„Österreich hat das strengste Zulassungsverfahren in der EU”
CHEFINFO: Der Marlboro-Erzeuger Philip Morris will sich aus dem Geschäft mit konventionellen Tabakerzeugnissen zurückziehen. Ist das der Anfang vom Ende der Zigarette?
Susanne Moosmayr-Schlager: Die Tabakbranche ist tatsächlich im Wandel und der Trend geht Richtung risikoreduzierter Alternativprodukte. Ob und wann ein Ende der klassischen Zigarette kommt, wäre Glaskugel lesen. Derzeit konsumieren rund 10 bis 15 Prozent der Nikotin-Konsumenten alternative risikoreduzierte Nikotin-Produkte. Das heißt, rund 90 Prozent rauchen immer noch konventionelle Zigaretten. Schweden hingegen ist schon „rauchfrei“, denn dort rauchen aktuell nur mehr rund fünf Prozent der Bevölkerung. Begründet ist dies unter anderem dadurch, dass Schweden das einzige EU-Land ist, in dem Snus, also tabakhaltige Pouches erlaubt sind.
Wie hat sich der heimische Markt durch die neuen Produkte verändert?
Moosmayr-Schlager: Der klassische Tabakwarenmarkt geht trendbedingt jährlich um ein paar Prozent zurück. Wobei man auch hier immer eine Komponente berücksichtigen muss, und das ist der Anteil an nicht in Österreich versteuerter Tabakware bzw. der Schmuggel. Während Tabakwaren an Absatz verlieren, steigen die Verkaufszahlen bei risikoreduzierten Alternativprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln. Die Vielfalt an Alternativprodukten ist größer geworden und das ist auch gut so. Konsumenten sollen ein breites Angebot vorfinden.
Alternativprodukte sollen laut neuer Regierung ab 2026 einer risikobasierten Verbrauchssteuer unterliegen. Was sagen Sie zu diesem Plan?
Moosmayr-Schlager: Wichtig ist, dass wenn diese Besteuerung kommt, darf sie im ersten Step nicht zu hoch ausfallen. Immerhin sprechen wir bei diesen Produkten ja von risikoreduzierten Alternativen, die preislich attraktiv sein sollten, um den Konsumenten einen Umstieg von der Zigarette zu diesen Alternativprodukten schmackhaft zu machen. Allerdings darf man dabei auch nicht außer Acht lassen, wie sich die Steuern in den Nachbarländern darstellen, um ein ausgewogenes Steuergefüge zu gestalten.
Außerdem wurde eine Verkürzung bei den Zulassungsfristen von Tabakerhitzern angekündigt. Ist das sinnvoll?
Moosmayr-Schlager: Man kann sich sehr schnell höhere Steuereinnahmen in dieser Kategorie holen, wenn man die Produktzulassung bei Tabakerhitzern vereinfacht. Österreich hat das strengste Zulassungsverfahren in der EU und so kommt es, dass in unseren Nachbarländern wesentlich mehr Produkte in dieser Kategorie erhältlich sind, während es in Österreich nur ein einziges gibt. Konsumenten wollen aber nicht die Innovation von vor zehn Jahren, sie wollen das neueste Trendprodukt und fahren dafür auch über die Grenze, um dann in unseren Nachbarländern zu kaufen.