Wood Fashion: Aus Wut wird Wood
Da soll noch mal einer sagen, Fernsehen dient nur zur Berieselung. Im Fall von Guglwald-Kultwirt Didi Hehenberger wird aus der Wut im Bauch ein nachhaltiges Startup. „Eines Tages sah ich das ‚Weltjournal‘ über Baumwollanbau und erfuhr, dass es 12.000 Liter Wasser für ein Kilo Baumwolle braucht. Es war ein Bauer zu sehen, der Tränen in den Augen hatte, weil sein Vieh wegen des extensiven Baumwollanbaus kein Wasser mehr hatte. Ich hatte so eine Wut, dass ich nicht schlafen konnte.“ Die schlaflose Nacht nutzte der Gerechtigkeitsfanatiker zum Umdenken. „Ich war so schockiert, dass ich gesagt habe, ich kaufe nie wieder so ein Klump.“
Kein „Klump“ mehr
Der 58-Jährige, der sich schon mit 19 selbstständig machte, stieß auf Tencel™, eine Holzfaser aus dem Hause Lenzing. Basierend auf diesem Ausgangsmaterial und eigenen Forschungen, entwickelten Hehenberger und sein Team Kleidung, die ganz ohne zusätzliche Materialien auskommt und die – wenn man sie eingräbt – nach sechs Wochen rückstandsfrei und ohne schlechte Auswirkung auf die Umwelt – verrottet. Das Startup „Wood Fashion“ war geboren. „Es wurden bisher immer bis zu zehn Prozent Polyester, Baumwolle oder Lycra bei Tencel™ eingewebt. Doch wir wollten ein reines Naturprodukt und das können nur wir.“ Als Ausgangspunkt wählte Hehenberger sein Lieblingshemd. „Ich wollte einen Stoff, der angenehm zu tragen ist und nicht eingeht.“ Hehenberger kannte einen Gast, der einen Textilbetrieb in Vorarlberg hat: „Er ließ sich von mir breitschlagen, Stoffe daraus zu machen.“
Fünf natürliche Geheimzutaten
Nach unzähligen Versuchen gelang dem „Wood Fashion“-Team rund um den Gastronomen und Inhaber einer Bauträgergesellschaft der Durchbruch. „Es dauerte 13 Monate und acht Durchgänge, bis wir dort waren, wo wir jetzt sind. Ich wollte schon fast aufgeben.“ Die Lösung lag in fünf Bestandteilen, alle aus der Natur. „Ich verrate nur einen: Harz. Der Rest ist ein absolutes Betriebsgeheimnis.“ Der Stoff war fertig, doch wer sollte ihn verarbeiten? In ganz Österreich gibt es keine Lohnnäherei und Hehenberger setzte von Beginn an auf 100 Prozent made in Austria: „Ich bekniete den Geschäftsführer von Löffler, dass er mir den Stoff näht und verarbeitet.“ Das Flehen hatte Erfolg und wie: „Wir haben teilweise acht Wochen Wartezeit, aber die Menschen nehmen das in Kauf.“ Und das hat auch einen Grund, denn: „Ich will an Wood Fashion nichts verdienen: 50 Prozent des Gewinns gehen in die Produktentwicklung, 50 Prozent werden an Umwelt- und Sozialeinrichtungen gespendet.“ Die „Didi Hehenberger Story“ beweist: Auch die Wut über Missstände kann Startups ins Leben rufen.