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Geldscheine in einem Einkaufswagen.
WKÖ verteidigt höhere Lebensmittelkosten in Österreich.
WKÖ verteidigt höhere Lebensmittelkosten in Österreich.
iStock.com/Stadtratte

WKÖ tobt: Hohe Lebensmittelpreise haben Gründe

19.12.2024 um 17:22, Simone Reitmeier
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Laut einer VKI-Studie ist der tägliche Einkauf in Österreich wesentlich teurer als in Deutschland. Das Ergebnis schmeckt der WKÖ so gar nicht.

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Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat eine neue Studie durchgeführt, deren Ergebnisse bei vielen für Empörung sorgen. Demnach kostet der tägliche Einkauf in Österreich um bis zu 20 Prozent mehr als in Deutschland. Unterm Strich heißt das: Die Deutschen steigen beim Lebensmittelkauf deutlich günstiger aus als die Österreicher.

Das lässt die Wirtschaftskammer nicht so einfach auf sich sitzen und wendet sich mit einem offenen Brief an den VKI. Darin wird die Studie bemängelt und auf Faktoren hingewiesen, warum Lebensmittel in Österreich teurer sind.

Vergleich greift zu kurz

Die Erhebung würde zwar eine Diskussion anstoßen, der zugrunde liegende Vergleich greife aber zu kurz, heißt es darin. Der VKI würde wesentliche Hintergründe und Rahmenbedingungen ausblenden.

Handel kassiert nicht ab

„Ja, Lebensmittel sind in Österreich etwas teurer – aber nicht, weil der Handel „abkassiert“, sondern weil die Rahmenbedingungen hier andere sind“, erläutert Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel in der WKÖ. Er führt folgende Faktoren an, wodurch sich die höheren Preise in Österreich rechtfertigen lassen.

Gründe für teurere Lebensmittel

Bei den folgenden Ausführungen handelt es sich um eine Zusammenfassung. Den vollständigen offenen Brief der WKÖ an den VKI finden Sie hier. 

1. Intensiver Wettbewerb

Eine hohe Marktkonzentration bedeute nicht gleich, dass es keinen Wettbewerb gibt, stellt die WKÖ klar. Im Gegenteil habe die Bundeswettbewerbsbehörde bestätigt, dass es im österreichischen Lebensmittelhandel sogar einen intensiven Wettbewerb gebe. „Die Umsatzrentabilität im Handel ist zuletzt auf unter 1 % gesunken. Von 100 Euro Einkaufswert verbleibt also weniger als 1 Euro Gewinn vor Steuern – ein „Körberlgeld“ sieht anders aus. Für ein kleines Land wie Österreich ist eine stärkere Konzentration übrigens nicht ungewöhnlich. Das zeigt sich in vielen anderen Branchen ebenso“, so die WKÖ.

2. Geografie ausschlaggebend

Während Deutschlands flache, dicht besiedelte Regionen große Märkte ermöglichen, erfordert Österreichs alpine Struktur laut WKÖ eine andere Strategie: Viele kleine Filialen sichern die Versorgung auch entlegener Gebiete, verursachen aber höhere Kosten. Hunderte Standorte zu schließen und tausende Jobs abzubauen, um „deutsche“ Preise zu erzielen, sei keine Lösung. Ein Vergleich mit der Schweiz, die ähnliche geografische Herausforderungen teilt, wäre sinnvoller – doch das passe wohl nicht ins gängige Narrativ.

3. Hohe Energie- und Lohnkosten treiben Preise

Als weitere Faktoren nennt die WKÖ hohe Energie- und Lohnkosten. Der Betrieb von Supermärkten sei energieintensiv – von Beleuchtung über Kühlung bis zu Backstationen. Leider würden die Strompreise in Österreich zu den höchsten in Europa gehören. Dazu kommen hohe Löhne und Lohnnebenkosten, die den personalintensiven Handel belasten. Hier sieht die WKÖ außerdem einen klaren Handlungsbedarf.

4. Regionalität und Marktgröße

Österreich setze auf regionale Qualität statt Billigware, was höhere Preise rechtfertigt. Damit werde die kleinstrukturierte Landwirtschaft gefördert. Ein wesentlicher Punkt seien territoriale Lieferbeschränkungen und schlechtere Einkaufskonditionen bei internationalen Marken, die zu strukturellen Preisnachteilen im Vergleich zu größeren Märkten wie Deutschland führen.

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