreichische Pop-Musiker. 1985 fand er sich jedoch im Zentrum eines handfesten Skandals wieder, als sein Song "Jeanny" von nahezu allen großen deutschen Radiostationen gemieden wurde sowie nur knapp einer Indizierung entgehen konnte. Insbesondere diverse Fraueninitiativen wollten darin die Glorifizierung eines Sexualverbrechens erkennen. Wenig überraschend tat die Empörungskampagne der Popularität der Nummer allerdings keinen Abbruch – sie dominierte wochenlang die Charts in fünf europäischen Ländern und verkaufte sich 2,5 Millionen Mal.