Colop - Im Ausland lief es besser als erwartet
Für viele Unternehmen waren die letzten Jahre eine richtige Achterbahnfahrt. Wie ist das Jahr 2023 für Sie gelaufen?
Franz Ratzenberger: Die Entwicklung kann man auch bei uns differenziert betrachten. Zum einen lief die Expansion auf Auslandsmärkten wie in den USA besser als erwartet. Zum anderen geht die Nachfrage bei klassischen Bürostempeln in Europa weiter zurück, weil der Digitalisierungsprozess vorangetrieben wird. Es ist nicht einfach, den Abwärtstrend mit dem normalerweise robusten Absatz im Einzelhandel zu kompensieren. Die hohe Inflation trübt die Kauflust. Das Geld sitzt bei Konsumenten und Firmen nicht mehr so locker, auch wenn sich die Stimmung aktuell wieder etwas aufgehellt hat. Das betrifft vor allem unsere neuen Geschäftsfelder.
Christoph Skopek: Als Kunststoffverarbeiter waren für uns neben den hohen Lohnabschlüssen auch die Kostenentwicklungen ein Thema. Die Rohstoffpreise sind im Jahr 2023 zwar leicht gesunken, liegen aber immer noch weit über dem Wert des Jahres 2020. Den Produktionsstandort Österreich aufrechtzuerhalten hat oberste Priorität, verlangt uns aber auch einiges ab.
Welche Aufgaben und Herausforderungen warten im kommenden Jahr?
Ratzenberger: Nach der Coronapandemie, den Unterbrechungen der Lieferketten und dem Krieg in der Ukraine gehören Krise und das Rechnen mit dem Undenkbaren fast schon zum Alltag eines global tätigen Unternehmens. Es geht daher darum, Abläufe zu optimieren, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und sich zu fragen, ob man für die Zukunft gut aufgestellt ist. Dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um dann 2024 in Richtung Wachstum durchstarten zu können.
Skopek: Wir beschäftigen uns intensiv mit Themen wie Dokumentensicherheit. Da geht es um neue Konzepte, den Stempelabdruck fälschungssicher zu machen. Egal, ob analog oder digital. Daran arbeiten wir mit Spezialisten an der Marktreife. Gut entwickelt sich das Standbein mit dem Arts & CraftProdukten, das weiter forciert werden soll.
Sie kommen gerade aus Indien. Was sind Ihre Eindrücke?
Ratzenberger: Indien ist billiger als China und profitiert von einer teilweisen Verlagerung der Produktion. Dabei geht es nicht nur um Kosten, sondern auch um Sicherheit. Das Land zeichnet eine gewisse Stabilität aus. Das indische Rechtssystem ist kompatibler mit Europa, auch ihre Kultur ist uns näher als jene der Chinesen. Es ist schon interessant, die Veränderungen wahrzunehmen, wenn man im Jahresrhythmus nach Indien kommt. Vor zehn Jahren fuhr nur die Oberschicht mit großen Autos, mittlerweile sind die Straßen voll. Da bewegt sich momentan sehr viel. Die Masse der Inder kann mit Krisen schon sehr gut umgehen. Sie sind ohne Staat auf sich selbst gestellt.
Wie wichtig ist Optimsmus?
Skopek: Sehr wichtig. Nur dem, der in Bewegung bleibt, tun sich neue Chancen auf. Auch den Mitarbeitern wird in Zeiten wie diesen einiges abverlangt. Die Erwartungen sind anders. Das ist auch eine Aufgabe für uns, Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten auf einem hohen Level zu halten.