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Ein laufender Mensch, ohne Haut. Alle Muskeln und Sehnen sind offen sichtbar
Biohacking verspricht uns schneller, gesünder, besser machen.
Biohacking verspricht uns schneller, gesünder, besser machen.
iStock.com/Mihaela Rosu

Megatrend: Was bringt mir Biohacking?

01.10.2023 um 07:20, Alexandra Nagiller
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Schneller, smarter, gesünder: Biohacking verspricht, unseren Körper zu optimieren. Von Genschere bis simplen Alltagstricks – die besten Hacks im Überblick.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren Körper hacken wie ein Computerprogramm, um ihn zu verbessern. Was wie Science-Fiction klingt, soll Biohacking wahr machen und uns so z.B. zu sportlichen Höchstleistungen verhelfen, Gesundheitsrisiken minimieren oder unser Leben verlängern. In den USA ist diese Methode längst eine riesige Bewegung – und auch bei uns wird Biohacking immer mehr zum Thema.

"Erfinder" des Biohackings

Zunächst aber einmal zu den Ursprüngen: Der Vater des Biohackings ist der US-Amerikaner Dave Asprey – der übrigens auch den berühmten Bulletproof Coffee, das Biohackerfrühstück schlechthin (Kaffee mit Butter für die Fettverbrennung), erfunden hat. Doch damit nicht genug, hat Asprey verkündet, dass er erwarte, 180 Jahre alt zu werden. Die Basis dafür legte er mit Biohacking: Laut eigenen Angaben habe er mindestens eine Million US-Dollar ausgegeben um seine eigene Biologie zu hacken, samt der Injektion seiner eigenen Stammzellen, der Einnahme von 100 Nahrungsergänzungsmitteln täglich neben einer strengen Diät, des Badens in Infrarotlicht und der Verwendung einer Sauerstoffdruckkammer. Aktuell ist er übrigens 50 Jahre alt.

Prominente, die auf Biohacking schwören

Von Sport über Wirtschaft bis zur Kreativindustrie schwören zahlreiche Stars und Starlets auf die Methoden zur Selbstoptmierung.

Effizient verbessern

Diese Maßnahmen sind für den Ottonormalverbraucher natürlich viel zu extrem. Das sieht auch Andreas Breitfeld, der bekannteste Biohacker im deutschsprachigen Raum, so. Für ihn setzt Biohacking bereits sehr niederschwellig an: "Das Wichtigste ist der Schlaf, auch z.B. bei der Ernährung geht es zunächst einmal um die Basics und überhaupt nicht um irgendwelche Supplements. Ein großes Aha-Erlebnis für mich war ebenfalls simpel: Wenn wir in der Früh aufstehen, macht die Tasse Kaffee keinen Sinn, weil wir beim Aufwachen sowieso einen Peak von Cortison (mobilisiert Energiereserven) haben. Zwei Stunden später ein Kaffee – hier bringt das Koffein einen Schub. So funktioniert Biohacking: Man muss zunächst verstehen, um dann die Situation gezielt und effizient zu verbessern."

Hacking-Tipp vom Profi: Kälte

Das klingt zunächst einmal alles machbar und erstaunlich unspektakulär, aber es gibt auch Methoden, die durchaus Überwindung kosten: "Die kalte Dusche in der Früh macht Sinn – sie kurbelt ebenfalls die Cortison- und Dopamin-Ausschüttung an, stärkt das Immunsystem und dämpft niederschwellige Entzündungen." Kälte sei generell eine extrem machtvolle Sache, wirke sie doch auch antidepressiv und leistungssteigernd – doch bitte nicht nach dem Training: "Hier braucht es entzündliche Prozesse, die ansonsten unterdrückt werden." Generell empfiehlt er: "Man hat schon viel erreicht, wenn man Stress reduziert, seine sozialen Kontakte pflegt oder z.B. Blaulicht von Bildschirmen und Smartphone vor dem Schlafengehen vermeidet."

Medizinisches Biohacking

Infusionen

Doch in Sachen Biohacking gibt es auch ziemlich verrückte Ideen – die Breitfeld natürlich testet, aber den Normalnutzern nicht empfehlen kann: "Ich teste aktuell z.B. NAD-Infusionen oder NMN für den Energiekick – das mag in der Profikategorie vielleicht die letzten drei, vier Prozent bringen."

Genanalysen

Auch in Sachen Genanalyse ist er vorsichtig: „Pharmakologische Gentests sind sinnvoll, damit man weiß, auf welche Medikamente man besonders gut anspricht und auf welche nicht. Wenn man aber über den Gentest Infos zu seiner Ernährung möchte, wäre ich vorsichtig – die Darmbakterien haben hier ein ordentliches Wörtchen mitzureden.“

Blutplasma

Und es geht auch noch schräger: US-Tech-Milliardär Bryan Johnson ließ sich Blutplasma seines 17-jährigen Sohnes injizieren, um sich zu verjüngen. Jedes Jahr gibt Johnson zwei Millionen Dollar aus, um seinen Traum von ewiger Jugend zu verwirklichen. Ob es funktioniert? Der 45-jährige Biohacker versichert, dass er aufgrund seines neunjährigen Verjüngungsprojekts das Herz eines 37-Jährigen und die Haut eines 28-Jährigen habe.

Biohacking-Studios

Solche Aktionen sorgen natürlich für Aufmerksamkeit, machen aber nur einen kleinen Teil des Biohackings aus, wie Andreas Breitfeld versichert, der viele Profisportler, Trainer oder Manager betreut. Auch die Wissenschaft habe das Thema für sich entdeckt, so etwa Podcaster Andrew Huberman, Neurowissenschafter an der Universität Stanford. Die Folge: "Es entstehen ständig neue Methoden, es gibt viele Verfeinerungen. Künftig wird es wohl auch eigene Biohacking-Studios, ähnlich unseren Fitnessstudios, geben. Langfristig geht die Entwicklung in Richtung Longevity und langsames Altern“, so Breitfeld. Ob wir deshalb tatsächlich 120 Jahre und älter werden? Prognose: ungewiss. Gesünder alt werden ist aber auch jeden Fall ein gutes Ziel.

Trends im Biohacking

- Rotlichttherapie: regt die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) an, das als Jungbrunnen gilt.
- Kältekammer und Eisbaden: hilft bei Entzündungen, Regeneration und leichten Depressionen.
- Intermittierendes Fasten: senkt das Risiko für chronische Krankheiten.
- Selbstvermessung: Bluttests, Apps, Fitnessuhren und Co.
- Nahrungsergänzungsmittel: Steigerung z.B. der kognitiven Fähigkeiten.
- Gelblichtbrille: filtert das künstliche Blaulicht und sorgt für besseren Schlaf.
- Atemübungen und Meditation: für mehr Resilienz, gegen Stress.
- Hochintensives Training (HIIT): steigert die körperliche Leistungsfähigkeit effektiv.

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