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Viele bunte Kondome
Kondome sind nach wie vor der sicherste Schutz gegen Geschlechtskrankheiten. 
Kondome sind nach wie vor der sicherste Schutz gegen Geschlechtskrankheiten. 
iStockphoto.com/CatLane

Die stille Epidemie der Geschechtskrankheiten

02.02.2023 um 16:09, Cornelia Scheucher
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Sexuell übertragbare Infektionen nehmen in Österreich schon seit Jahren zu, dennoch spricht kaum jemand darüber.

Hand aufs Herz: Kennen Sie den Unterschied zwischen Tripper, Syphilis und Chlamydien? Oder die Symptome der jeweiligen Infektion? Falls nicht, sind Sie damit nicht alleine. Die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen, kurz STD, steigt in Europa schon seit Jahren, auch Österreich bildet keine Ausnahme. Die Weltgesundheitsorganisation spricht sogar von einer "stillen Epidemie". Ein grundlegendes Problem ist vor allem die fehlende Aufklärung in der Gesellschaft.

Meldepflicht

Insgesamt gibt es über 30 verschiedene sexuell übertragbare Bakterien, Viren und Parasiten. Die weltweite Ansteckungsrate pro Tag liegt bei über einer Million Menschen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Genitalherpes, Humane Papillomaviren, kurz HPV, Chlamydien und Syphilis. Wie viele sich pro Jahr hierzulande anstecken, kann nicht genau gesagt werden, da es nur für wenige Infektionen eine Meldepflicht gibt. Laut dem österreichischen Geschlechtskrankheitengesetz fallen Syphilis, Tripper, in der Medizin als Gonorrhö bekannt, der weiche Schanker sowie Lymphogranuloma inguinale darunter.  Beim weichen Schanker handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die schmerzhafte Geschwüre an den Genitalien verursacht. Das Lymphogranuloma inguinale ist eine Sonderform der Chlamydieninfektion, die jedoch vermehrt in tropischen Gebieten zu finden ist. In den westlichen Ländern ist sie eine Seltenheit.

Hohe Dunkelziffer

In Österreich gibt es pro Jahr rund 1.500 gemeldet Syphilis-Fälle. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Und auch die HIV-Fälle steigen: 2021 gab es im Schnitt eine Neudiagnose pro Tag. Die österreichische Aids-Gesellschaft geht von insgesamt 9.000 HIV-infizierten Personen aus. Fast die Hälfte der Betroffenen, rund 42 Prozent, erfahren erst im fortgeschrittenen Stadium von ihrer Erkrankung. Trotz effizienter Therapien, die eine gleich hohe Lebenserwartung wie die Gesamtbevölkerung versprechen, leiden Betroffene nach wie vor unter Diskriminierung und Stigmatisierung. Im Allgemeinen ist die Scham bei Menschen, die an einer sexuell übertragbaren Erkrankung leiden, sehr groß. Doch das muss nicht sein, wie Eva Fellner von der Aids-Hilfe Steiermark erklärt: "Sexuell übertragbare Infektionen können jeden treffen, das ist überhaupt nichts Ungewöhnliches."

Verschiedene Tests für sexuell übertragbare Infektionen
Welcher Test durchgeführt wird, hängt von der sexuell übertragbaren Infektion ab. 

Wissen ist Macht

Wichtig ist es, die eigene Verantwortung zu kennen. Kondome bzw. Femidome bieten nach wie vor den sichersten Schutz gegen die Erkrankungen und sollten vor allem bei häufig wechselnden Sexualpartnern immer zum Einsatz kommen. Wer über die unterschiedlichen Symptome Bescheid weiß, ist im klaren Vorteil und kann schneller reagieren. Manche Infektionen verlaufen jedoch über einen langen Zeitraum symptomlos. Deshalb ist man durch regelmäßiges Testen auf der sichersten Seite. Und was im Falle einer Infektion tun? „Zum Arzt gehen, gesund werden und in der Zwischenzeit niemanden anstecken“, so Fellner.

Die wichtigsten Symptome auf einen Blick:

Chlamydien: Schmerzen beim Sex oder Toilettengang, Juckreiz an Scheide, Penis oder Po, ungewöhnlicher Ausfluss oder Zwischenblutungen

Tripper: übel riechender Ausfluss aus Harnröhre oder Vagina, Schmerzen beim Wasserlassen, Unterleibsschmerzen

HIV: Fieber, Abgeschlagenheit, Durchfall, Hautausschlag, Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellung

Syphilis: harte Knötchen/Geschwüre an Penis, Hoden, Scheide, Anus (Stadium 1), nicht juckender Hautausschlag, Muskelschmerzen, Fieber, Appetitlosigkeit (Stadium 2), gummiartige, verhärtete Knoten am ganzen Körper (Stadium 3)

HPV: verläuft meist symptomlos

Im Interview

Wie stark ist die Nachfrage nach dem Testangebot der Aids-Hilfe?

Eva Fellner: Die Nachfrage ist sehr hoch, weswegen wir erst vor kurzem unsere Testzeiten erweitert haben. Vor November musste man zwei Monate auf einen Termin warten. Die Menschen schätzen uns als Anlaufstelle. Freie Termine sowie alle Infos zum Angebot gibt es auf der Website

Wie kann man sich den Ablauf eines Tests vorstellen?

Eva Fellner: Welcher Test möglich ist, hängt von der jeweiligen sexuell übertragbaren Infektion ab. Alle unsere Tests werden anonym durchgeführt, die Blutabnahmen erfolgen durch einen Arzt. Die Abstriche für einen Tripper- oder Chlamydientest werden selbst durchgeführt, natürlich unter Anleitung. Die Ergebnisse werden nur persönlich übermittelt. Und natürlich stehen unsere Berater für alle Fragen zur Verfügung.

Und wie sieht es mit den Kosten aus?

Eva Fellner: Kostenlos ist nur der HIV-Labortest,  für alle anderen Tests muss ein Unkostenbeitrag gezahlt werden.

An wen kann man sich bei Verdacht auf eine sexuell übertragbare Infektion wenden?

Eva Fellner: In erster Linie natürlich gerne an uns. Die Fachärzte für sexuell übertragbare Infektionen sind jedoch Hautärzte. Aber auch Gynäkologen und Hausärzte sind gute Anlaufstellen.

Was sollte jeder über das Thema wissen?

Eva Fellner: Grundsätzlich welche Krankheiten es gibt und wie die Symptome aussehen. Die meisten Erkrankungen sind gut behandelbar, wichtig ist nur der Zeitpunkt der Diagnose. Denn unbehandelt können die Infektionen schwerwiegende Folgen haben.

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