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Landesdirektor Alexander Schinnerl: Oberösterreich ist der ­zweitwichtigste Markt im Bundes­ländervergleich für die UNIQA-Gruppe.
Landesdirektor Alexander Schinnerl: Oberösterreich ist der ­zweitwichtigste Markt im Bundes­ländervergleich für die UNIQA-Gruppe.
Hermann wakolbinger

„Sehen uns als Lebensbegleiter“

24.04.2025 um 07:57, Klaus Schobesberger
3 min read
Die UNIQA-Gruppe will eine aktivere Rolle einnehmen als die des reinen Risikoträgers. Landesdirektor Alexander Schinnerl im Interview.

Seit 28 Jahren ist Alexander Schinnerl (43) in der UNIQA Insurance Group tätig – seit 1. Jänner 2020 als Landesdirektor in OÖ. 490.000 Kunden betreut das Unternehmen im Land ob der Enns (österreichweit: 3,7 Millionen). Mit einem Marktanteil von 21 Prozent ist UNIQA die zweitgrößte ­Versicherungsgruppe Österreichs. Im Vorjahr konnte sie im Bereich Krankenversicherung um zehn Prozent auf 1.526,5 Mio. Euro bei den verrechneten Prämien zulegen. Das Konzernergebnis netto wuchs um 15 Prozent auf 348 Mio. Euro.
 

CHEFINFO: Kurz nach Ihrem Antritt als Landesdirektor wurde der ­erste Lockdown Realität – und es folgte bis heute eine Reihe weiterer disruptiver Ereignisse. Steigen mit dem Gefühl der Unsicherheit auch die Geschäftschancen?
Alexander Schinnerl: Was wir als ­größter privater Krankenversicherer Österreichs beobachten können, ist ein gestiegenes Vorsorge-Bewusstsein seit der Pandemie vor allem am Gesundheitssektor. Aktuelle Umfragen zeigen, dass mittlerweile 38 Prozent der Österreicher Gesundheit als sehr wichtig einstufen. Das entspricht rund 3,5 Millionen Menschen. Dieses Bewusstsein spiegelt sich nicht nur in einer erhöhten Nachfrage nach Versicherungsangeboten, ­sondern auch in einer gestiegenen Zahl an Vertragsabschlüssen wider. Im Bereich der Krankenversicherung verzeichnen wir kontinuierlich steigende ­Zuwächse. Das stimmt uns sehr positiv, denn es bestätigt, dass wir mit unserer strategischen Ausrichtung in diesem Segment auf dem richtigen Weg sind und verlässliche ­Planungen treffen können.

Leistungskürzungen drohen und wer nicht zusatzversichert ist, muss bei Fachärzten mit langen Wartezeiten rechnen. Ist das ein weiterer Antrieb für das Neugeschäft?
Schinnerl: Ganz sicher. Das Gesundheits- und Pensionssystem stehen unter Druck. Als Versicherer sehen wir uns in der Verantwortung, gemeinsam mit dem Staat Lösungen für die Zukunft in diesem Bereich zu finden. Der ­Ärztemangel und die allgemeinen ­Ressourcenprobleme im Gesundheitswesen sind eine ­große Heraus­forderung, die nicht von ­heute auf morgen gelöst werden kann. Für uns als Unternehmen ist das eine ­Chance, aber auch ein Auftrag, unsere Rolle über die des reinen Risikoträgers ­hinaus auszubauen. Unser Ziel ist es, UNIQA ­stärker als Gesundheitsdienstleisterin zu ­positionieren. Der Claim „­gemeinsam besser leben“ bringt das zum Ausdruck. Wir wollen unsere Kunden ganzheitlich in Sachen Gesundheit begleiten – nicht nur, wenn medizinische Ver­sorgung nötig ist, sondern als lebens­lange ­Gesundheitspartnerin. Das umfasst beispielsweise Prävention, Diagnostik, Gesundheitschecks oder die Unterstützung durch VitalCoaches bei Ernährung und Bewegung.


Wird der klassische Berater angesichts der fortschreitenden Digitalisierung künftig noch benötigt?
Schinnerl: Es gibt hier kein einfaches Schwarz-Weiß-Schema, kein klares Richtig oder Falsch. Denn die Bedürfnisse unserer Kunden sind sehr unterschiedlich. Einerseits ist es unerlässlich, das Thema „Digitalisierung“ maximal voranzutreiben. Wir implementieren digitale Angebote in unsere Standardprodukte, bieten Dienstleistungen und Abschluss­möglichkeiten rund um die Uhr über unsere Website und eigene Kunden-Apps. Andererseits verfolgen wir auch weiterhin den regionalen Zugang. Wir nennen es „­regional und digital“, denn unser Ziel ist es, für ­unsere Kunden immer und ­überall erreichbar zu sein – sei es online zu jeder Tages- und Nachtzeit oder persönlich vor Ort. Mit über 60 Standorten in Oberösterreich sind wir regional sehr gut aufgestellt, bleiben aber für unsere Kunden gleichzeitig schnell und unkompliziert digital erreichbar. Trotz einer ausgiebigen Online-Recherche suchen viele Leute den persönlichen Austausch mit dem Profi.

Macht die starke regionale Präsenz den Unterschied am hart umkämpften Versicherungsmarkt aus?
Schinnerl: Genau das ist es, was uns von anderen unterscheidet und worauf wir auch stolz sind. Denn wir sehen schon mittel- und langfristig, dass diese regionale Präsenz und die daraus entstehende Vertrauensbasis zu unseren Kunden vor Ort nach wie vor essenziell sind. Ja, ­Digitalisierung ist wichtig und hilft uns, effizienter zu werden. Aber das persön­liche Element hat in Österreich noch einen hohen Stellenwert. Und das ist auch gut so. Gerade im Firmenkundenbereich setzen wir stark auf das Thema „Beratung“. Mit unserem neu gegründeten Tochterunternehmen UNIQA Sustainable Business Solutions bieten wir umfassende Unterstützung – von der Risikoevaluierung und Gefährdungsanalyse bis hin zu ESG-Begleitungen. Auch hier wollen wir zeigen, dass wir eine ­aktivere Rolle spielen als nur die des klassischen Versicherers. 

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