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Henry Puhl, CEO TGW Logistics Group Marchtrenk
Henry Puhl, CEO TGW Logistics Group Marchtrenk
Henry Puhl, CEO TGW Logistics Group Marchtrenk
TGW

Henry Puhl: "Zukunftsbranche mit großem Potenzial"

24.10.2024 um 16:18, Klaus Schobesberger
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Der Intralogistik-Spezialist TGW investiert 100 Millionen Euro in eine Erweiterung in Oberösterreich. CEO Henry Puhl erklärt die Hintergründe.

CHEFINFO: Schleichende Deindustrialisierung und Rezession drücken die Stimmung: Viele heimische Industriebetriebe warten ab oder fahren ihre Investitionen in Österreich zurück. Warum baut TGW gerade am Standort in Marchtrenk groß aus?

Henry Puhl: Wir investieren trotz eines wirtschaftlich herausfordernden Umfelds, weil wir überzeugt sind, dass die Intralogistik eine Zukunftsbranche mit großem Potenzial ist. Der Entscheidung, in Oberösterreich zu erweitern, sind intensive Analysen vorausgegangen, denn die Region muss sich natürlich im internationalen Wettbewerb behaupten – und hat in den vergangenen Jahren bei zentralen Indizes an Attraktivität eingebüßt. Von unseren weltweit 4.400 Beschäftigten arbeitet mehr als die Hälfte in Oberösterreich, unsere Exportquote liegt bei 97 Prozent. Die Erweiterung ist also ein Bekenntnis zum bisherigen Standort.

Lassen sich die gestiegenen Kosten noch mit Automatisierung abfedern? Wie sieht das im neuen Werk aus?

Puhl: Bei der Erweiterung spielt Automatisierung eine ganz entscheidende Rolle. Wir setzen unter anderem auf mobile Roboter, die Montagearbeits­plätze vollkommen autonom mit den benötigten Komponenten versorgen. Auch unser Shuttle-Lager sowie das automatische Kleinteilelager sind vollautomatisiert – selbstverständlich mit TGW-Technologie. Das ist die unverzichtbare Voraussetzung, effiziente und zukunftssichere Abläufe zu ermöglichen. Der Standort Österreich ist im interna­tionalen Vergleich teuer, bringt aber Vorteile, wie etwa gut ausgebildete Mitarbeiter und Investitionssicherheit, mit. 

Wie schätzen Sie die Aussichten für nächstes Jahr ein? In welchen Bereichen oder Regionen findet Wachstum statt?

Puhl: Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind viele Unternehmen aktuell bei Investitionen in die Intralogistik eher zurückhaltend. Wir gehen aber entsprechend unseren Prognosen davon aus, dass der Markt 2025 wieder anspringt. In den vergangenen Wochen konnten wir wichtige Großaufträge in Europa und den USA abschließen, die uns Rückenwind geben.

Welche Maßnahmen muss eine neue Bundesregierung ergreifen, um die Industrie in Österreich wieder flottzubekommen?

Puhl: Die Prozesse in der öffentlichen Verwaltung müssen vereinfacht und verschlankt werden, die Geschwindigkeit beschleunigt. Bei der Planung unserer Standorterweiterung haben wir erlebt, wie aufwendig und zeitintensiv sich Verfahren gestalten können. Die hohe Abgabenquote spielt für heimische Unternehmen, die wie TGW Logistics im internationalen Wettbewerb stehen, ebenfalls eine entscheidende Rolle. Von besonderer Relevanz sind die Lohnnebenkosten, bei denen Österreich EU-weit und auch international im Spitzenfeld liegt. In diesen Bereichen ist Handlungsbedarf angesagt.

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