Wegen Trump: Dieses Land will jetzt in die EU
- Grönland: Trump macht Island nervös
- Die EU-Frage: Island denkt um
- Bevölkerung entscheidet
- Enge Verbindung zur EU
Die internationale Lage bleibt unübersichtlich. Während in Osteuropa Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine andauert, sorgen auch Entwicklungen auf der anderen Seite des Atlantiks für wachsende Verunsicherung. Besonders die außenpolitische Linie von US-Präsident Donald Trump gilt als unberechenbar. Seine Aussagen zu einer möglichen Annexion Grönlands mit militärischen Mitteln alarmieren nicht nur Dänemark, zu dem Grönland gehört, sondern auch den rund 1.200 Kilometer entfernten Inselstaat Island. Dort mehren sich Stimmen, die eine politische Neuausrichtung fordern – Richtung Brüssel.
Grönland: Trump macht Island nervös
Für viele Isländer ist Grönland mehr als nur ein Nachbar. Die beiden Inseln sind historisch wie geografisch eng verbunden, teilen arktische Kultur und Geschichte. Bis 1944 war auch Island Teil Dänemarks, bevor sich die Insel für unabhängig erklärte.
„Wir haben sehr starke Bindungen zu den Grönländern. Das ist also sehr besorgniserregend", so Ministerpräsidentin Kristrún Frostadóttir. In Trumps Überlegungen sieht man mehr als außenpolitisches Säbelrasseln. Die Sorge: Was der russische Präsident in der Ukraine vormacht, könnte auch anderen autoritären Führern als Vorbild dienen.
Die EU-Frage: Island denkt um
Island hatte bereits im Jahr 2009 – ohne vorherige Abstimmung – einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft gestellt. Zwischen 2010 und 2013 wurden insgesamt 27 von 35 Verhandlungskapiteln eröffnet, 11 davon vorläufig abgeschlossen. 2013 hat das Land auf die Stopptaste gedrückt: Die Gespräche wurden erst ausgesetzt, 2015 hat das Land den Antrag offiziell zurückgezogen. Seitdem galt die EU-Frage eigentlich als erledigt – bis jetzt.
Im Dezember 2024 hat die neue sozialdemokratisch geführte Regierung unter Frostadóttir angekündigt, ein Referendum über neue Beitrittsverhandlungen abzuhalten. Dieses soll bis spätestens 2027 über die Bühne gehen. Das entsprechende Vorhaben hat Islands Ministerpräsidentin diese Woche am Rande eines Besuchs in Brüssel erneut bekräftigt.
I had an excellent meeting with @KristrunFrosta
Iceland is an integral part of the European family — and the challenges we face, we face together.
We discussed Iceland’s role in our efforts to strengthen the security and defence of our continent, as well as the evolving… pic.twitter.com/4ParDH41Qk— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) April 9, 2025
Bevölkerung entscheidet
Fehler aus der Vergangenheit möchte man nicht wiederholen. Diesmal sollen die rund 400.000 Bewohner in einem Referendum abstimmen – bevor Gespräche starten. Die Chancen für eine Zustimmung stehen gut. Die Stimmung im Land hat sich seit 2015 verändert: Laut Umfragen befürworten 45 % der Isländer einen EU-Beitritt, 35 % sind dagegen, 20 % zeigen sich unentschieden. Fast zwei Drittel unterstützen die Abhaltung eines Referendums.
Enge Verbindung zur EU
Island ist bereits Teil des Europäischen Wirtschaftsraums sowie des Schengen-Raums. Das Land hat damit weitreichende wirtschaftliche und soziale Vorteile durch die Zusammenarbeit mit der EU. Dass nun ausgerechnet die Drohungen Trumps und Putins das Land näher an Brüssel rücken lassen, zeigt, wie eng politische Stabilität und Sicherheit heute miteinander verflochten sind. Aktuelle Sicherheitsbedenken fließen in die Debatte mit ein. Aber: „Ich möchte unsere EU-Beitrittsgespräche nicht auf der Grundlage von Angst führen", betont Regierungschefin Frostadóttir im Interview mit Euronews.