Männer und Sextoys: (k)eine Liebesgeschichte?
Bei Frauen ist es meist Liebe beim ersten Einsatz, Männer hingegen betrachten sie eher als Feind statt Freund: Die Rede ist von Sextoys. Laut dem kürzlich erschienen Amorelie-Sexreport, bei dem 2000 Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden, gab die Hälfte aller Frauen an, bei der Selbstbefriedigung zu einem Vibrato oder Co. zu greifen. Bei den Männern waren es hingegen nur 15 Prozent. Auch spannend: Statistisch gesehen haben Spielzeugbesitzer laut dem Report mehr Sex. Mehr als ein Drittel der Personen, die angaben, Boys zu benutzen, haben täglich oder mehrmals pro Woche Geschlechtsverkehr.
Himmel und Hölle
Heißt: Toys sind etwas Gutes und können dabei helfen, das Sexualleben auf eine neue erotische Ebene zu bringen. Aber wie bei allem im Leben gilt: Balance is the key. "Es ist ein schmaler Grat, auf dem man wandelt. Sextoys haben an sich eine positive Wirkung, jedoch nur, wenn man sich nicht von ihnen abhängig macht", meint die klinische Sexualpädagogin Barbara Thönnessen. Doch wie sieht eine richtige Verwendung aus? "Es ist wie beim Essen: Mit Genuss und Abwechslungsreichtum können Toys das sexuelle Empfinden steigern und die Sinne schärfen", rät die Expertin. Hin und wieder heißt es aber: Finger weg! Dann gilt die Aufmerksamkeit dem eigenen Körper oder dem des Partners. Und das ganz ohne Hilfsmittel.
Sie will, er nicht
Doch beleuchten wir kurz das Ursprungsproblem: Die meisten Frauen greifen während des Liebesspiels gerne zum Spielzeug, vielen Männern scheint das aber nicht ganz zu schmecken. Woran liegt das? "Definitiv am Leistungsanspruch, den viele Männer an sich selbst haben", beantwortet Barbara Thönnessen die Frage. Wir leben nach wie vor im Glauben, dass Sex immer befriedigend sein und zum Orgasmus führen muss. "Bringt er sie nicht durch seinen Penis zum Höhepunkt, fühlst er sich wie ein Versager", erklärt die Sexologin das Problem. Solche Ängste haben natürlich nichts mit der Realität zu tun, dennoch müssen sie ernst genommen werden.
Schatz, wir müssen reden
Und wie werden Ängste am besten aus dem Weg geschaffen? Indem man das Gespräch sucht und sich damit konfrontiert. Die Verwendung von Sextoys macht nur Sinn, wenn zwischen den Partnern Vertrauen, Respekt und eine gewisse Sicherheit besteht. Schließlich ist das gemeinsame Erlebnis mit einem Spielzeug oft weitaus intimer als der Verkehr selbst. Man muss sich nicht nur aufeinander einlassen, sondern zeigt sich auch von seiner verletzlichsten Seite, besonders, was härtere Toys wie Analplugs oder Bondage Sets betrifft. "Niemand darf oder soll sich gezwungen fühlen, mit Spielzeugen zu spielen. Das bringt keinen Spaß und das Toy verfehlt nur seinen Zweck. Grenzen dürfen wirklich nicht überschritten werden", betont die Expertin. Sind jedoch beide Parteien damit einverstanden und alle Zweifel geäußert, steht dem Experimentieren mit Spielzeugen nichts mehr im Wege.
Player one
Im Team spielt es sich gut, doch manchmal hat Mann auch Lust auf eine Solo-Session. Und dabei bietet es sich ebenso an, auf Abwechslung zu setzen, schließlich wächst der Markt an Sextoys für das männliche Geschlecht kontinuierlich. "Das ist mitunter auch der LGBTQ-Community zu verdanken. Der Umgang mit Homosexualität wird immer offener, die Sexualität ist im Wandel und die Branche zieht natürlich mit", so Thönnessen. Wer vor kurzem noch an Sextoys für Männer dachte, hatte hauptsächlich Gummipuppen im Kopf. Mittlerweile ist die Range genauso breit wie bei Frauen: von Massagegeräten bis zu vibrierenden Penis-Ringen.
Männlicher G-Punkt
Vor allem die Prostata kann gut durch Toys stimuliert werden, weshalb sie gerne als männlicher G-Punkt bezeichnet wird. Apropos: Spielzeug kann dabei helfen, den eigenen Körper und die persönlichen Lustzonen zu entdecken. "Die wenigsten haben gelernt, ihren Körper auf sexuelle Weise richtig einzusetzen. Wenn ich jedoch meine erogenen Bereiche kenne, weiß ich, wie mein Körper in der Sexualität reagiert, und kann meine Lust so lange wie möglich steigern und hinauszögern. Davon profitiert auch der Partner.", stellt die Sexologin klar. In diesem Sinne: Ab ins Bett, weg mit den Klamotten und ganz viel fühlen – gerne auch mit Spielzeug.