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Promiskuität: Wenn Frauen Lust auf mehr Männer haben

01.04.2021 um 11:34, Cornelia Scheucher
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Die weibliche Lust ist seit jeher ein Tabuthema und Frauen, die sie offen ausleben, bekommen von der Gesellschaft nach wie vor einen Stempel aufgedrückt. Aber warum ist das so?

Er, der König, der Boss, der Chef. Sie, das Flittchen, die Schlampe, die Nutte. Die gerade genannten Bezeichnungen sind alles andere als schön. Aber trotzdem sind sie noch immer Realität und zwar für diejenigen Frauen, die ihr Sexleben gerne in vollen Zügen genießen, durchaus auch mit mehreren Partnern beider Geschlechter. Prinzipiell sollte die weibliche Promiskuität, also das häufige Wechseln der Sexualpartner, im 21. Jahrhundert kein Problem mehr sein. Aber falsch gedacht, denn die Gesellschaft rückt sexuell freizügige Frauen noch immer in ein schlechtes Licht und zeigt somit wieder einmal, dass Männer und Frauen nicht gleichgestellt sind. Vor allem Männer können oft nicht damit umgehen, wenn ihre Partnerinnen schon mehr Erfahrung mitbringen. Dem männlichen Geschlecht ist es hingegen erlaubt, sich ohne Zurückhaltung in unterschiedlichen Laken zu wälzen. Aber warum darf Mann es, Frau aber nicht?

Das Patriarchat im Kopf

Der Sexualpädagoge Ales Svoboda von der Sexualmedizinischen Praxis Graz (SexMed) hat darauf folgende Antwort: „Patriarchalische Denkmuster sind seit Jahrtausenden fest in unseren Köpfen verankert und mächtiger, als wir uns vielleicht erwarten. Selbst Männer, die anders denken wollen, ertappen sich oft dabei, wie sie diese Gedanken doch reproduzieren. Vom Mann erwarten wir uns, dass er sexuell aktiv ist. Von der Frau nicht.“ Und genau das ist das Problem. Frauen wird und wurde es abgesprochen, Sex zu wollen. Im Laufe der Zeit hat sich diese Ansicht stark im gesellschaftlichen Denken manifestiert. Eine Frau, die Spaß am Sex hat, ja, sogar viel Sex möchte? Quasi undenkbar. Dabei gehen Wissenschaftler mittlerweile davon aus, dass der Sexualtrieb des weiblichen Geschlechts weitaus größer und omnipotenter als bisher angenommen ist. „Frauen trauen sich sexualtechnisch weit mehr als Männer. Sie sind meistens offener, auch gegenüber dem gleichen Geschlecht“, erklärt Svoboda.

Sex ja, Beziehung nein

Das sexuell offene Verhalten von Frauen wird von Männern zwar gerne kritisiert, trotzdem ist Adam meist nicht vom Geschlechtsverkehr mit einer erfahrenen Eva abgeneigt. Es wird sogar gewollt. Das führt zu einer Doppel­moral. Denn auf sexueller Ebene sind sexuell freizügige Frauen zwar immer interessant, Beziehungen wollen Männer dann aber nur mit dem „braven Mädchen“. Doch sind nicht gerade promiske Frauen der wahrgewordene Männertraum schlechthin, besonders wenn wir von der, natürlich falschen, Annahme ausgehen, dass Männer immer Lust haben? Was steckt also hinter diesem Widerspruch? „Frauen, die viel Sex haben, präsentieren sich auch so. In Männern wird also die Hoffnung geweckt, auch eine Chance auf Geschlechtsverkehr zu bekommen. Beziehungstechnisch sind sie dann aber oft abgeschreckt, vor allem, wenn sie an die Zukunft denken. Sie bekommen Panik, dass die Frau ihr offenes Sex­leben nicht für die Gründung einer Familie aufgeben möchte“, so der Sexualpädagoge. Doch ein promiskes Sexualleben hat nichts mit Bindungsängsten zu tun. Vielmehr ist es einfach eine selbstbestimmte Art zu leben und den eigenen Bedürfnissen nachzugehen.

"Was als Promiskuität angesehen wird, ist rein subjektiv. Prinzipiell kann ich zum Beispiel alle Personen als promisk bezeichnen, die mehr Sex und mehr Sexpartner haben als ich." - Ales Svoboda, Sexualpädagoge 

Promiskuität wird oft mit Sexsucht gleichgesetzt. Das ist aber falsch. 

Keine Rückendeckung 

Kritik bekommen Frauen aber nicht nur vom anderen, sondern auch vom gleichen Geschlecht. Oft sind es nämlich Frauen selbst, die die weibliche Promiskuität beschimpfen. In vielen Fällen steckt einfach Neid dahinter, dass die andere ein erfolgreicheres Sexleben führt. Und bekanntlich folgt auf Eifersucht Abgrenzung. „Es wird ein Abwehrmechanismus aktiviert, denn die andere Person kann immer noch schwarz geredet werden. Das verteidigt und beruhigt das eigene Ego“, meint Svoboda. „Man selbst sei ja nicht so billig“, „man selbst hätte es nicht so nötig“ oder „man selbst kenne den eigenen Wert“ sind durchaus bekannte Aussagen, die immer wieder fallen.

Boss Bitch

Doch Frauen nehmen ihr Schicksal gerne selbst in die Hand und haben es gelernt, von der Gesellschaft aufgedrückte Schwächen in Stärken umzuwandeln. Das beste Beispiel dafür? Das Wort „Bitch“. Früher noch negativ konnotiert, ist es mittlerweile ein Ausdruck für Female Empowerment. Das ist auch Musikerinnen wie Doja Cat, Cardi B oder Nicki Minaj zu verdanken, die das eigentliche Schimpfwort galant in neue Kontexte eingebettet haben. Heutzutage steht eine Bitch für Power, für Weiblichkeit, für Stärke. Für eine richtige Boss Lady.

Practice what you preach 

Gleichberechtigung wird seit Ewigkeiten gefordert, wirklich gelebt wird sie in den seltensten Fällen. Natürlich, es gibt immer mehr Männer, die mit patriarchalischen Strukturen brechen. Trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns. Die weibliche Lust muss in unserer Gesellschaft einen genauso wichtigen Stellenwert wie die männliche einnehmen. Und ganz nach dem Prinzip „Kehre vor der eigenen Türe“ gibt es nur eine Person, die das Recht hat, das eigene Verhalten zu beurteilen: man selbst.

Spannende Fakten zum Thema:

  • Die britische Zeitung "The Sun" veröffentlichte 2020 einen internationalen Sex-Atlas. Laut diesem haben die Frauen in Neuseeland die größte Lust auf unterschiedliche Sexualpartner. Jede Neuseeländerin hat durchschnittlich 20,4 Männer in ihrem Leben.
  • Aus einer Studie der amerikanischen Pharma-Plattform, die das Sexleben von Amerikanern und Europäern untersuchte, ging hervor, dass die Österreicher acht Sexualpartner im Leben für ideal halten.
  • Zahlreiche Forscher, unter anderem auch die Universität von Glasgow, kamen zum Ergebnis, dass Männer in Studien meist doppelt so viele Sexpartner angeben als Frauen. Während Frauen zählen, schätzen Männer.
  • Wie viele Sexpartner hat Herr und Frau Österreicher? Das wollte Amorelie im Jahr 2015 wissen. 50% der Befragten hatten ein bis fünf Partner im Laufe ihres Lebens. 

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