Generation Y: Unsicher und sexuell frustriert?
Generation Y oder Millennials nennt man die zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Ihr Markenzeichen: Die Liebe zur Technik. Befragungen ergaben, dass der Generation Y Teamarbeit liegt, ihr eine erfüllte Arbeit, die Freude macht, wichtiger ist als ein dickes Bankkonto oder Prestige, die Work-Life-Balance peinlich genau eingehalten wird und zum Cappuccino mit Sojamilch ein glutenfreies Croissant bestellt wird – sicher ist sicher. Sehr draufgängerisch klingt das alles nicht – und auch im Bett herrscht statt steifer Brise eher öde Flaute.
Millennials haben weniger Sex
Sex? Einfach Tinder öffnen und so lange hin und her wischen, bis man einen für sich passenden Partner gefunden hat und schon ist die Sache geritzt. Einfacher geht's nicht. Auf den ersten Blick mag der Umgang mit der Sexualität heutzutage so offen scheinen wie noch nie, doch eine neue Studie zeigte: Jeder achte Amerikaner zwischen 20 und 24 hatte seit Jahren keinen Sex mehr!
Keine Lust
Die Generation Y hat keine Lust auf Laktose, Müslis ohne Superfoods und anscheinend hat sie auch keine Lust mehr auf Sex. Eine amerikanische Studie verglich die Generation Y mit der Generation X (1960-1980) und stellte fest: Die Jugend von heute hat um zehn Prozent weniger Sex – und das, obwohl man mittlerweile die Pille verschrieben bekommt, ohne fürchterliche Regelschmerzen simulieren zu müssen.
Online, mobil und unsicher
Die Psychologen identifizierten zwei Gründe für die sexuelle Zurückhaltung der jungen Generation: Anstatt sich persönlich zu treffen, findet ein Großteil der Kommunikation heute online statt. Wieso sich persönlich treffen, wenn man auch einfach von der sicheren Couch aus auf Facebook eine Statusmeldung posten kann?
Der zweite Grund ist eine allgemeine Überpräsenz der Medien. Wer ständig online ist, bekommt auch den ganzen Tag die Berichterstattung mit – und die handelt meist von Krieg, Terror und Misshandlungen. Kein Wunder, dass da besonders Frauen zurückhaltender und vorsichtiger geworden sind den Mann ihrer Träume mit hellwachen Augen ganz genau unter die Lupe nehmen.
Verhätschelt, krisengebeutelt und unter Druck
Der Generation Y sagt man gerne nach, sie sei durch die elterliche Überfürsorge egozentrisch und auch ja auf genügend Freizeit bedacht. Dazu gesellt sich noch eine große Unsicherheit, da man die Finanzkrise hautnah miterlebt hat und weiß, wie schnell der vermeintlich sichere Arbeitsplatz verloren oder ein Land von Krieg und Terror heimgesucht werden kann. Flexibel muss man da sein und sich auf das wirklich Wichtige wie Familie und Freunde konzentrieren. Bei der Arbeit steht man allerdings stets unter Druck, als gut ausgebildeter, junger Mensch, innovative und neue Ideen einzubringen. Nach zwei, drei Jahren wechselt man dann regelmäßig den Arbeitgeber, schließlich muss frischer Wind her. Und da der vorherige einen Wuzeltisch hatte, sollte bitte auch der nächste gratis Obst und freitags eine Cocktail-Happy-Hour anbieten. Nur Vorurteile oder ist da etwas Wahres dran?
Früher war alles anders
Nicht besser. Nicht schlechter. Nur anders. Ergatterte man früher einen Job, standen die Chancen gut, dass man es sich bis zur Pensionierung hinter seinem Schreibtisch bequem machen konnte. Heute arbeitet man mobil vom eigenen Laptop aus, hat zeitlich befristete Arbeitsverträge und die Löhne hielten mit den steigenden Lebenskosten auch schon mal besser mit. Dafür wurde früher auf die Bedürfnisse und individuelle Förderung der Kinder weniger Wert gelegt, die Generation Y wurde mit elterlicher Fürsorge und Montessori-Schulen regelrecht überschüttet. Ist die Generation Y nun also verzogen und erwartet mit ihrem übersteigerten Selbstwertgefühl, dass sich auch der Arbeitgeber mittels gratis Snacks um ihr leibliche Wohl sorgt, genauso wie früher die Mama?
Kommt Zeit, kommt Veränderung
Soziologen sehen das Ganze differenzierter. Man könne nicht eine ganze Generation in eine bestimmte Schublade stecken. Denn welchen Werten und Einstellungen man folgt, hängt zumeist vom aktuellen Alter ab. Einem Vertreter der Generation Y, der mit gerade einmal 22 Jahren ein Uni-Seminar über globale Gerechtigkeit besucht, hat sicherlich andere Werte als ein 35-Jähriger angehender Familienvater (ein wenig Sex hat die Generation Y ja zum Glück doch), der sich überlegen muss, woher er nun auf die Schnelle einen braunfarbenen Kombi herbekommt. Eine ganze Generation als egozentrisch, unsicher und stets unter Leistungsdruck stehend zu bezeichnen, ist also zu einfach und plakativ. Denn auch wenn es in Generationen bestimmte Trends gibt, bestimmt vor allem der aktuelle Lebensabschnitt die eigenen Prioritäten. Es kann somit durchaus sein, dass sich die heute 20-Jährigen in 30 Jahren so sehr verändert haben werden, dass sie kaum noch von den aktuell 50-Jährigen Forschern der Generation X zu unterscheiden sind, die sie in Studien gerade noch mit schlagzeilenwirksamen Adjektiven wie egozentrisch und unsicher auszeichnen – obwohl, vielleicht ist ihre Haut ja dank des vielen Gratis-Obst und dem Glutenverzicht ein wenig straffer …