Kunst-Visionär Marbod Fritsch
Und dies mit einer raumgreifenden Installation und Objekten im Bildraum, Zeichnungen in der Galerie Art House und nun einer druckfrischen Werkschau.
Weekend: Was waren Highlights im Schaffen der letzten Jahre?
Marbod Fritsch: Meine prägendsten Projekte sind oft die jüngsten, da sie am stärksten meine aktuellen künstlerischen Interessen widerspiegeln. Besonders hervorgehoben wurden zwei Projekte: die „Schranke im See“, die nach intensiven Diskussionen realisiert wurde und eine Saison im Uferbereich stand, und die Arbeit „Remain in Light“ in der Johanniterkirche, die sehr berührende Rückmeldungen erhielt. Solche Wertschätzung ist für mich als Künstler essentiell – sie gibt mir das Gefühl, dass meine Kunst Menschen erreicht und berührt, besonders jene, die sonst wenig Kontakt zur Kunstwelt haben. Diese Verbindung zu schaffen, groß zu denken und tiefgründige Konzepte wie die Ringparabel in meiner Arbeit zu erforschen, das treibt mich an.
Weekend: Sie sind enorm vielseitig, wie entstehen ihre Projekte?
Marbod Fritsch: Die guten Ideen lassen sich in knappen Sätzen skizzieren. Wenn mein vis-a-vis -meine Frau – diese nachvollziehen kann, dann passt es – ich will generell Menschen einbinden und sie sollen interagieren. So beim Metallvorhang im Bild-raum, wo man durchlaufen konnte. Die Idee ist manchmal rasch da, die Umsetzung braucht viel länger, zum Beispiel wie und wo was genau platziert wird. Meine Kunst entsteht aus Interesse und persönlicher Beschäftigung mit einem Thema. Ohne eine echte Verbindung kann ich keine sinnvolle Arbeit leisten. Auch bei strikten Vorgaben denke ich zunächst darüber nach, wie ich sie kreativ umsetzen kann.“
Weekend: Heuer sorgte eine besondere Installation an der Mittelschule Stadt für Aufmerksamkeit?
Marbod Fritsch: Die künstlerische Installation an dem Bregenzer Schulgebäude stellt alt und neu in einen Kontext: statt den alten, deutschnationale Fassadenschriftzug von 1914, „Deutsche Art in Ehr und Pflicht erblüh in Gottes Luft und Licht“ einfach zu übermalen, wurde er durch einen neuen Text mit Schlüsselbegriffen aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf einem Metallgitter überlagert. Geschichte sind Schichten!
Weekend: Werden Sie von Galerien vertreten?
Marbod Fritsch: Meine Arbeit funktioniert anders, ich bin eher in Kunsträumen tätig, aber auch wieder bei Arthouse in Bregenz. Generell benötigt meine Arbeit Präsenz wie im Bildraum, ORF etc. Ich bin stets ein Zweifler, auch wenn ich News höre, überlege ich noch ein weiteres Mal und habe oft eine gesunde Portion Skepsis. Wenn bei einer Serie viel Erfolg herrscht und man mir die Tür einrennt, dann komme ich ins Grübeln – dann muss ich einen Schritt weitergehen und Neues versuchen. Ich entdecke zudem immer etwas, was ich besser machen kann. Ich vermute, dass ich mindestens ein Jahr benötige, um manches Werk aus der Distanz zu beurteilen.
Weekend: Ein intensives Jahr liegt hinter Ihnen, ist nun Zeit zu feiern?
Marbod Fritsch: Die Ausstellung im Bildraum war ein großes „Vor-Fest“ auf meinen 60er, den ich sehr ruhig und mit meiner Frau außer Landes begehen werde. Ich habe versprochen, etwas Ruhe zu geben, neue Ideen kommen 2024 mit großer Sicherheit!
Zur Person: MARBOD FRITSCH, Künstler
- geb. 4. Dezember 1963
- wohnhaft in Bregenz und Wien
- Familienstand: verheiratet mit Nina
- Werdegang: Matura, Studium, zahlreiche Auslandsaufenthalte u.a. Peking, Italien, Kanada, startete mit JURA-Studium, dann Angewandte Wien, 1987–1991, seit 1992 freier Zeichner und Konzeptkünstler. 2023: Werkschau mit Vorwort Thomas D. Trummer.
- Hobbies: Laufen, Fußball