Direkt zum Inhalt
"Angetrachteter" Freizeitlook und klassisches Dirndl. 60 Prozent des Umsatzes werden mit Damenkollektionen erwirtschaftet.
"Angetrachteter" Freizeitlook und klassisches Dirndl. 60 Prozent des Umsatzes werden mit Damenkollektionen erwirtschaftet.
"Angetrachteter" Freizeitlook und klassisches Dirndl. 60 Prozent des Umsatzes werden mit Damenkollektionen erwirtschaftet.
Gössl

Gössl: Zukunfts-Trachtig

08.07.2024 um 09:43, Klaus Schobesberger
min read
Das Salzburger Unternehmen Gössl nutzt die für den Modehandel ­schwierige Phase zur Expansion. Die betuchte Klientel schaut weniger aufs Geld.

Es muss nicht immer Louis ­Vuitton, Prada oder Chanel sein, um in Gesellschaft stilgerecht zu glänzen. Das Unternehmen Gössl ist mit seiner Premium- und Luxusstrategie längst am Haute-Couture-Laufsteg angekommen, zumindest im Trachtenbereich. Von Grete Gössl 1947 gegründet, wurden zunächst hochwertige Trachtenblusen genäht. In der zweiten Genera­tion kam die Mode für den Mann hinzu. Geändert hat sich alles, als vor mehr als 20 Jahren der Entschluss gefasst wurde, in den Einzelhandel einzusteigen. „Damit man ein Geschäft richtig ausstattet, braucht man von Kopf bis Fuß auch ein ordentliches Angebot. Und das wurde die letzten zwei Jahrzehnte immer mehr verfeinert“, erklärt Maximilian Gössl, der das Unternehmen in dritter Generation führt. Derzeit betreiben die Salzburger rund 40 Filialen. Das letzte Geschäft wurde in einem Hotelshop in Fuschl am See im Mai eröffnet. Gössl sieht ein Potenzial von 100 Filialen im deutschsprachigen Alpenraum, das es mittelfristig auszuschöpfen gilt. Damit soll der Umsatz von rund 15 Millionen Euro verdoppelt werden.

Maximilian Gössl, Geschäftsführer Gössl GmbH
Maximilian Gössl, Geschäftsführer Gössl GmbH

Wir bringen jetzt halbjährlich eine neue Kollektion mit etwa 200 bis 300 Modellen auf den Markt.

Maximilian Gössl, Geschäftsführer Gössl GmbH

Eine „Innovationsmaschinerie“ 

Gleichzeitig wird die Schlagzahl in der Produktion erhöht. „Wir bringen jetzt halbjährlich eine neue Kollektion mit etwa 200 bis 300 Modellen auf den Markt“, sagt der Unternehmer. Die Kollektionen werden im eigenen Haus entworfen, die Fertigung erfolgt extern in Partnerbetrieben. Mittelfristig will der Trachtenbetrieb mit einer neu entwickelten Jagdkollektion auch bei internationalem Publikum punkten. Ähnliches gilt für die neue Produktkategorie handgefertigter Luxusledertaschen, die seit dem Jahreswechsel erhältlich sind und jenseits von 3.000 Euro kosten. Daneben komplettieren Accessoires wie Gürtel, Schuhe, Hüte und Schals das Sortiment. „Wir sind eine richtige Innovationsmaschinerie“, sagt Maximilian Gössl zum aktuellen Drive. Tracht sei wieder präsenter geworden, es scheut sich kaum irgendjemand davor, Tracht anzuziehen. Vor zehn Jahren haben bei den Salzburger Wahlen sogar die Grünen in Tracht für ihre Kampagne posiert. Ziel­gruppe sind tendenziell die Silversurfer, eine gut verdienende, nicht mehr ganz so jugendliche Klientel. 

100 Filialen hat Gössl als Ziel ausgegeben. Aktuell werden 40 Outlets betrieben.
100 Filialen hat Gössl als Ziel ausgegeben. Aktuell werden 40 Outlets betrieben.

Breite Angebotsvielfalt 

Internationale Kunden nutzen den Onlineshop oder kaufen als Touristen ihr Dirndl in Salzburg oder im mondänen Skiort Lech. 60 Prozent der Umsätze werden mit Damenmode erwirtschaftet, 35 Prozent gehen bereits auf das Konto der Herren und 5 Prozent werden für Kinder ausgegeben. Die Angebotsvielfalt ist inzwischen breit und erfordert entsprechendes Beratungs-Know-how. Es gibt die rustikalere Tracht, die bäuerliche Tracht, die aristokratische Tracht, die städtischere Tracht. Bedient werden Heavy-User, die fast täglich Tracht tragen, sowie jene, die etwas für die Freizeit, ein Fest oder für den Job suchen. „Alle Modelle einer neuen Kollektion gehen über meinen Tisch. Ich hole mir alle Informationen, die ich benötige, aber am Ende entscheide ich allein.“ 

more