"Ich habe nicht das Gefühl, dass es Arbeit ist"
Sie schreiben auf Ihrer Homepage, Sie hätten Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Wieso haben Sie Ihren alten Beruf verlassen und sich für die Selbstständigkeit entschieden?
Mein gelernter Beruf ist Sozialarbeiterin mit Schwerpunkt auf Strafvollzug und psychisch kranken Straftätern. Später arbeitete ich dann mit Jugendlichen. Ich habe bemerkt, dass mein Beruf hauptsächlich mit reden zu tun hat, und das war mir zu wenig kreativ. Ich habe in meiner Freizeit immer etwas Kreatives gemacht, gezeichnet, fotografiert oder Spaßvideos gedreht. Ich ging in Bildungskarenz, bewarb mich an der FH St. Pölten für Film, TV & Media Creation and Distribution und wurde genommen. Anfangs dachte ich noch, ich müsse das neue Wissen in meinen Job als Sozialarbeiterin einbringen. Während des Studiums bekam ich immer wieder kleine Aufträge für Pro Mente plus und FAB. Danach versuchte ich, einen Job in einem Filmunternehmen zu bekommen. Ich war wohl nicht mehr so jung und unbedarft und bekam keinen Fuß in die Branche. Jetzt läuft es richtig gut. Ich habe nicht das Gefühl, dass es eine Arbeit ist, die mir jemand anschafft.
Wie fühlten Sie sich auf die Selbstständigkeit vorbereitet?
Ich besuchte das Kreativwirtschaftscoaching C hoch 3 der WKO und das war richtig gut. Wir wurden auch zu den Themen Steuern und Sozialversicherung gut geschult. Nichtsdestotrotz braucht man unbedingt einen Steuerberater. Man glaubt am Anfang, man kann alles alleine machen, aber das geht sich nicht aus. Ich habe mir anfangs auch bei der Preisfindung schwergetan und mich zu Beginn eher unter Wert verkauft. Das erzählt dir auch keiner, weil sich niemand in die Karten schauen lässt. Mittlerweile habe ich einen ersten fix angestellten Mitarbeiter für Schnittarbeiten. Das war am Anfang mit sehr viel Druck verbunden. Es kamen einige Fixkosten auf mich zu, mit denen ich nicht gerechnet habe. Doch ich bekam eine Förderung des AMS und vom Land Oberösterreich. Die Initiative 1PLUS1 fördert Lohnkosten für den ersten Angestellten. Jetzt passt das perfekt. Ich kann langfristiger Projekte planen, und wenn ich krank werde, kann mein Mitarbeiter die Kunden betreuen. Es hängt nicht mehr nur an einer Person.
Wie unterscheiden Sie sich von anderen Film- und Videoproduzenten? Da gibt es ja einige.
Während C hoch 3 habe ich bemerkt, dass es zwar viele Filmproduktionsfirmen in Linz gibt, aber keine den Fokus auf Soziales legt. Das ist meine Nische. Im Mittelpunkt meiner Filme stehen immer Menschen. Meist war es so, dass Videos oder Spots von Sozialeinrichtungen immer ein wenig selbstgemacht aussahen, während Werbung für irgendein Produkt in höchster Qualität produziert wird. Ich habe den Anspruch mein Produktions-Know-how dafür einzusetzen, dass diese hohe Qualität im Bereich der Wirtschaft sich auch im Sozialbereich fortsetzt. Die Herausforderungen sind dabei andere. Sie wollen nicht, dass ihre Leute vorgeführt werden, die Thematik ist sensibler. Es braucht also Vertrauen. Da ich die Branche kenne, genieße ich dieses Vertrauen.