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Eine Frau und ein Mann küssen sich
Die menschliche Sexualität hat viele Facetten und wird von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst und geformt.
Die menschliche Sexualität hat viele Facetten und wird von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst und geformt.
iStock.com/fizkes

Verborgene Sehnsüchte: Das wollen Frauen beim Sex

27.02.2025 um 08:55, Nina Dam
3 min read
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Über weibliche Sexualität wird viel gesprochen – und doch werden die intimsten Fantasien oft nicht ausgelebt. Gründe dafür gibt es viele.

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Damals grenzte es fast an einen Skandal: Das Buch „My Secret Garden“, verfasst von der amerikanischen Autorin Nancy Friday, sorgte in den 70er Jahren für enorme Aufregung. Aus welchem Grund? Die darin vorkommenden Interviews mit unterschiedlichsten Frauen handelten von ihren sexuellen Fantasien und von ihren intimsten Begierden. Auch wenn sich dahingehend viel geändert hat, gelten weibliche Sexfantasien noch immer als Tabuthema und sind auch heute noch mit viel Scham behaftet – egal in welchem Alter.

Gesellschaftliche Unterschiede

Aleŝ Svoboda, Sexualberater, Sexualtherapeut und Sexualpädagoge in der Sexualmedizinischen Praxis in Graz, betont: „Eigentlich begegnet die Gesellschaft dieser Thematik immer offener. Ob schnell genug, sei dahingestellt.“ Dass sich Frauen in Ländern mit gleichen Rechten für alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht – bereits mehr trauen und auch offen zu ihren sexuellen Vorlieben stehen, sei eine weitere positive Entwicklung unserer Zeit. Dennoch ist das in vielen Teilen der Welt noch eine reine Wunschvorstellung.

Eine Frau in einem Dessous
Tabus aufbrechen: Die Reise zu unserer Sexualität sollte eine Reise der Entdeckung und nicht der Scham sein.

Ein komplexes Zusammenspiel

Sexfantasien sind verschieden, individuell und komplex – genau so wie wir Menschen auch. Während die eine Frau von Rollenspielen und Analsex träumt, wünscht sich die andere nichts sehnlicher als einfach nur zärtlich berührt und geküsst zu werden. 2024 ermittelte die Audio-Erotik-Plattform „femtasy” im Female Sex Trend Report die am meisten bevorzugten Fantasien von Frauen. Hierfür wurden die Daten von über 10.000 deutschen Hörerinnen von Audio-Porn ausgewertet. Die Ergebnisse: Facesitting ist mit Abstand auf Platz eins, gefolgt von Gangbang – ganz unter dem Motto „Es können gar nicht genug Leute mitmachen”. Geführte Masturbationen werden ebenso gerne gehört. „Interessant ist auch, dass in der Kategorie der ‚nicht alltäglichen sexuellen Fantasien‘ BDSM-Praktiken (Lust durch Schmerz) als einziger Bereich von Frauen dominiert wird. Das bedeutet, dass mehr Frauen als Männer auf diese Art der Unterwerfung stehen”, erklärt der Experte.

Was unsere Sexualität ausmacht

Zusammengefasst kann also festgehalten werden, dass die menschliche Sexualität eines der komplexesten Phänomene überhaupt ist und es sich nie zu 100 Prozent feststellen sowie erklären lassen wird, warum und weshalb wir gerade solche sexuellen Wünsche und diese erotischen Fantasien haben. Svoboda bringt es so auf den Punkt: „Ich wage zu behaupten, dass unsere Fantasien, die Inhalte, die wir konsumieren, und die Kopfkinos bei der Selbstbefriedigung unsere Sexualität ausmachen.” Das, was wir fantasieren, ist also etwas, das wir in gewisser Weise auch in der Realität wollen. „Wie groß der Anteil ist, die jeweilige Fantasie auch wirklich erleben zu wollen, wird sich aber bei keinem Menschen genau feststellen lassen können.”

Ehrlichkeit und Akzeptanz

Jede Frau hat das Recht, sich ohne Scham ihren sexuellen Begierden hinzugeben und sich völlig fallen zu lassen. Denn im Grunde wollen wir alle das Gleiche: Ein erfülltes Sexleben mit jeder Menge Spaß.

Aleŝ Svoboda
Aleŝ Svoboda, Sexualberater, Sexualtherapeut und Sexualpädagoge

Kurzinterview mit Sexualberater Aleŝ Svoboda

Warum schämen sich so viele Frauen für ihre Sexfantasien?
Svoboda: Meiner Meinung nach ist das leider keine Überraschung, da in den letzten 5.000 Jahren der menschlichen Sexualgeschichte der Mann immer wieder versucht hat, die eigentlich sehr starke weibliche Sexualität zu biegen, zu brechen oder zu ersticken. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch in der Gegenwart ein Abbild findet.

Welche Rolle spielt die Erziehung oder die Kultur bei der Entwicklung von Sexfantasien?
Svoboda: Beides spielt zu 100 Prozent eine Rolle, aber es lässt sich nicht pauschal beantworten, wie ausschlaggebend diese Faktoren im Endeffekt wirklich sind. Denn Sex ist das komplexeste Phänomen auf diesem Planeten. Ich erlebe zwar regelmäßig, wie die Erziehung die sexuelle Sozialisation des Menschen prägt, dennoch ist es kaum möglich zu sagen, dass beispielsweise eine strenge religiöse Erziehung eher zu armen Sexualfantasien führen wird.

Inwiefern beeinflusst Social Media die Fantasien?
Svoboda: Grundsätzlich beschäftigen sich Medien mit Themen, die die Intimität nicht extrem berühren. Man wird also selten hören „2025 ist das Jahr des Oralsex und alle, die keinen praktizieren, sind nicht im Trend“. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass ein Trend einer selbstbewussten Frau sich nicht in der eigenen Fantasie abbilden kann.

Wie kann man mit Fantasien umgehen, die einen verunsichern?
Svoboda: Prinzipiell ist Ehrlichkeit immer der beste Weg. Und es kommt darauf an, wie ich es dosiere. Das bedeutet: Je weiter die Vorstellung von der Norm abweicht, umso „passender“ sollte ich sie meinem Gegenüber mitteilen.

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