Blick zurück: Wenn Bier Geschichte schreibt
Es ist bald geschafft: Am 1. Mai ging die Gleichenfeier der Rotunde, die in Erinnerung an die Weltausstellung 1873 gebaut wird, über die Bühne. Angestoßen wurde dabei mit einem Bier, das auch damals schon in aller Munde war, dem Schwechater Wiener Lager. Beim gemeinsamen Umtrunk der Brau Union Österreich mit Vertretern aus der Stadtpolitik wurde auch die besondere Geschichte des Wiener Gerstensaftes und seines Pioniers, Anton Dreher, erzählt.
Trends anno dazumal
Damit wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Michael Ludwig und anderen Gästen eine Verbindung wiederbelebt, die 161 Jahre alt ist, wie Historiker und Buchautor Alfred Paleczny berichtete: Bereits im Jahr 1862 bei der vierten Weltausstellung in London konnten Experten dieses Bier verkosten. Dafür gab es schon damals eine Auszeichnung. Es blieb dann ein fixer Bestandteil aller Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts.
Bier-Pionier
Das Wiener Lager wurde erstmals 1841 gebraut. In die Gläser floss damals ein gänzlich neuer Biertyp, der völlig anders und die Geschichte dieses Getränkes neu schreiben sollte. Vor 161 Jahren, bei der vierten Weltausstellung 1862 in London, wurde der Öffentlichkeit dann das erste Lagerbier vorgestellt. Erfinder Anton Dreher schickte einige Flaschen nach England und kehrte mit einer Medaille zurück nach Hause. Im selben Jahr begann auch der Export des Lagerbiers in andere europäische Länder, unter anderem ins Osmanische Reich und nach Ägypten.
Bei der nächsten Weltausstellung 1867 in Paris war Dreher bereits tot, aber die interimistischen Brauerei-Verwalter, unter ihnen der spätere Wiener Bürgermeister Cajetan Felder, vollbrachten eine organisatorische Meisterleistung, weil sie hunderte Hektorliter Lagerbier in erstmals gebauten Eiswaggons per Bahn nach Paris brachten und es dort kellerkalt aus Fässern bei der Weltausstellung in einem eigenen Pavillon ausschenkten. Sie erzielten damit einen riesigen Erfolg, begründete den Weltruhm des Lagerbiers und machten angeblich auch die bis dahin nur weintrinkenden Pariser zu begeisterten Biertrinkern.
Somit war klar, dass der gleichnamige Sohn des älteren Drehers sein Wiener Lagerbier bei der nächsten Weltausstellung präsentieren musste. Sie fand vor 150 Jahren also 1873, in Wien statt, ihr Wahrzeichen war bekanntlich die Rotunde. Mit seinem Pavillon war er die Nummer eins der Brauwirtschaft. Daneben richtete der jüngere Dreher wieder wie in Paris einen großen Gratis-Bierausschank ein und konnte viele illustre Gäste, vor allem Kaiser Franz Josef und Kaiserin Sisi, dort begrüßen.
Exportschlager
Dreher führte damals bereits die größte Brauerei des kontinentalen Europas. Sein Lagerbier exportierte er in alle Kontinente, bis nach Australien und Japan. Natürlich war er auch bei den folgenden Welt- und anderen Ausstellungen immer wieder meist als einziger Brauer der Monarchie vertreten. Sein Lagerbier erhielt dabei eine Vielzahl von Auszeichnungen.