Selbstmitgefühl – was ist das?
Ein Tag, an dem alles schiefgeht. Ein Misserfolg oder eine ungerechte Behandlung. Situationen, die uns in Selbstmitleid versinken lassen. Am liebsten würden wir uns im Bett verkriechen und eine Tafel Schokolade verdrücken.
Selbstmitgefühl in wenigen Schritten lernen
Ein Rückzug kann vorübergehend guttun, führt letztendlich aber nur dazu, uns in der Opferrolle zu bestätigen. Nicht zuletzt, weil uns Selbstvorwürfe nicht weiterbringen. Vielmehr sollten wir uns um einen fürsorglichen Umgang mit uns selbst bemühen. Wie wäre es also mit etwas mehr "Selbstmitgefühl"?
Sich wie einen guten Freund behandeln
Der etwas unübliche Begriff "Selbstmitgefühl" findet in unserem Wortschatz bis jetzt nur selten Gebrauch. Im Gegensatz zum Selbstmitleid steht nicht das "Mitleid" sondern das "Mitgefühl" im Vordergrund. Einfach erklärt bedeutet der Begriff so viel wie: Sei dein Freund. Behandle dich selbst so wie du einen Freund behandeln würdest und stehe dir in herausfordernden Momenten selbst mitfühlend bei. Mit Verständnis, wertschätzend, tröstend und freundlich zugleich.
Mit sich selbst freundlich umgehen
Ein freundlicher Umgangston ist wichtig. Nicht nur anderen gegenüber. Auch unser innerer Dialog sollte in schwierigen Situationen freundlich gestaltet werden. Für alle, denen das schwerfällt: Erst mal runterkommen, sich vielleicht eine Tasse Kaffee oder Tee gönnen und sich dabei fragen: Was würde ich in dieser Situation zu meiner besten Freundin oder meinem besten Freund sagen, wenn es ihr oder ihm schlecht geht? Jedenfalls eine wertschätzende und liebevolle Haltung entgegenbringen. Gut zureden und aufmunternde Worte finden. Vielleicht Sätze sagen wie: "Bestimmt klappt es beim nächsten Mal" oder "Das Ganze ist kein Weltuntergang" oder "Das passiert doch jedem mal".
Gesunde Selbstkritik lernen
Bei allem Verständnis für die eigene Situation sollte gesunde Selbstkritik nicht auf der Strecke bleiben. Sich nur noch mit Samthandschuhen anzufassen ist jedenfalls nicht zielfördernd und endet oftmals in Selbstmitleid. Selbstmitgefühl dagegen bedeutet, Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, einzuordnen oder sich gegebenenfalls auch einmal einzugestehen, dass man sich zu wenig bemüht hat. Sätze wie "Wenn ich mich nächstes Mal mehr anstrenge, wird es bestimmt klappen" sind erlaubt. Es gilt: Sei nicht zu hart zu dir selbst!
Sich mit anderen Menschen verbunden fühlen
Wer sich bewusst macht, nicht der einzige Mensch auf der Welt zu sein, der gerade eine schlechte Phase durchmacht, hat schon viel gewonnen. Denn tatsächlich ist das Leben ein ständiges Auf und Ab - für alle. Es gibt Situationen, die wir meistern, und andere, an denen wir scheitern. Daher machen mitleidige Aussagen wie "Keiner versteht mich" nur wenig Sinn. Stattdessen gilt: Tröste dich, muntere dich auf und isoliere dich nicht. Im Wissen, dass es auch andere Menschen gibt, die gerade das Gleiche durchmachen.
Sich bewusst wahrnehmen
Um sich selbst respektvoll zu behandeln, ist ein gesunder Selbstwert, also die eigene Wertschätzung, wichtig. Voraussetzung hierfür ist, sich anzunehmen, wie man ist. Mit Achtsamkeit kann man lernen, sich bewusst wahrzunehmen, in sich hineinzuhören und zu spüren, wie es einem wirklich geht. Achtsamkeit kann trainiert werden. Zahlreiche Übungen hierzu findet man beispielsweise im Internet. Auch regelmäßige Yoga-Einheiten können dabei helfen.
Bei Leistungsdruck die Notbremse ziehen
Leistungsdruck führt dazu, dass wir immer wieder zu hart mit uns ins Gericht gehen. Statt noch härter, schneller und perfektionistischer zu arbeiten lohnt es sich stattdessen, sich eine Pause zu gönnen. Es gilt: Sei gut zu dir! Nur wer sich selbst bewusst wahrnimmt, kann auch rechtzeitig die Notbremse ziehen. Denn vor Rückschlägen im Leben ist niemand gefeit. Also seien wir umsichtiger mit uns. Der Versuch lohnt sich - für ein entspannteres und zufriedeneres Leben.
Zur Autorin
Als idealen Ausgleich zu ihrer Arbeit hat Passion Author Margit Kainz das Schreiben entdeckt. Kleine Anekdoten und Tipps sind die Spezialität der reisebegeisterten Tirolerin, die sie in ihren Beiträgen auf www.weekend.at serviert.