Mit dem Rennrad die Nockalmstraße hinauf
Der Biosphärenpark Nockberge erstreckt sich über drei Bundesländer, und zwar Kärnten, Salzburg und Steiermark. Durch die vielfältige Landschaft der Nockberge schlängelt sich in sanften Serpentinen die 34 Kilometer lange Nockalmstraße hinauf, die man mit motorisiertem sowie unmotorisiertem Vehikel befahren kann. Der Start liegt in Innerkrems, aber auch der Weg von Kremsbrücke durch ein bewaldetes, schattiges Gebiet nach Innerkrems stellt eine wunderbare Steigung dar und lässt erahnen, welch großartiges Erlebnis das Befahren der Nockalmstraße sein wird. Man sagt ja, nur dort, wo man zu Fuß war, ist man wirklich gewesen – aber ich vertrete die Meinung, dass man dies auch für das Fahrrad behaupten kann. Diese angenehm ansteigende Alpenstraße mit ihren 52 Kehren mit dem Rennrad zu passieren und sich der umgebenden hügeligen Landschaft mit dem unvergleichlichen Bergpanorama bewusst zu werden, das ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht wieder vergisst.
Zweimal auf 2.000 Höhenmeter hoch
Da sich die Nockalmstraße großer Beliebtheit erfreut, ist es ratsam, die Tour mit dem Rennrad schon zeitig in der Früh von dem ruhigen Ort Innerkrems zu starten. An sonnigen Tagen fährt man anfänglich nach dem Passieren der Kassenstelle Innerkrems, welche auf 1.500 Höhenmetern liegt, noch im Schatten und kann sich so an die Serpentinen und die Steigung gewöhnen. Das erste Tagesziel liegt dann auf rund 2.042 Höhenmetern und nennt sich Eisentalhöhe, welche auch gleichzeitig die höchste Erhebung der Nockalmstraße darstellt. Das heißt, für den frühen Vormittag waren rund 750 Höhenmeter zu bewältigen. Auf diesen 750 Höhenmetern fährt man an einigen Jausenstationen (Penker-Hütte, Heiligenbachhütte, Zechneralm) vorbei, bei denen man einen Imbiss mit Almkäse und selbstgemachter Butter zur Stärkung genießen kann.
Nach den ersten Kehren und einigen Höhenmetern kommt man in einen eigenen Fahrrhythmus. Man genießt die Natur rundherum, sieht das satte Grün dieser malerischen Berglandschaft und darf auf dem Zweirad die Alpinwelt befahren; wobei man hier ganz andere Einblicke erhält als beim Wandern. Dieses Hochfahren über Kehren und Serpentinen ist wie eine Art zur Ruhe kommen. Man bemerkt zwar die Steigung, kann sich aber dann im Ausfahren der Serpentine wieder kurz ausruhen, bevor es dann in der nächsten Kehre wieder mehr Kraft benötigt. Auch spürt man die Hitze weniger, da man sich auf über 1.500 Höhenmetern bewegt und die angenehme Brise zu einem kühlen Lüftchen wird, das einem sanft über das Gesicht streift. Beim kurzen Stehenbleiben vor dem ersten Etappenziel darf man sich der Weite dieser Panoramastraße und der Nockberge bewusst werden, diese Vielfalt der Naturkulisse ist einfach atemberaubend.
Erstes Tagesziel: Eisentalhöhe auf 2.042 Höhenmetern
Nach einigen Hundert Höhenmetern an feinster Rennradtour erreicht man den höchsten Punkt der Nockalmstraße. Eine Aussichtsplattform, welche an Tagen mit sonnigem Wetter einen Ausblick bietet, der seinesgleichen sucht. Man sieht Berge und Almwiesen so weit das Auge reicht, und kann sich bei einer urigen Almhütte mit allem Möglichen stärken und sich gleichzeitig schon auf die bevorstehende Abfahrt freuen.
Diese Anhöhe ist auch Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung auf den Königstuhl. Bei der ersten Abfahrt des Tages bewältigt man circa 500 Höhenmeter und unzählige Kehren, bis man sich vor der nächsten Bergetappe auf ungefähr 1.600 m wiederfindet. Nun beginnt das Spiel von vorne. Man schlängelt sich wieder durch eine der schönsten Bergkulissen hoch auf das zweite Etappenziel des Tages, die Schiestlscharte auf 2.024 Höhenmetern. Das heißt, man überwindet nochmals circa 450 Meter, vorbei an der Stanglalm, der Steigerhütte und der Wolitzenhütte. Bei diesen Almhütten kann man sich gerne hausgemachte Produkte gönnen, denn beim Sport in der frischen Natur schmeckt das Essen deutlich besser.
Zweites Etappenziel: Glockenhütte auf der Schiestlscharte
Zweimal an einem Tag die 2.000 Höhenmeter zu überschreiten, das ist durchaus ein wunderbares Gefühl. Überhaupt, wenn man zwischendurch von Menschen auf Motorrädern und Vespas angefeuert wird, das erhöht die Motivation natürlich ins Unendliche. Auf der Schiestlscharte angekommen, kann man sich im Restaurant mit Sonnenterrasse verwöhnen lassen und sich – ja, Sie haben es vielleicht schon erahnt – auf die zweite einmalige Abfahrt des Tages freuen. Denn nun geht es zur Ebene Reichenau, welche auf 1.095 m liegt.
Fast 1.000 m sind nun bergab zurückzulegen, Kehre um Kehre, bis man die Nummer 52 erreicht hat. Hier gilt auch noch zu erwähnen, jede Kehre ist einzigartig, denn sie alle haben verschiedene Bezeichnungen und Namen. Beim Bergabfahren kann man sich von den Strapazen der Aufstiege erholen und die grüne Berglandschaft und die weiten Almwiesen auf sich einwirken lassen. Man spürt den Fahrtwind und gleichzeitig die Wärme der Sonne auf der Haut.
Auf der Ebene Reichenau angekommen, gilt es auch ein Genussziel der Rennradpartie zu absolvieren, und zwar die geschmacklich unverwechselbaren Kärntner Kasnudeln. Um den Tag gut abzurunden und sich die wohlverdiente Abkühlung nach einem sonnigen Tag am Berg zu holen, empfehle ich die Weiterfahrt zum nahegelegenen Millstätter See.
Zur Autorin
Wenn Carina Fanninger nicht gerade als Coachin im Einsatz ist, verbringt sie nach Möglichkeit jede freie Minute in der Natur und den Bergen. Als erfahrene Kennerin teilt sie ihre Leidenschaft und Tipps mit den Leserinnen und Lesern von www.weekend.at.