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Arbeiter in einer Tunnelbaustelle beim U-Bahnbau
Probleme mit Boden und Grundwasser: Die Arbeiten beim Ausbau der U-Bahnlinie U2 werden wohl zwei Jahre länger dauern.
Probleme mit Boden und Grundwasser: Die Arbeiten beim Ausbau der U-Bahnlinie U2 werden wohl zwei Jahre länger dauern.
Wiener Linien/Simon Woehrer

Bitte warten: Verzögerung bei der U2-Verlängerung

07.08.2024 um 13:27, Rudolf Grüner
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Die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2 wird zwei Jahre später als geplant fertig werden. Die Wiener Linien rechnen mit Mehrkosten von 300 Millionen Euro.

Seit drei Jahren prägen die U2-Baustellen das Bild der Stadt. Und sie werden alle Wienerinnen und Wiener wohl noch länger begleiten: Während die Fertigstellung der ebenfalls im Bau befindlichen Linie U5 bis Frankhplatz laut den Wiener Linien planmäßig verlaufe und im Jahr 2026 zum Abschluss kommen soll, dürfte sich der Ausbau der Linie U2 bis zum 2030 verzögern. Als Grund werden "besondere Herausforderungen im Tiefbau" ins Treffen geführt.

"Zusätzliche Zeitpuffer"

Das genaue Eröffnungsdatum hängt maßgeblich davon ab, wie zügig der Tunnelvortrieb mit der Tunnelvortriebsmaschine (TVM) in den kommenden Jahren voranschreitet. Wegen unerwarteter geologischer Bedingungen müssen nun zusätzliche Zeitpuffer in den Bauprozess eingeplant werden, meldet der Wiener Öffi-Anbieter. Solange der Tunnelvortrieb andauere, könnten unvorhergesehene Ereignisse den Baufortschritt verzögern. Wenn die Arbeiten ohne weitere Komplikationen vorangehen, ist die Eröffnung für das Jahr 2030 geplant.

Der Boden hält sich nicht überall an die prognostizierten Erwartungen.

Gudrun Senk, Wiener Linien-GF für den technischen Bereich

Dazu sagt Gudrun Senk, Wiener Linien Geschäftsführerin für den technischen Bereich: "Drei Jahre U2- und U5-Bau haben die technischen Herausforderungen des Wiener Bodens in all seiner Vielfalt ans Tageslicht befördert. Obwohl wir von schwierigen Bedingungen ausgegangen sind, waren die aufgetretenen Erdbewegungen und Wassereintritte in diesem Ausmaß außergewöhnlich und nicht vorhersehbar. Wir sind mit den bestmöglichen geologischen Prognosen und 3D-Modellen, der bestmöglichen Planung und Vorbereitung in das Jahrhundertprojekt U2xU5 gestartet und müssen feststellen: Der Boden hält sich nicht überall an die prognostizierten Erwartungen."

Probleme bei der Reinprechtsdorfer Straße

Die künftige U2-Station Reinprechtsdorfer Straße stellt laut den Wiener Linein eine besondere Herausforderung dar. Beim Bau des Schachts mussten zusätzliche Maßnahmen wie der Einbau temporärer Fundamente ergriffen werden, um den Druck des Bodens abzufangen und die Stabilität der Baugrube zu gewährleisten. Auch der Tunnelbau verlief langsamer als geplant, da das Erdreich während der Vortriebsarbeiten unerwartet reagierte und beispielsweise Bewegungen an der Oberfläche verursachte. Dadurch wurden weitere Sicherungsmaßnahmen notwendig, die zu Verzögerungen führten.

Grundwasser unterbricht Arbeiten

Im Bereich Rathaus traten beim innerstädtischen Tiefbau unerwartete Probleme auf, insbesondere mit dem Grundwasser. Um die Tunnel während der Bauarbeiten trocken zu halten, haben die Wiener Linien bereits 2022 eine große Grundwasser-Sammelleitung vom Rathaus bis zum Donaukanal errichtet. Dennoch stießen die Bauarbeiten in einigen Bereichen auf Wasserschichten. Vor kurzem flossen beispielsweise 100.000 Liter Wasser aus einer wasserführenden Höhle in den Tunnel, was die Arbeiten unterbrechen ließ. Es mussten zusätzliche Brunnen gebaut und das Wasser abgepumpt werden. Die Bauarbeiten im wasserreichen Donauschotter-Boden führten immer wieder zu Erdbewegungen, die umfangreiche Sicherungsmaßnahmen erforderten und zusätzliche Zeit in Anspruch nahmen.

Die stark gestiegenen Baukosten und die weiterhin hohe Inflation wirken sich auch auf die Baukosten aus. Die ursprünglich auf rund 2 Milliarden Euro geschätzten Projektkosten für den Ausbau der U5 bis zum Frankhplatz und der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz basierten auf den Zahlen von 2020 und gingen von einer damals realistisch erscheinenden jährlichen Inflationsrate von 2,5 Prozent aus.

Kosten: Plus von 300 Millionen Euro

Angesichts der aktuellen Entwicklungen rechnen die Wiener Linien allerdings mit einer kumulierten Kostensteigerung von etwa 15 Prozent für die erste Baustufe von U2 x U5 rechnen. Das bedeutet zusätzliche Ausgaben von rund 300 Millionen Euro für den Ausbau der U2 bis Matzleinsdorfer Platz und der U5 bis Frankhplatz.

Opposition: Stadtregierung ist unfähig

Die Verzögerung bringt die Opposition im Wiener Rathaus aufs Tapet. "Die heute publik gewordene Verzögerung in Zusammenhang mit dem Ausbau der U2/U5 sowie die damit verbundenen Kostensteigerungen offenbaren ein neuerliches Planungs-Chaos der Wiener Stadtregierung“, so die Planungs- und Verkehrssprecherin der Wiener Volkspartei, Gemeinderätin Elisabeth Olischar in einer ersten Reaktion. Der Wiener FPÖ-Chef Stadtrat Dominik Nepp und Verkehrssprecher Toni Mahdalik zeigen sich ebenfalls verärgert. "Einen Kostenanstieg von 15 Prozent nicht vorhersehen zu können, zeugt einmal mehr von der Unfähigkeit der Stadt als Bauherr großer Projekte. Mehrkosten von 300 Millionen Euro sind keine Lappalie. Hat man zwischen 2020 und heute etwa nie rotierende Kostenschätzungen veranlasst, wie es jeder seriöse Bauträger bei einem Projekt in dieser Größe macht?"  

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