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Mann hat vor Frau etwas zu verbergen | Credit: iStock.com/Vitabello
Wie viel soll das Gegenüber beim Online-Dating wissen?
Wie viel soll das Gegenüber beim Online-Dating wissen?
iStock.com/Vitabello

Welche Mogeleien beim Online-Dating durchgehen

23.08.2021 um 13:22, Margit Kainz
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Auf Single-Börsen soll ja geflunkert werden, was das Zeug hält. Das kann und will ich nicht glauben und mache den Test. Was dabei herausgekommen ist.

Können diese Augen lügen? Nein, natürlich nicht! Und schließlich weiß ich, dass ich meiner guten Menschenkenntnis ohnehin vertrauen kann. Doch manchmal lohnt sich auch ein Blick „hinters Profil“, denn wie allseits bekannt, soll auf diversen Singlebörsen ja nur so geflunkert und gelogen werden, was das Zeug hält! Angeblich, habe ich zumindest mal gehört. Und manch ein „Lügen-haben-kurze-Beine-Peter“ wurde sogar schon vor dem ersten Date entlarvt!

Ein wenig flunkern, warum denn nicht?

Aber jetzt mal ganz ehrlich? Ist es wirklich so schlimm, sich etwas ins rechte Licht zu rücken, um seine Chancen zu erhöhen und um ein wenig mehr zu scheinen als man tatsächlich ist? Kleine Flunkereien sind doch bitte noch erlaubt, oder etwa nicht?

1. Das Alter

Runde Geburtstage sind schrecklich, und fast hat es den Anschein, über Nacht ein Jahrzehnt gealtert zu sein! Aber ich fühle mich NICHT alt und möchte auch nicht als alter ... äh ... „Sack“ oder „alte Säckin“ abgestempelt werden und zusehen, wie meine Chancen langsam schwinden. Nein, ich möchte aus dem vollen Pot schöpfen. Also warum nicht ein wenig schummeln?

Mein Gegenüber mit den schönen Augen hat es übrigens gar nicht gemerkt. Aber ich habe ihm soeben gestanden, mich ein paar Jährchen jünger gemacht zu haben, und ihm mein wahres Alter offenbart. „Öh ha“ hat er dann verdutzt gemeint, jedoch lächelnd sogleich hinzugefügt „aber du siehst doch eh viel jünger aus!“ Eben! Wusste ich es doch! Außerdem hätten wir uns andernfalls gar nicht „gematchet“, denn diese Altersklasse wäre unter seinen Suchkriterien mit Sicherheit nicht mehr aufgeschienen! Uff! Nochmals Glück gehabt! Also, alles richtig gemacht!

Frau tippt Nachrichten auf ihrem Smartphone | Credit: iStock.com/tommaso79
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2. Das Foto

Klar ist das Selbstbild manchmal ein anderes als das Fremdbild. Aber ich denke, man sollte zumindest einschätzen können, ob das Profilbild einigermaßen den Tatsachen entspricht. Nicht umsonst muss auch ein Passfoto alle 10 Jahre wieder erneuert werden! Frauen schwindeln ganz gerne bei ihrem Gewicht und stellen ein Foto VOR ihrer Schwangerschaft ins Netz. Männer präsentieren sich gerne mit „Käppi“ am Kopf, um möglicherweise etwas (zum Beispiel nicht mehr vorhandenen Haarwuchs) zu verbergen. Auch sind unkenntliche Urlaubsfotos sehr beliebt, insbesondere jene, auf denen nur eine dunkle Gestalt in beachtlicher Entfernung, meist vor untergehender Sonne, ersichtlich ist. Meinen Dating-Partner habe ich übrigens sofort erkannt, auch wenn ich zwischenzeitlich bemerkt habe, dass sein Haarwuchs doch etwas lichter ist als ursprünglich „gezeigt“. Aber wer bitte wird denn so oberflächlich sein? Einen Bruce Willis würde doch auch niemand freiwillig von der Bettkante stoßen, oder? Außerdem ist es ja bekannterweise die Ausstrahlung, die wirklich zählt! Und davon hat er weit mehr als genug!

3. Die Gelegenheitsraucher

Nur damit dies geklärt ist: Entweder man ist Raucher oder eben nicht. Gelegenheitsraucher, wie sie immer häufiger in Single-Profilen auftauchen, gibt es einfach nicht! Denn wie jeder weiß: Gelegenheitsraucher rauchen nun mal zu jeder Gelegenheit! Ich bin übrigens Nichtraucherin. Stolze Nichtraucherin! Zugegeben erst seit ein paar Tagen, aber ich versuche es dieses Mal durchzuhalten. Ja, ich will es wirklich lassen, auch wenn ich nun zunehmend bemerke, dass es mir, von einem Gläschen zum nächsten, immer schwerer fällt! Hm. Wie er mich jetzt schon wieder ansieht? Ich gestehe, ich werde langsam nervös! Hätte ich doch Gelegenheitsraucher auf meinem Profil angegeben!

4. Der Beziehungsstatus

Ledig ist mir am liebsten. Verheiratete kann ich nicht ausstehen, aber die sind wenigstens „ehrlich“. Geschiedene sind meist kritisch zu betrachten, da sie unter Umständen noch zweisam mit Frau und Kindern unter Dach und Fach leben. Und meistens haben sie es auch nicht anders vor. Mein Auserwählter ist übrigens geschieden. So richtig ECHT geschieden, und ich glaube ihm! Ich bin ein „waschechter“ Single. Prinzipiell empfiehlt es sich jedoch, während eines Dates nicht allzu oft auf sein Handy zu blicken und den Piepton jedenfalls auf lautlos zu stellen. Man möchte schließlich kein Misstrauen erwecken. Männer „auf Warteposition“, die man sich noch ein wenig warmhalten möchte, haben auf einem neuen Date schlichtweg nichts verloren.

5. Der berufliche Status

Gut situiert, das hört man gerne! Manch einer wird zum Maturanten oder täuscht gar einen Studienabschluss vor. Viele sind selbständig, und Arbeitslose oder Frühpensionisten gibt es so gut wie gar nicht! Mein Gegenüber ist ein „Bürohengst“ in guter Position. Ein Abteilungsleiter? Ja, sowas in diese Richtung! Außerdem hat er Anstand, denn er lässt mich einfach „frau sein“ und begleicht sogar die gesamte (!) Rechnung (6x Weißwein, 2x Cocktail), was in Zeiten wie diesen, auch nicht mehr so selbstverständlich erscheint. Ja, ja er ist ein Guter und ich weiß, das kann was werden! Noch immer strahlt er mich an! Ja, ich glaube immer noch daran: An die Liebe aus dem Internet, die zweifelsohne auch gut gehen kann!

6. Heimlich online sein

Es nicht so, dass ich noch suche, denn es läuft ja ganz gut. Ich meine, abgesehen davon, dass ich ihm auf die Schliche gekommen bin, und er sich als „Hochstapler“ (vom „Bürohengst“ zum echten Staplerfahrer!) entpuppte. Aber wir haben uns ausgeredet und er hat sich tausend Mal entschuldigt. Ich habe ihm gesagt, dass Flunkereien ein Ende haben sollten, sobald Gefühle im Spiel sind, denn da hört sich der Spaß meiner Meinung nach wirklich auf! Natürlich weiß ich, dass er mich eigentlich nur beeindrucken wollte, um mit mir mithalten zu können!

Ich frage mich, ob er noch ab und zu online ist. Schon vor Wochen hatten wir vereinbart, unsere Profile zu löschen. Aber kann ich ihm noch vertrauen? Denn wer einmal lügt, dem glaubt man ja bekanntlich nicht, auch wenn er doch die Wahrheit spricht!

Vertrauen ist gut, aber Kontrolle jedenfalls besser! Ich kann sein Profil nicht mehr finden. Vielleicht unter Neuzugänge, vielleicht hat er ein neues erstellt. Hm? Keines, das irgendwie verdächtig erscheint oder seinem alten Profil nahekommt. Fehlalarm! Also, alles okay.

Mann liket ein Foto einer Frau | Credit: iStock.com/Tero Vesalainen
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Nur mal ein wenig umsehen ...

Aber ich stöbere noch ein wenig weiter, denn erstaunlicherweise hat sich unter den Neuzugängen in den letzten Tagen doch so einiges getan! Wow, wer ist denn das? Den kenne ich ja noch gar nicht. Kurz klicke ich mich nochmals durch. Aber halt, ich bin doch gar nicht mehr auf der Suche! Und dann werde ich angeschrieben. Kurz zögere ich. Hm? Sollte ich tatsächlich antworten? Neugierig wäre ich jedenfalls schon. Wenig später noch weitere Nachrichten, die in mein Postfach flattern. Und dann öffne ich die erste Nachricht und klopfe eifrig in die Tasten. Denn jetzt mal ganz ehrlich, was ist schon dabei? Ein wenig schreiben wird doch bitte noch erlaubt sein, oder etwa nicht?

Zur Autorin

Als idealen Ausgleich zu ihrer Arbeit hat Passion Author Margit Kainz das Schreiben entdeckt. Kleine Anekdoten und Tipps sind die Spezialität der reisebegeisterten Tirolerin, die sie in ihren Beiträgen auf www.weekend.at serviert.

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