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Thomas Gernbauer
Thomas Gernbauer

Innovationscoach Thomas Gernbauer: Das Neue neu tun

26.07.2021 um 10:00, Cordula Meindl
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Als hauptberuflicher Vor- und Umdenker begleitet Thomas Gernbauer Unternehmen dabei, innovative Wege zu beschreiten. Im Interview spricht er über Hürden am Weg und warum es mehr Fehlerkultur braucht.

CHEFINFO: Was hält Unternehmen davon ab, innovativ zu sein?

Thomas Gernbauer: Die Kultur, nur die Kultur. Wenn die Firmenkultur nicht innovativ ist, dann geht da nichts. Und es geht immer vom Kopf aus – wenn der Kopf nicht innovativ ist und auch nicht sein will, dann kann sich nichts bewegen. Da kommen dann die üblichen Innovationskiller-Phrasen wie z. B.: „Das haben wir noch nie so gemacht“, „So tickt unsere Firma nicht“ oder „Das haben wir schon immer so gemacht“ … Aber wenn die Führung innovativer werden will, dann kann man einen Prozess starten.

CHEFINFO: Wie sieht dieser Prozess aus?

Gernbauer: Der erste Schritt ist: Wahrnehmen, was wirklich wirklich ist. Also ganz genau hinschauen, in wunde Punkte hineinbohren und analysieren, was in der Branche wirklich los ist. Im Alltagsgeschäft nimmt man das oft nicht wahr – oder erst dann, wenn der Kontostand zu sinken beginnt. Aber da ist es schon zu spät. Danach schaut man sich an, was kommen wird und wo man hinwill. Das muss man auch intern kommunizieren. Und dann kommt das Schwierigste: Das Neue neu tun.

Zitat Thomas Gernbauer

CHEFINFO: Wie kann ich eine innovative Unternehmenskultur schaffen?

Gernbauer: Es reicht sicher nicht, einfach einen Wuzler aufzustellen. Es braucht eine Offenheit für Neues, Weiterbildungsmöglichkeiten, Raum zum Experimentieren, ein kreatives Umfeld und vor allem: Fehlerkultur, Fehlerkultur und Fehlerkultur. Man muss sich lächerlich machen dürfen. In Österreich wird man viel zu häufig ausgegrenzt und verurteilt, wenn man einen Fehler gemacht hat. Aber die Angst vorm Scheitern muss weg. Viele Innovationen passieren gerade durch Fehler – oder durch Zufall. Man denke nur an Post-its. Die wollten eigentlich den besten Kleber der Welt erzeugen.

CHEFINFO: Ist Österreich innovativ genug?

Gernbauer: Wir sind und vom Denken her in Europa viel zu konservativ und das passt einfach nicht zu Innovation – auch wenn das politisch anders gewollt wird. Das hat auch sehr viel mit dem Schul­system zu tun: Wir fahren ein Schul­system, das vor 300 Jahren konzipiert wurde. Das ist nicht das Neue neu tun.

CHEFINFO: Warum soll man in Innovation investieren?

Gernbauer: Innovation beginnt jetzt. Sofort. Man muss riskieren, belächelt zu werden. Aber wenn dann der Markt anspringt, dann rennen die anderen noch nervös und händeringend wie die auf­gescheuchten Hendln herum, während Sie schon einen Vorsprung haben. Wenn Sie es richtig machen, dann werden Sie diesen Vorsprung auch nicht mehr her­geben. In einem Markt, der schon läuft, eine Marke aufzubauen, kostet hingegen enorm viel Geld.

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