Herbert Jodlbauer: "Alle sind betroffen"
Warum ist personalisierte Produktion wichtig und für welche Branchen ist das interessant?
Das Kundenverhalten hat sich in vielen Bereichen massiv geändert. Individualität, situativ angepasste Produkte bzw. Services und On-demand-Angebote werden von immer mehr Menschen gefordert. Digitalisierung, Handy-Apps und Onlineservices beschleunigen die Marktentwicklung hin zu personalisierten, situativ angepassten On-demand-Produkten und Dienstleistungen. Aus meiner Sicht werden fast alle Branchen, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, davon betroffen sein. Beispiele sind heute schon viele gegeben: personalisierter Schuh, personalisierter Gürtel, Videos on demand, persönliches Fotobuch bis hin zu bepreisten On-demand-Anpassungen des Funktions- oder Leistungsumfangs bei Autos.
Welche Rolle spielen Digitalisierung und KI, um personalisierte Produktion im Unternehmen umzusetzen?
Digitalisierung, Smart Connected Things, Internet der Dinge und KI sind Schlüsseltechnologien zur Umsetzung der personalisierten Produktion. Die Grundidee ist dabei immer, traditionelle Produkte smart zu machen, durch Ein- bzw. Umstellung von Softwareparametern das Produkt im Funktionsumfang und im Leistungsniveau zu ändern. Dabei kann diese Umstellung vom Nutzer, von einer KI oder remote ausgelöst werden. Darüber hinaus werden die smarten Produkte über zusätzliche Dienstleistungsangebote bereichert und die erfassten Daten anderweitig unter Einhaltung der rechtlichen Vorgaben verwertet. Umsätze werden damit häufig nicht durch den Verkauf eines Produkts, sondern durch Pay-per-use oder pay-per-outcome generiert. Provozierend könnte man zusammenfassen: Es geht nicht mehr um den Besitz einer Sache, sondern um die Erledigung einer Aufgabe, das Lösen eines Problems oder die Erhöhung des Wohlbefindens.
Wie sind unsere Betriebe in diesen Produktionsbereichen aufgestellt?
Österreich ist in der Produktion hochwertiger komplexer Produkte gut aufgestellt. Produktionsunternehmen sind gefordert, ihre Kompetenzen bei Internet der Dinge und Plattformen schnell zu erweitern und diese für die Entwicklung und den Vertrieb von smarten Produkten sowie Dienstleistungen einzusetzen. Großer Pluspunkt auch in puncto Nachhaltigkeit: Betreiber-, As-a-Service- und Pay-per-outcome-Modelle tragen häufig zu höherer Auslastung oder höherem Nutzungsgrad von Produkten bei, dies führt zu geringerer Stückzahlnachfrage und dadurch zu weniger Rohstoff-, Material- und Energieverbrauch.