Streik: Kein Lieferservice während Österreichspiel
Das Land fiebert dem langersehnten Auftaktspiel entgegen. Wenn Österreich heute Abend gegen Frankreich antritt, machen es sich etliche beim Public Viewing bequem. Aber nicht nur für die Wirte, auch für Lieferanten bedeuten Fußball- normalerweise auch Kassenschlager. Nicht so heute. Ausgerechnet die Fahrradboten und Essenszusteller haben sich den heutigen Termin zum Streik auserkoren.
Streik statt Fußball-Fast-Food
Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Von 17:30 bis 22:00 Uhr streiken die Zusteller, um auf ihre lang anhaltenden Lohnforderungen aufmerksam zu machen. Hintergrund sind die seit Monaten festgefahrenen Verhandlungen über den Kollektivvertrag (KV). Trotz mehrerer Verhandlungsrunden konnten sich die Arbeitgeber und die Gewerkschaft vida bislang nicht einigen.
Forderung der Gewerkschaft
Während die Arbeitgeberseite eine Lohnerhöhung von 5,8 Prozent anbietet, fordert die Gewerkschaft vida eine Anpassung um 8,7 Prozent, um die rollierende Inflation auszugleichen. Der derzeitige Monatslohn von 1.430 Euro netto liege deutlich unter der Armutsgrenze von 1.572 Euro, pocht die Gewerkschaft auf ihre Forderung.
Streik in Landeshauptstädten
Gestreikt wird in Wien, Graz, Salzburg und Klagenfurt; in Wien streiken die Angestellten von Lieferando und Foodora. Besonders sauer stößt der Gewerkschaft das Sponsoring der aktuellen EM auf. "Es ist ein Skandal, dass die Arbeitgeber zwar Unsummen für u.a. UEFA-Sponsoring ausgeben, aber für die Mitarbeiter:innen nicht genug Geld da ist“, kritisiert Markus Petritsch, Vorsitzender des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida. Der Streik steht deshalb unte rdem Motto: "Ihr sponsert, wir streiken."
Maximale Aufmerksamkeit
Die Entscheidung, den Streik während der EM-Spiele durchzuführen, soll zudem auch die öffentliche Wahrnehmung maximieren. Bereits in den vergangenen Wochen gab es immer wieder Protestaktionen seitens der Fahrradboten und Essenszusteller, doch eine Einigung scheint weiterhin nicht in Sicht.
In Österreich sind rund 4.500 Fahrradboten tätig, nur rund 2.000 sind nach Kollektivvertrag angestellt. Vor allem Lieferando stellt sein Personal nach KV an. Bei Foodora und Wolt sind die meisten Boten viele als freie Dienstnehmer tätig. Sie sind von den Verhandlungen nicht erfasst.