Mobil in der Stadt: Mit Mut aufs Rad
Elenas Mann ist begeisterter Radfahrer. Sie konnte ihn lange nicht auf seinen Touren begleiten. „Ich hatte so wenig Vertrauen in mich“, sagt sie heute rückblickend. In einem Kurs für Erwachsene verlor sie die Scheu vorm Drahtesel – und lernte den Spaß am Lernen: Tritt für Tritt und Schritt für Schritt. Schon nach einer Woche saß sie sicher im Sattel. Die Angst, sich und andere zu verletzen? Wie weggeblasen! Die Blockaden im Kopf seien schnell weg gewesen, sagt Elena heute. „Ich steige auf und fahre einfach los.“
Mit Selbstvertrauen aufsitzen
„Ich versuche das zu vermitteln, was für den Radneuling machbar ist“, erklärt Sportwissenschaftler Christian Burmeister seine Lernphilosophie, auch in hilfreichen Videos im Netz. Zu Beginn vielleicht auch nur im Stand. Seine Botschaft: „Wirklich nur machen, was im Moment möglich ist. Nur das vermittelt dir keine Angst.“ Das einmal Gelernte könne sich so tief in Herz und Verstand einarbeiten. „Was ich mir selbst erarbeite, ist meins. Darauf kann ich stolz sein.“
Problemzonen im Stadtverkehr
Die Zahl der Erwachsenen, die nie Gelegenheit hatten, Radfahren zu lernen, liegt laut Schätzungen im höheren zweistelligen Prozentbereich. Aber auch viele, die sich selbst als Radler bezeichnen, sind in bestimmten Situationen, wie etwa im dichten Verkehr, nicht immer sattelfest, wie jüngste Untersuchungen in Deutschland gezeigt haben. Eine unfassbar große Gruppe „fühlt sich am Rad unwohl“ – auch bei uns, bestätigt Burmeister. Dass die Angst im Cityverkehr, die nicht nur bei Neulingen mitfährt, ihre Berechtigung hat, kann Alec Hager, Leiter der Fahrschule „FahrSicherRad“, nachvollziehen. „Bei uns in der Stadt fehlen vielerorts einfach durchgängige Radwege.“ Zudem seien die Anzahl und die Geschwindigkeit der Autos zu hoch, wie er festhält. Darunter würden vor allem ältere Menschen und Kinder leiden.
Ausbau des Radwegenetzes
„Das Üben – am klassischen Radl, E-Bike oder Lastenrad – kann Teile der Angst nehmen“, so Hager. Viel mehr Sicherheit würde aber erst eine stärker ausgebaute Infrastruktur schaffen. Kathrin Ivancsits von der Mobilitätsagentur sieht hier schon Licht am Ende des Radelwegs. Im Jahr 2019 hätten sich bereits 76 Prozent der befragten Wiener sicher gefühlt. Nur sieben Jahre vorher war laut Mobilitätsreport nur gut die Hälfte dieser Ansicht gewesen. Für Ivancsits eine Bestätigung, dass der Ausbau Wirkung zeigt. Jetzt will die Stadt Wien weiter aufs Tempo drücken. Allein 2022 sind 26 Millionen Euro verbaut worden. Heuer wird gleichzeitig an 50 Projekten im Radverkehrsnetz gearbeitet.
Radfahren lernen
- Der ÖAMTC in Wien bietet neben Kursen für alle Erwachsenen wieder Gratiskurse für Frauen aus aller Welt an. Anmeldung unter: diversitaet@oeamtc.at
- In der Fahrschule "FahrSicherRad" lernen alle Altersgruppen, sicher in die Pedale zu treten. Infos: www.fahrsicherrad.at