Der Innovationsmanager des Landes
Die Geschichte von Business Upper Austria wird überwiegend mit Clusterpolitik verbunden. Dabei werden Unternehmen eingeladen, im Verbund ihre Wettbewerbskraft zu stärken. Wie wichtig ist das heute noch?
Die Grundstrategie „Innovation durch Kooperation“ hat sich nicht geändert und die Nachfrage nach den Dienstleistungen im Netzwerk ist ungebrochen. Mit rund 3.000 beteiligten Clusterpartnern, davon 85 Prozent Klein- und Mittelbetriebe, ist der Clustersektor internationale Benchmark und ein Herzstück unserer Arbeit. Rund zwei Drittel unseres Personals und etwa der gleiche Anteil der Betriebsleistung entfallen auf diesen Bereich. Es gibt nur wenige Regionen in Europa, die mit dieser Konsequenz seit mehr als 25 Jahren clusterorientierte Wirtschaftspolitik betreiben. Das Thema hinter dieser Clusterstruktur ist es, auf bestehende Stärken aufzubauen und diese weiterzuentwickeln.
Wie sieht die Weiterentwicklung aus?
Die Schwerpunkte ändern sich, nicht aber die Stärkefelder. Der im Jahr 2000 gegründete Holzcluster wurde beispielsweise relativ bald in Möbel- und Holzbaucluster unbenannt, weil wir auf das Ende der Wertschöpfungskette setzten. Daneben wurde ein Holzbaupreis ausgelobt und Technologieunterstützung angeboten. Vor zwei Jahren wurde ein Rebrandingprozess gestartet und es folgte eine Umbenennung in Building Innovation Cluster als branchenübergreifendes Baunetzwerk. Im Kunststoffbereich geht es heute viel mehr darum, Unternehmen bei den Themen Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft Lösungen anzubieten.
Lässt sich der Erfolg der Clusterpolitik in Zahlen fassen?
Das ist zugegebenermaßen schwierig. Frühere volkswirtschaftliche Untersuchungen zeigten, dass die Clusterpartner im Schnitt fast dreimal so stark wachsen wie Nichtpartner. Kritiker wandten ein, dies liege daran, dass innovative und stark wachsende Firmen überproportional in den Clustern vertreten sind. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Wir messen heute auf drei Ebenen. Erstens: Wie viele Firmen sind aktiv in Projekte involviert? Zweitens: Wie hoch ist der Zufriedenheitsgrad der Unternehmen? Und drittens: Wie groß ist die Bereitschaft der Firmen, sich finanziell an Projekten zu beteiligen? Mit einer Eigenfinanzierungsquote von 70 Prozent sind wir in unseren Clustern sehr gut aufgestellt.
Sind Sie als Chef der Standortagentur so etwas wie der oberste Innovationsmanager Oberösterreichs?
Das ist ein großes Wort. Innovationsmanager klingt so, als ob die Innovationen von uns ausgehen würden. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht darum, Ideen und Innovationsansätze von Unternehmen und aus der Wissenschaft freizulegen und die richtigen Partner mit den richtigen Organisationen zu verbinden. Wir sind mehr Innovations- als Standortagentur. 90 Prozent unserer Aktivitäten haben einen Innovationsanspruch. Innovationsunterstützung ist der mit Abstand größte Anteil an Dienstleistungen. Wir sehen uns als Prozessbegleiter und Enabler. Deshalb sind wir auch personalintensiver aufgestellt als andere Organisationen. Ungefähr dreitausend Firmen pro Jahr werden von uns aktiv begleitet und unterstützt. Eine Zahl, die seit Jahren konstant ist.
Das Techcenter als Sitz der Business Upper Austria war eines der ersten zweckgebundenen Gebäude an der heutigen sogenannten digitalen Meile. Inwieweit ist so eine Entwicklung planbar?
Wenn wir zuvor über Cluster gesprochen haben, so reden hier über eine Mikro-Cluster-Entwicklung. Wo Tauben sind, fliegen bekanntlich Tauben zu. Es ist eine Erfolgsgeschichte, bestehend aus unternehmerischer Leistung und zielgerichteter Standortpolitik. Auf einer Länge von gut eineinhalb Kilometern wurden in den letzten Jahren rund 3.500 IT-Jobs in diesem Cluster geschaffen. Neben Hagenberg ist dies der zweite IT- und Software-Leuchtturm in Oberösterreich. Der streckt sich von der Fabasoft über die Tabakfabrik bis hin zur Neuen Werft. Allein bei uns im Techcenter sind mehr als 50 Unternehmen eingemietet, die wir auch bestmöglich begleiten.
ZUR PERSON
Werner Pamminger, Jahrgang 1972, ist seit 2014 Geschäftsführer der Business Upper Austria, der Standortagentur des Landes Oberösterreich. 1991 als Technologie- und Marketing-Gesellschaft (TMG) gegründet sind heute unter ihrem Dach unter anderem acht verschiedene Clusternetzwerke, der Softwarepark Hagenberg und die Upper Austria Research (UAR) vereint. Beteiligungen hält man am Startup-Incubator Tech2B und an den Technologiezentren.