H₂offnungsträger
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Bei der Erfüllung der Klimaziele gehört Österreich zur „Failing Group“. Das sagt Dominik Kreil, Projektmanager Wasserstoff der Stadt Linz. Die Schuld trifft dabei nicht zuletzt die Stahlstadt. Rund 80 Megatonnen Treibhausgase werden in Österreich jährlich emittiert, 11 davon allein in Linz. Schon jetzt wird uns das viel Geld kosten. „Aber die Message soll sein, wenn wir nichts tun, wird es noch mehr kosten“, sagt Kreil. Große Hoffnung wird dabei in das kleinste Atom des Periodensystems gelegt: in den Wasserstoff. Die Anwendungsbereiche des Wasserstoffmoleküls – bestehend aus zwei Atomen – sind vielfältig. Als Treibstoff und zur Energielagerung kann es verwendet werden. Verbrennt man Wasserstoff, wird wie bei anderen Brennstoffen Wärme und Licht freigesetzt. Statt schädlicher Abgase hinterlässt die Reaktion allerdings nur Wasser.
Sommersonne im Untergrund
Noch wird ein Großteil des Wasserstoffs, der in Oberösterreich genutzt wird, mithilfe fossiler Energien hergestellt, doch die Zukunft liegt im sogenannten grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Denn wenn im Sommer viel Strom aus PV-Anlagen produziert wird, muss dieser bis in den Winter gespeichert werden. „Das Besondere an Wasserstoff ist, dass damit Energie aus erneuerbaren Quellen gespeichert und transportierbar gemacht werden kann“, sagt Dominik Matheisl,
Wasserstoff-Beauftragter der Linz AG. Als potenzielle Speicherorte würden sich leere Erdgas- und Erdöllagerstätten anbieten. Der weltweit erste geologische Wasserstoffspeicher wurde vergangenes Jahr von der RAG Austria in der Gemeinde Gampern im Bezirk Vöcklabruck in Betrieb genommen. Weitere EU-geförderte Pilotprojekte zu dem Thema laufen noch bis 2027. Daneben arbeitet Linde Gas an einem Wasserstoff-Tankstellensystem. Während man beim Individualverkehr von Wasserstoff als Treibstoff abgekommen ist, könnten der öffentliche Personenverkehr oder auch der Güterverkehr zukünftig CO2-neutral mit Wasserstoff-Treibstoff betrieben werden.
Das fehlende Netz
Doch noch fehlt es an Infrastruktur für ein Wasserstoffnetz. Erdgas-Pipelines können zwar in vielen Fällen umgerüstet werden, die rechtlichen Rahmenbedingungen hindern allerdings derzeit noch den Netzausbau. Deshalb befindet man sich beim Linzer Netz noch in der Planungsphase. Darüber hinaus wird Oberösterreich von Wasserstoffimporten abhängig sein. In Spanien, Tunesien und Osteuropa laufen vielversprechende Projekte, doch das Gas muss dann auch Wege zu uns finden. Dass Wasserstoff die Menschen brennend interessiert, zeigte der Besucher-Rekord bei der diesjährigen „H2 Convention“ in Linz. Dieses Interesse wird auch wichtig sein, wenn man die industrialisierte Wirtschaft Oberösterreichs ins Wasserstoffzeitalter führen will. Doch derzeit befinden wir uns noch in der Phase der Planung und Pionierarbeit.