Marion und Valerie Rainer: Raumentwicklung täte allen gut
Wie prägt Ihre Beziehung die Herangehensweise an Architekturprojekte?
M. Rainer: In unserem Familienunternehmen steht die Gemeinschaft stets im Vordergrund: Was kann Architektur beitragen, um gemeinschaftsbildend zu sein? Man kann mit raumbildenden und erhaltenden Maßnahmen gesellschaftlich Positives beitragen. Jahrelang wurde im Land die Gestaltung des öffentlichen Raumes verschlafen und es wurde nur gebaut gebaut gebaut.
V. Rainer: Man hat die umfassende Verantwortung der Architekten vergessen. Wir sind geplagt von Normen, ein Baustart ist so komplex, es benötigt einen soliden Anfang, damit etwas gut wachsen kann und dem ungezügelten Weiterwachsen entgegensetzen kann.
Deswegen starteten sie das Projekt Bauphase 0?
M. und V. Rainer: Exakt. Diese legt den Grundstein für ein positives Projekt, in dem gemeinsam verschiedene Aspekte in der Gruppe ermittelt werden. Es geht um rechtliche Aspekte, Möglichkeiten, Beteiligungsprozesse, Trägerstrukturen etc. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – diese Dynamik gilt es zu nutzen. Bauphase 0 setzt bereits vor dem Bau an. Müssen wir überhaupt Bauen? Kann man nicht umnutzen?
Hat das Einfamilienhaus Eurer Meinung nach eine Berechtigung?
Marion Rainer: Jein, ein Reihenhaus ja, ein Einfamilienhaus kann man planen, wenn man berücksichtigt, dass es erweitert werden oder eine Aufstockung erfolgen kann, oder die Situierung am Grundstück so ist, dass eine Weiterentwicklung möglich ist. In unserem Büro planen wir insbesondere Erweiterungen. Verdichtungen sind ein Gebot der Zeit.
Valerie Rainer: Ich bin hier etwas rigoroser, damit sich etwas entwickeln kann, damit etwas klimafit wird müssen wir Gemeinschaftsobjekte planen. Wir müssen aus der traditionellen Kleinfamilie herausdenken und für die besten Freunde mitplanen – daher keine EFH.
Stichwort Bauen in Zeiten des Klimawandels?
M. und V. Rainer: Das Gebäude muss nicht alles leisten. Man kann nach innen verdichten, kompakte kurze Wege schaffen – zur Arbeit und zum
Lebensmittelhandel etc. Wichtig sind Abschattungen, Grünraum, Dämmung.. wenn das alles nicht reicht, ist der Solarkollektor am Dach eine der guten Errungenschaften, um Strom zum Kühlen zu generieren. Es gilt, schattige Gemeinschaftsplätze, nachträgliche Fassadenbegrünung, Grüninseln und versickerungsfähige Beläge umzusetzen.
Zu den Personen:
Marion Rainer, Architektin
- Jahrgang 1952
- Verheiratet, 2 Kinder,
- Werdegang: BG-Matura, 1971, Architekturstudium in Innsbruck, Praxiszeiten im Büro
- des Vaters, Einstieg ins Architekturbüro Rainer, später Umgründung in Ziviltechnik Gmbh rainer + amann mit E. Amann, 1996, führt ein 15köpfiges Team
- Hobbies: Kultur, Lesen, Wandern, Familie
Valerie Rainer, Architektin
- Jahrgang 1991
- Werdegang: Matura 2010, startete mit dem Soziologie-Studium in Wien, switchte dann zu Architektur, studierte u.a. in Liechtenstein, verbrachte Auslandssemester in Rom; Mitarbeit im Poolbar-Festival, Gründerin des Kollektivs AufStrich mit Franziska Möhrle. Seit 2020 im Büro r + a, Aufbau des neuen Zweiges „Raumentwicklung“.