"Ich habe keinen Tag bereut"
Wie kamen Sie als damals 21-Jährige auf die Idee, einen Barbershop aufzumachen?
Ich habe, ganz konventionell, Damen- und Herrenfriseurin gelernt, bekam dann aber Probleme mit meinen Handgelenken. Das trat vor allem beim Föhnen, Färben und Frisieren von langem Damenhaar auf. Dafür hatte ich ein ärztliches Attest und wollte den Beruf schon aufgeben. Ich wollte mich zur Bürokauffrau umschulen lassen. Das AMS meinte aber, dass das nicht geht, weil es meine Arbeit als Friseurin zwar erschwert, aber nicht unmöglich macht. Als Übergangslösung arbeitete ich in einem Schichtbetrieb, bis ich hörte, dass der Barbershop in Eferding Leute sucht. Ich habe zwei Jahre lang dort gearbeitet. Mein Freund meinte schließlich, ich solle mich selbstständig machen. Er hat mir gut zugeredet, ich würde viel und gerne arbeiten, und er steht hinter mir. Im Herbst 2019 begann ich dann mit dem ÖSB-Gründerprogramm.
Hat das Programm geholfen bzw. gab es Hürden auf dem Weg zur Selbstständigkeit?
Ich musste in diesem Programm alles parallel machen. Man hat dafür neun Monate Zeit. Man muss in der Zeit einen Laden suchen, Prüfungen und Ausbildungen machen. Plötzlich hieß es, dass ich den Meister nachmachen müsse, sprich die gesamte Meisterausbildung, auch Damen, samt Kosmetik und Maskenbildnerei. Das war extrem zeit- und kostenintensiv. Ich hatte die Theorie bestanden, die Unternehmerprüfung auch, hatte also vier von fünf Modulen, bin aber beim Praxisteil durchgefallen. Genau dann, als ich fast alles fertig hatte, hieß es: Sie können ja eine eingeschränkte Gewerbeberechtigung nur für Herren machen. Da war ich extrem sauer und bin es teilweise heute noch. Da hätte ich mir mehr Kompetenz erwartet. Die eingeschränkte Berechtigung kostete 600 Euro, der Meister rund 5.000 Euro. Dazu kamen die ganzen Utensilien, die ich als Herrenfriseurin nicht brauche. Am Ende habe ich dann doch den Meister fertiggemacht und bin jetzt froh, dass ich ihn habe.
Haben Sie die Entscheidung dann bereut oder war der Weg trotzdem der richtige?
Ich habe keinen Tag bereut, aber hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich es nicht gemacht. Ich bin kein risikobereiter Mensch. Normalerweise ist bei mir immer alles geplant. So musste ich mich aufgrund der Umstände anfangs ein wenig durchwursteln. Doch der Job macht Spaß und das Geschäft läuft so gut, wie ich es mir nie erträumen hätte können. Ich habe keinen Chef, kann meine Öffnungszeiten gestalten, wie ich es will, und auch das Administrative taugt mir. Ich habe gerne den Überblick über alles.
Denken Sie daran, sich zu vergrößern und Mitarbeiter anzustellen?
Mitarbeiter anzustellen war mal ein Gedanke, aber es ist mir zu kompliziert und zu unkalkulierbar. Allerdings kann ich mein Unternehmen nicht vergrößern, wenn ich alleine arbeite, und ich bin schon am Limit meiner Kapazitäten. Sag niemals nie, vielleicht passt es irgendwann einmal.