Sprachenlernen - nur als Kind möglich?
Wenn Kinder Sprachen lernen, machen sie meist den Anschein, sich die Sprache ohne Anstrengung anzueignen. Erwachsene hingegen besuchen Sprachkurse, plagen sich mit Vokabeln, um später doch nur „Wie geht’s?“ sagen zu können. Aber muss das so sein? Lernen Kinder Sprachen einfach besser? Hierzu kursieren viele Gerüchte und eines kann gleich gesagt werden: Erwachsene sind nicht schlechter im Sprachenlernen.
Kind-Sein als Vorteil für das Sprachenlernen
Nun ist es so, dass das Kind-Sein einige Vorteile für das Sprachenlernen bringt. Neugeborene brabbeln, Kleinkinder formen Sätze, die teilweise grammatisch inkorrekt sind und uns zum Lachen bringen. Und genau das ist der Punkt. Während Kinder ohne Sorgen Fehler machen beim Sprechen, trauen sich Erwachsene dies oft nicht. Unsere Jüngsten quatschen munter drauflos, denn sie achten nicht auf wohlgeformte Phrasen. Ihr Ziel ist es, zu kommunizieren.
Wahrscheinlich haben die meisten schon bemerkt, dass die verbale Sprache nur ein Teil der Kommunikation ist: Körpersprache, Tonstärke, Hintergrundwissen, die Umgebung, all das beeinflusst unsere Gespräche. Kinder trauen sich Fehler zu machen, denn vordergründig wollen sie sich bloß verständlich machen und Neues lernen. In diesem Sinne kann sich die Erwachsenenwelt einiges von den Jüngsten abschauen: Eine Sprache ist nicht erst nützlich, wenn wir jegliche Vokabel kennen und die Grammatik beherrschen. Sprache dient der Kommunikation und sobald wir uns dem Gegenüber verständlich machen können, haben wir schon den wichtigsten Part geschafft.
Die richtige Lernstrategie
Eine geeignete Lernstrategie kann ein enormer Pluspunkt sein für Erwachsene. Kinder lernen intuitiv und probieren sich aus. Diese Herangehensweise vereinfacht vieles, das Wissen über Lernstrategien aber ebenso. Sobald Erwachsene ein Gefühl dafür haben, wie sie am effektivsten lernen, ist die Aneignung einer Fremdsprache in Reichweite.
Lernen Sie lieber alleine oder in Gruppen? Sehen Sie gerne Filme bzw. hören Sie Musik in einer Fremdsprache? Helfen Ihnen Vokabel-Zettelchen am Badezimmer-Spiegel oder vielleicht sogar das Anfassen von Dingen, während Sie den zugehörigen Begriff sagen? Kinder lernen durchs Austesten. Erwachsene haben den entscheidenden Vorteil, sich bereits besser zu kennen. Sie können ihre Lernstrategie ihren Stärken und Bedürfnissen anpassen und dadurch effektiv eine neue Sprache lernen.
Kindern fällt Sprachenlernen leicht
Leugnen lässt sich nicht, dass das Gehirn von Kindern flexibler und plastischer ist als das von Erwachsenen. Nicht ohne Grund fällt es ihnen leicht, Neues in sich aufzusaugen. Sie machen das meiste zum ersten Mal und lernen die Welt erst kennen. Erwachsene hingegen haben in ihrem Kopf bereits Vorstellungen davon, wie die Welt funktioniert. Sie verbinden neue Erfahrungen mit ihren Erinnerungen von früheren Erlebnissen.
Das heißt, wenn Erwachsene eine neue Sprache lernen, gibt es stets den Drang, Verbindungen zu bereits gelernten Sprachen herzustellen. Wenn wir das spanische Wort „correcto“ lesen, dann arbeitet das Hirn schon an einer Verbindung zu dem deutschen Wort „korrekt“. Das Gehirn von Kindern besitzt solches Vorwissen teilweise noch nicht und ist somit unvoreingenommen. Das kann Vorteil und Nachteil zugleich sein, denn unser sprachliches Wissen als Erwachsene kann uns auch helfen. Wenn wir Wörter wie „correcto“ lesen, haben wir sogleich eine Idee, was der Begriff meinen könnte. Schwierig wird es dann, wenn eine Sprache ganz und gar unterschiedlich zu unserer Muttersprache ist und wir keine Verknüpfungen herstellen können. Dann hilft es, diese Sprache wie eine neue Welt zu sehen, die man erkunden kann. Und möglichst zu versuchen, sich nicht vom vorhandenen Wissen einschränken zu lassen.
Erwachsene lernen anders
Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb Erwachsene Stunden um Stunden in Sprachkursen sitzen und sie eine Sprache trotzdem kaum beherrschen? Nun ja, zusammengerechnet machen die Stunden in der Sprachschule keinen allzu großen Prozentsatz unseres Tages aus. Vielleicht verbringen wir eine Stunde, zwei oder drei in einem Klassenraum und dennoch tut sich nicht so viel, wie wir wollen. Kinder setzen sich meist nicht hin, um Vokabellisten zu lernen, Grammatikübungen zu machen und Leseaufgaben zu üben. Sie verbringen oft viel Zeit mit Sprachen, die sie lernen, auch wenn dies auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Sie lernen nebenbei und vor allem spielerisch.
Auch Erwachsenen steht diese Möglichkeit offen. Stunden in der Sprachschule sind hilfreich, das regelmäßige Auseinandersetzen mit der Sprache noch viel mehr. Wie Kinder können auch Erwachsene ein bisschen vor sich hinplaudern in einer Fremdsprache, Lieder in dieser Sprache singen, versuchen ein Spiel in dieser Sprache zu spielen. Es gibt unzählige Varianten, zu lernen und diese müssen sich nicht auf kostenintensive Kurse beschränken. Schlussendlich können Erwachsene genauso spielerisch in die Welt der Sprachen eintauchen und dabei Spaß haben.
Sprachenlernen soll Spaß machen
Kinder können neue Sprachen lernen. Erwachsene ebenso. Rein biologisch haben Kinder Vorteile beim Lernen, jedoch haben Erwachsene bereits ihre Werkzeugkisten an Erfahrungen und Wissen. Erwachsene können sich an Kindern orientieren, was ihre Offenheit, Neugier und spielerische Art betreffen. Lassen wir uns nicht einschüchtern davon, Sprachen zu lernen. Fehler zu machen, gehört zum Lernen dazu und schlussendlich geht es einzig und alleine darum, mit mehr Leuten kommunizieren zu können als zuvor.
Zur Autorin
Passion Author Marie Cibulka hat ein Faible für Fremdsprachen. Was liegt da näher für die Studentin aus Wien als darüber zu schreiben und dazu mit hilfreichen Studien und Tipps Menschen zu ermutigen, die Hürden auf diesem Weg spielerisch zu nehmen.