Heinrich Schaller - "Vorsichtig optimistisch"
Was war das Highlight 2023 aus Ihrer Sicht? Die Fertigstellung der Raiffeisen Arena, die historische Zinswende, die Banken höhere Gewinne beschert, oder etwas ganz anderes?
Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Krisen und den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, die uns beschäftigen, fällt es mir schwer, von Highlights zu sprechen. Die Raiffeisen Arena ist aber sicher eine absolute Erfolgsgeschichte und hat auch jenen Mehrwert für Oberösterreich und den Zentralraum, den wir uns erhofft haben – besonders wenn man an denkwürdige Spiele wie die Ländermatches oder das Duell mit Liverpool FC denkt. Die Zinswende war ein absolut notwendiger Schritt, auch wenn dieser aus meiner Sicht zu spät gesetzt wurde.
Sie hatten mit Ihrer Rezessionsprognose für heuer recht. Wie sind die Aussichten für kommendes Jahr?
Ich würde sagen, vorsichtig optimistisch. Natürlich gibt es nach wie vor viele Faktoren, die die Konjunktur und damit auch Investitionstätigkeiten bremsen, aber ich glaube, mit der milden Rezession, die aktuell quer über viele Branchen spürbar ist, haben wir die Talsohle erreicht. Ich gehe von einer leichten Erholung der Wirtschaft aus, auch wenn das Umfeld für einzelne Branchen wie das Baugewerbe herausfordernd bleiben wird. Darüber hinaus wird die Inflation auch in Österreich deutlich sinken, neueste Prognosen von WIFO und IHS gehen von 4 bzw. 4,2 Prozent aus. Das wäre auch für unseren Wirtschaftsstandort wichtig.
Was muss darüber hinaus unternommen werden, um Oberösterreich als Wirtschaftsstandort abzusichern?
Längerfristig wird für die Wettbewerbsfähigkeit im Besonderen das Angebot an qualifizierten Fachkräften wesentlich sein. Hier brauchen wir Schulen und Universitäten, die mit internationalen TopAusbildungsstätten mithalten können und sich in Sachen Lehrangebot sowie Organisation ständig weiterentwickeln. Wir brauchen aber vor allem auch Unternehmen, die als Lehr- oder Weiterbildungsbetrieb Fachkräfte ausbilden. Ein eigenständiges Thema, um nicht zu sagen, eine eigenständige Problematik, ist in diesem Kontext die demografische Entwicklung. Es ist dringend notwendig, dass seitens der Politik Maßnahmen ergriffen werden, um Österreich für TopArbeitskräfte aus dem Ausland attraktiver zu machen.
Wie wichtig ist ein einfacher Weg zu Finanzierungen, auch im Hinblick auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen?
Nicht nur ein einfacher, sondern auch ein schneller Weg zu Finanzierungen ist wesentlich. Das Tempo ist für Unternehmen in der Partnerschaft mit Banken entscheidend. Kurze Entscheidungswege sind wichtig, denn Finanzierungen werden ja nicht nur genützt, um Wachstum zu fördern oder Investitionen zu tätigen, sondern auch um kurzfristige Liquiditätsbedürfnisse zu decken. Raiffeisen Oberösterreich bietet darüber hinaus ein umfangreiches Netzwerk, jahrzehntelange Erfahrung und Knowhow. Unser Anspruch ist es auch, gezielt auf die Rahmenbedingungen und Potenziale der Unternehmen einzugehen.