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Oralsex-Gap: Wieso Frauen weniger bekommen

29.06.2021 um 10:20, Cornelia Scheucher
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Frauen wie auch Männer lieben Orales. Doch Studien zeigen, dass Erstere mehr geben, während Weitere mehr bekommen. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen: Wie wichtig ist Gleichberechtigung im Bett?

Schenkt man der Allgemeinheit und allen gängigen Klischees in Bezug auf Sex Glauben, können Männer nicht genug vom weiblichen Geschlecht kriegen. Wortwörtlich. Doch es gibt viele Formen von Sex und nicht jede scheint vom männlichen Part bevorzugt zu werden. Das meinen zumindest zahlreiche Studien und Umfragen, unter anderem von der Universität von Georgia. Sie referieren auf ein spannendes Phänomen: den Oralsex-Gap. Statistisch gesehen geben nämlich Frauen mehr Blow­jobs. Mann hingegen wendet sich gerne, und hauptsächlich, nur mit seinem Schoß der Angebeteten zu.

Unbeliebte Vagina

„Ich glaube schon, dass dieser Gap in irgendeiner Form existiert. Man kann das aber nicht allgemein so sagen“, betont Psychotherapeutin Agnes Szilveszter-Gloggnitzer. Trotzdem: Fakt ist, dass die Vagina nach wie vor einen schlechten Ruf hat. Aussehen, Geschmack und Geruch, aber auch die Intimbehaarung werden skeptisch beäugt. „Das riecht fischig“, ist ein Satz, der wahrscheinlich jedem bekannt vorkommt. „Es gibt so einige Männer, die die weiblichen Geschlechtsteile eklig finden. Im Gegensatz zum Penis ist die Vagina nach innen gestülpt und ein Feuchtgebiet“, erklärt die Therapeutin. Doch Ausflüsse und Co. sind nichts Abstoßendes, sondern das Natürlichste auf dieser Welt. Vielmehr geht es darum, wie beide Sexualpartner mit dem Thema umgehen. Stichwort Aufklärungsarbeit. 

"Wenn es um Sexualität geht, geht es immer auch um einen Machtkampf. Wer ist oben, wer unten, wer macht mehr Arbeit. Das befeuert die Lust."

Agnes Szilveszter-Gloggnitzer über die Gleichberechtigung im Bett 

Alles nur Ausreden

Als Ausrede für den fehlenden Cunnilingus, so nennt man den Oralverkehr bei der Frau, wird gerne die Zeit genommen. „Das dauert so lange“ – ein Satz, den wir nicht mehr hören können. Die Expertin: „Eine Frau mit dem Mund zum Höhepunkt zu bringen, dauert eigentlich nicht viel länger als ein Blowjob. Vorausgesetzt, man weiß wie.“ Und generell: Beim Intim-werden sollte die Uhr eigentlich keine Rolle spielen. Mehr als 8.000 Nerven­enden warten darauf, verwöhnt zu werden. Man kann sich also vorstellen, welch Genugtuung es für Frauen ist, wenn diese mit der Zunge liebkost werden.

Kommt die Vagina zu kurz? Nach wie vor haben die weiblichen Geschlechtsteile einen negativen Ruf. 

Reale Fantasie 

Wenn Frauen schon mehr Einsatz zeigen, würden wir auch gerne wissen warum. „Viele blasen einfach gerne und empfinden dabei auch große Lust. Andererseits ist es auch ziemlich praktisch. Wenn sie selbst nicht kann, wird der Mann so auf eine schnelle Weise beglückt. Nicht umsonst wird der Blowjob auch fast job genannt“, meint Szilveszter-Gloggnitzer. Im Endeffekt erweckt Frau damit auch DIE Männer-Fantasie schlechthin zum Leben. „Sie auf den Knien, sein Glied im Mund, er blickt auf sie herab – diese Vorstellung ist für Männer einfach besonders lustvoll“, sagt die Expertin. Und man möchte ja, dass es dem eigenen Partner an nichts fehlt.

Offen sein

Genau deswegen gilt: Beim Thema Sex ist Kommunikation das A und O. Hat man das Gefühl, dass man vom Partner zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, ist ein Gespräch notwendig. Das Problem: Viele vermeiden solche Konversationen. „Ich nenne es nicht harmoniebedürftig, sondern konfliktvermeidend. Bevor ich meinem Partner auch noch um Oralsex bitte, sage ich gar nichts, um Streit aus dem Weg zu gehen“, antwortet die Therapeutin auf die Frage, wieso Frauen nicht für ihre Bedürfnisse einstehen. Auf Dauer schafft Unausgewogenheit jedoch Frustration und Stress. Und diese Gefühle haben weder in einer Beziehung noch im Bett etwas zu suchen. Besser ist es, den Konflikt einmal anzusprechen und  dann aus der Welt zu schaffen. Mit Ehrlichkeit kann jeder Gap geschlossen werden. Am besten wäre es natürlich, wenn das gar nicht nötig ist. Oder wenn ein bestimmter Gap bereits geschlossen wird – bevorzugterweise von einer Zunge.

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