KTM: "Grausiges Weihnachtsgeschenk" trotz Millionen Coronahilfe
- KTM ist pleite
- Insolvenzfonds springt ein
- Pleite trotz Millionenförderung
- Regierung hat Teilschuld
- Vertrauenskrise
Der einstige Vorzeigebetrieb KTM ist pleite. Nach einer Serie an Rekordjahren mit Bonus-Ausschüttungen für Aktionäre muss das oberösterreichische Unternehmen überraschend Insolvenz anmelden. Das Sanierungsverfahren soll bereits am Freitag eröffnet werden. Damit gibt es für die 3.600 Mitarbeiter keine weiteren Lohn- und Gehaltsauszahlungen mehr, November und Dezember werden nicht ausgezahlt. Auch das Weihnachtsgeld wird nicht pünktlich fließen.
Insolvenzfonds springt ein
Das Sichern der ausständigen Entgelten habe jetzt oberste Priorität, so Reinhold Binder, Vorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE, im Ö1-Morgenjournal. Die ausgefallenen Leistungen werden vom Insolvenzfonds übernommen. Das Insolvenz-Entgelt umfasst dabei sowohl laufende Entgelte (Löhne, Gehälter, Überstundenzahlungen etc.) als auch Sonderzahlungen (Urlaubs- und Weihnachtsgeld). "Wir sehen hier, wie wichtig die Lohnnebenkosten sind", betont Binder.
Pleite trotz Millionenförderung
Weshalb KTM vom Erfolg in die Insolvenz geschlittert ist, könne Binder nicht beantworten. Schuld sei die allgemeine wirtschaftliche Lage, insbesondere im Automotivsektor. Aber: Die Managementfehler orte man schon. Man habe auf Managergagen wohl mehr geschaut, der Finanzhaushalt war nicht in Ordnung – auch wenn das Firmengeflecht komplex sei. Immerhin fehlen im Unternehmen dreistellige Millionenbeträge. Kritisch sieht betrachtet Binder auch die millionenhohen Coronaforderungen. "Natürlich hätte man sich erwartet, dass es dann auch einen zukunftssicheren Plan gibt", so der Gewerkschaftschef.
Regierung hat Teilschuld
"Schrecklich ist, dass die Arbeitnehmer jetzt ein grausliges Weihnachtsgeschenk unter den geschlitterten Christbaum gelegt bekommen haben." Vertrauen müsse jetzt auch wieder neu aufgebaut werden. Dass die Lohnabschlüsse zu hoch gewesen sei, will Binder nicht gelten lassen. "Wir sind von einer Corona- direkt in eine Teuerungskrise geschlittert." Die Regierung habe hier massive Fehler gemacht. Ausschlaggebend waren aber die Energiekosten, die "massiv in der Produktion aufgeschlagen haben".
Vertrauenskrise
Auch die veritable Vertrauenskrise, in der Österreich aktuell steckt, habe ihren Schatten auf das Unternehmen geworfen. Einerseits zeichne sie sich in fehlendem Konsum ab, der als Wirtschaftsfaktor fehlt. Andererseits müsse man auch wieder Vertrauen in den Wirtschaftsstandort aufbauen.