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KI: LLM-Revolution im Unternehmen

04.04.2024 um 08:57, Michael Schwarz
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Large Language Models revolutionieren Abläufe und Berufsfelder. Was bald möglich sein könnte und warum wir an unserer Erwartungshaltung arbeiten sollten.

Als OpenAI Ende November 2022 ChatGPT veröffentlichte, war dies der Startschuss für ein KI-Wettrüsten. Seither haben zahlreiche große Softwareunternehmen ihre eigenen Chatbots ins Rennen geschickt. Diesen sogenannten Large Language Models, kurz LLMs, wird das Geschenk der Sprache durch einen umfangreichen Trainingsprozess von zahlreichen Textdokumenten verliehen, wodurch sie für zahlreiche Tätigkeiten einsetzbar werden. Am Ende braucht es derzeit aber dennoch Menschen, die der KI auf die Finger schauen.

Michael Moser

Es kam schnell die Erkenntnis, dass ChatGPT auch programmieren kann.

Michael Moser, Area Manager Software Science, SCCH

KI als Programmierpartner
Am World Government Summit ließ Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang mit einer provokanten Aussage aufhorchen. Seit Jahren wird Kindern geraten, Programmieren zu erlernen. Doch Huang stellt die Sinnhaftigkeit davon infrage. Denn die Softwareentwicklung sollen KIs übernehmen. Die Kompetenz, die Menschen brauchen, liegt im Umgang mit LLMs. Mit dem Thema AI in der Softwareentwicklung setzt man sich auch am SCCH auseinander. „Es gab schon immer eine Menge an Werkzeugen, die den Softwareentwickler beim Programmieren unterstützten“, sagt Michael Moser, Area Manager Software Science am SCCH, „AI-basierte Werkzeuge erfassen aber den Kontext viel besser und steigern dadurch die Effizienz.“ Die Werkzeuge kommen bereits zum Einsatz, es wird allerdings zukünftig noch wesentlich mehr möglich sein. In der Branche besteht bereits die Vision, dass mithilfe von LLMs vermehrt auch Menschen ohne tiefgehende Kenntnis in Programmierung Software entwickeln können. Aktuell müssen meist noch ­Fachleute die KI-produzierten Codes überprüfen, doch auch das könnte zukünftig die künstliche Intelligenz übernehmen. Die Softwareentwickler schaffen dennoch nicht ihren eigenen Berufsstand ab, zeigt sich Moser überzeugt: „Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die viel verändern wird in der Softwareindustrie, aber es wird weiter Aufgabenstellungen geben, wo es den Softwareentwickler braucht.“ 

Bernhard Nessler

Wenn ich ein LLM verwende, muss mir klar sein, dass ich die Ergebnisse selbst verantworte.

Bernhard Nessler, Research Manager Intelligent Systems, SCCH

Unternehmens-KI
„Überall wo Menschen derzeit ­Texte schaffen, haben wir Anwendungs­fälle von LLMs“, so Bernhard Nessler, Research Manager Intelligent Systems am SCCH. Repetitive Kundenanfragen werden schon jetzt auf Unternehmenswebsites von Chatbots bearbeitet. Nessler weist aber darauf hin, dass es dabei einen verantwortungsvollen Umgang mit KI braucht. „Wenn ich ein LLM verwende, muss mir klar sein, dass ich die Ergebnisse selbst verantworte“, sagt er. Daher rät er dazu, Chatbots klar als solche zu kennzeichnen und den Anwendern die Möglichkeit zu geben, mit einem Menschen Kontakt aufzunehmen, wenn die KI nicht weiterhelfen konnte. Daneben gibt es auch noch einen Trend zu LLMs in der firmeninternen Kommunikation. Benötigt beispielsweise ein ­neuer Mitarbeiter Informatio­nen zu einem Kunden, könnte hier die Firmen-KI unter die Arme greifen. „Praktisch jedes Unternehmen kann von so einem Programm profitieren, indem das Informationsdefizit neuer Mitarbeiter ausgeglichen wird“, sagt Nessler. Jedoch weist der KI-Forscher auch auf gewisse Problematiken hin, die bei der Zusammenarbeit von Mensch und KI auftreten: „Ein grundlegendes Problem von LLMs ist, dass sie keine authentischen Wahrheiten liefern. Vielmehr sind die Worte das Ergebnis der gelernten Berechnungen des LLMs.“ Nessler plädiert für eine andere Einstellung zu KI: „Man sollte akzeptieren, dass es sich um ein automatisiertes System handelt, das manchmal nicht die gewünschten Antworten liefert.“ Die KI kann keine ­Wahrheitsmaschine sein, denn die Probleme, mit denen wir uns an LLMs wenden, lassen häufig verschiedene Antworten zu. Ob KIs in Unternehmen und in unserem eigenen Leben den gewünschten Erfolg haben werden, hängt also auch davon ab, wie der Mensch damit umgeht.

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