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17 Prozent der Eier, die in Österreich erzeugt werden, stammen aus Oberösterreich.
17 Prozent der Eier, die in Österreich erzeugt werden, stammen aus Oberösterreich.
17 Prozent der Eier, die in Österreich erzeugt werden, stammen aus Oberösterreich.
Poravute / iStock / Getty Images Plus

Frische Eier, fair bezahlt

24.04.2025 um 08:00, Andreas Hamedinger
4 min read
Heimische Konsumenten können aufatmen: Preisexplosionen bei Eiern in den USA sind nicht zu befürchten. Dennoch: Qualität muss ihren Preis haben.

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Rund 12.000 der landwirtschaftlichen ­Betriebe in Oberösterreich halten Hühner – vielfach aber nur zur Eigenversorgung. Tatsächlich sind rund 500 bäuerliche Familienbetriebe auf die Legehennenhaltung und damit Eierproduktion spezialisiert. Damit deckt Oberösterreich 17 Prozent der gesamtösterreichischen Eierproduktion ab. Einer der Betriebe, die sich auf die Produktion von Eiern spezialisiert haben, ist das Familienunternehmen Leitner Ei aus Lichtenberg. Rund 9.000 Hühner sorgen dafür, dass jeden Tag etwa 7.000 Eier den Mühlviertler Bauernhof verlassen. „Wir produzieren Eier aus Freiland- und Bodenhaltung“, erklärt Gertrude Leitner, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann Johann seit 1996 führt. Um die jährliche Produktion von über zwei Millionen Eiern zu garantieren, setzt Familie Leitner ausschließlich auf die Fütterung der Tiere, das heißt, es wird keine Zucht betrieben. „Die Tiere kommen im Alter von etwa 18  Wochen auf unseren Hof und legen rund ein Jahr Eier“, sagt Leitner und ergänzt: „Wir benötigen rund 350 Tonnen Futter im Jahr, daher treffen uns Erhöhungen der Futterpreise dementsprechend. Dazu kommen noch die gestiegenen Kosten für Verpackung.“ Doch nicht nur mit Preiserhöhungen haben die Eierproduzenten zu kämpfen. „Ich schätze, dass bei der Freilandhaltung rund fünf Prozent der Hühner Opfer von Habicht, Fuchs und Co. werden“, erklärt die Landwirtin.
 

Michaela Langer-Weninger Agrar-Landesrätin
Michaela Langer-Weninger Agrar-Landesrätin

Preisentwicklung

Angesichts der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Preise stellt sich weiters die Frage, mit welchen Preisen Eierproduzenten kalkulieren können. Laut Auskunft des Büros von ­Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger entwickelten sich die Preise zuletzt uneinheitlich. Die ­Verkaufspreise für Freilandeier der Gewichtsklasse  M erzielten durchschnittlich 19,72  Euro je 100  Stück. Etwas rückläufig waren die Preise im Bodenhaltungs- und Bio-Segment: Bodenware der Größe  M wurde um durchschnittlich 16,36  Euro je 100  Stück an den Handel vermarktet. Bio-Eier wurden an diesen wiederum für 32,04  Euro je 100 Stück verkauft. Im Handel sind Eier pro Stück – abhängig von Lebensmittelkonzern und Aktionen – zwischen 20 und 60 Cent erhältlich.
 

Gertrude Leitner mit einigen ihrer fleißigen Mitarbeiterinnen, die jeden Tag rund 7.000 Eier legen.

Hygiene enorm wichtig

Wie sich der Eierpreis in den nächsten Monaten entwickeln wird, kann derzeit keiner genau (voraus-)sagen. Vor Verhältnissen wie in den USA – hier kosten Eier zeitweise 0,8 Euro und mehr – braucht man sich aber zurzeit nicht zu fürchten. Langer-Weninger dazu: „Die Inlandsversorgung mit Eiern ist durch die heimische Landwirtschaft ­gesichert. Anders als in den USA wurde die Vogelgrippe rechtzeitig eingedämmt und somit der Geflügelbestand geschützt. Nachdem unsere heimischen Betriebe Jahreskontrakte haben, profitieren sie von der Limitierung auf der Angebotsseite wenig bis gar nicht. Etwaige Preissteigerungen gehen also nicht von der Landwirtschaft aus.“ Dass Österreich von der Vogelgrippe bisher großteils verschont geblieben ist, freut natürlich Gertrude Leitner: „Eine Tierseuche würde enorme finanzielle Probleme mit sich bringen, daher achten wir genau auf hygienische Vorschriften. Dadurch sind wir auch bisher von Problemen mit Salmonellen verschont geblieben.“
 

Bekenntnis der Konsumenten

Zurück zu den USA, die aufgrund ihres Eier-Engpasses wohl auch in Europa auf der Suche nach Eierlieferanten sind. Wäre auch Oberösterreich in der Lage, entsprechende Mengen über den Atlantik zu liefern? Langer-Weninger: „Die heimische Landwirtschaft baut auf das starke Bekenntnis der Konsumenten zu regionalen Lebensmitteln – eine Treue, die auf beiden Seiten geschätzt wird. Daher steht für uns die Eigenversorgung an erster Stelle. Überschüsse könnten zwar exportiert werden, allerdings wird Nachfrage deckend produziert.“ Was bedeutet das in konkreten Zahlen? Laut Statistik Austria werden jährlich in Österreich im Jahr durchschnittlich 2,24  Milliarden Eier konsumiert. Pro Kopf werden also pro Jahr 248  Stück bzw. vier bis fünf Eier pro Woche verzehrt. 2023 (für 2024 liegen noch keine endgültigen Zahlen vor) gab es zudem einen Anstieg im Eierverbrauch. Die Inlandsverwendung wuchs auf 162.361 Tonnen, was einem Plus von drei Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Hier zeigt sich, dass vor allem die Verarbeitung deutlich zulegte (+30  %). Der Nahrungsverbrauch lag knapp über dem Vorjahreswert (+1,1  %). Österreich hat laut Statistik Austria 2023 zudem insgesamt weniger Schalen­eier importiert. Die Einfuhren beliefen sich auf 15.576 Tonnen und gingen gegenüber dem Vorjahr spürbar zurück (–15  %). Auch die Importe von Eiprodukten waren mit 17.426 Tonnen rückläufig, verglichen zu 2022 (–5,1 %). Die Ausfuhr von Schaleneiern blieb mit 3.077 Tonnen konstant zum Vorjahr. Bei den Eiprodukten kam es zu einem starken Einbruch: Die Exporte sanken auf 13.370 Tonnen, was einen Rückgang von 43,4  Prozent gegenüber 2022 bedeutet.

2023 wurden in Österreich 162.361 Tonnen Eier verbraucht.

High-Protein-Trend

Von der Kundentreue österreichischer Konsumenten zur heimischen ­Produktion profitiert auch die Familie Leitner, wie Gertrude Leitner berichtet: „Wir verkaufen in erster Linie in der Region – zu unseren Kunden gehören Privathaushalte, Schulen, Kindergärten und Geschäfte in der Umgebung.“ Doch gerade bei Eiern scheinen Konsumenten bei den Preisen sehr sensibel zu sein. Warum das so ist, hat für die Agrar-Landesrätin folgenden Grund: „Eier sind ein Grundnahrungsmittel, weshalb Preissteigerungen – anders als bei anderen Konsumgütern – sofort auffallen. Teuerungen, die täglich sichtbar sind, verstärken das Gefühl, dass ‚alles teurer‘ wird. Gleichzeitig stehen Eier sinnbildlich für den Alltag und sind Teil lieb gewonnener Traditionen: Viele starten den Tag mit einem Frühstücksei. Auch in der Küche sind Eier nicht wegzudenken – aktuell stärker denn je. Der High-Protein-Trend kurbelt die Nachfrage kräftig an. Gerade mit Blick auf den ernährungsphysiologischen Wert sind 20   bis maximal 60 Cent pro Ei ein fairer und mehr als gerechtfertigter Preis.“
 

Agrar-Ressort unterstützt

Michaela Langer-Weninger begrüßt zudem den Trend, Eier als wertvolle Eiweißquelle stärker in den täglichen Ernährungsplan aufzunehmen und sieht die Zukunft der Eierproduktion zuversichtlich: „Die Absatzmenge ist in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich um sechs Prozent gestiegen. Wenn dieser Trend anhält, ist die ­Motivation unserer Hofübernehmer groß, in die Legehennenhaltung einzusteigen oder diese weiterzuführen. Mit der Existenzgründungs- und der Investförderung steht das oberösterreichische Agrar-Ressort dabei unterstützend zur Seite.“

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